BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
zurück.
Ein riesiges Monster bäumte sich über dem Nazarener auf. Krallen von der Länge eines menschlichen Unterarms wurden gespreizt – und fuhren nieder! Sie sollten ihm das Herz in der Brust zerfetzen –
– statt dessen aber flog die Pranke fort, einen zähen Schwall schwarzen Blutes nach sich ziehend!
Etwas wie eine Klinge aus Feuer hatte sie der Kreatur vom Gelenk getrennt!
Das flammende Schwert war gleichsam aus dem Nichts gekommen, und mit ihr jene Gestalt, die es in beiden Fäusten hielt und schon von neuem gegen die bestialische Horde schwang.
Es war ein Mann, zweifelsohne, wenn auch seine Konturen unscharf waren und sein Leib durchscheinend wie gefärbtes Glas. Seine Züge waren verzerrt vor Anstrengung, und um so mehr erstaunte, ja,
entsetzte
mich die Kraft, mit der er auf die Kreaturen in der Arena eindrang.
Das Brüllen sterbender Ungeheuer wurde im Tod zu Rufen der Erleichterung, als die Kreaturen erlöst von ihrem Dasein niedersanken.
So schnell ging alles vonstatten, dass nicht einmal ich zu reagieren vermochte.
Dann kehrte Stille ein, die des Todes – und eine andere, in der etwas war, das mir Schmerzen bereitete und Schwäche in meinem allzu menschlichen Körper aufsteigen ließ.
Der Fremde ließ die Waffe sinken und sah stumm zu mir herauf. Unsere Blicke begegneten sich, und jenseits seiner menschlichen Augen sah ich etwas, das mir vertraut schien – und verhasst war, seit sie mich aus ihrer Sphäre verbannt und in die Verdammnis gezwungen hatten!
Sie
, die meine Brüder waren...
Ich nannte fragend den Namen, den ich für den des Mannes dort unten hielt, aber er blieb reglos.
Schließlich beugte er sich zu dem Nazarener hinab, reichte ihm die Hand, und auch dessen Leib begann sich in etwas wie Glas zu verwandeln, wurde durchscheinend, und einen Lidschlag später waren beide verschwunden aus dieser Welt –
– in der ich zu bleiben gezwungen war.
Denn ich konnte die Hölle nur durch den Schoß eines Weibes verlassen, indem es mich in seine Welt gebar.
Und als der Teufel alle Versuchungen vollendet hatte,
wich er von ihm eine Zeitlang.
Lukas, Kap 4, Vers 13
»Salvat?«, Heavens Frage war nur ein Hauch.
»Vielleicht...« Mehr ließ Gabriel sich über den ebenso geheimnisvollen wie übermächtigen Retter des Nazareners nicht entlocken.
Heaven aber erinnerte sich des Mannes, der sich ihr mit diesem Namen vorgestellt hatte, nachdem sie durch das Höllentor im Kloster Monte Cargano in die Vergangenheit geraten und ihr Geist dort im Körper des Mädchens Lena aufgegangen war. Erst später, nachdem sie durch das Tor in die Gegenwart zurückgekehrt war, hatte Heaven erfahren, dass es sich bei Salvat, dem sie als Lena mehr als nur ihre Gunst geschenkt hatte, um einen leibhaftigen Engel handelte.
Gabriels Schritte hallten im Felsendom wider, während er seinen Weg entlang des achteckigen Gangs fortsetzte. Wie oft sie den Fels in der Mitte des Domes inzwischen umrundet hatten, wusste Heaven nicht zu sagen. Ihr war, als sei sie währenddessen gar nicht an diesem Ort gewesen, sondern weit fort, in der Vergangenheit, tatsächlich Augenzeugin von all dem, was Gabriel so anschaulich zu schildern vermochte, wie kein Mensch es gekonnt hätte. Denn der Teuflische schien sich auf rätselhafte Weise nicht bloßer Worte zu bedienen; er spann das Garn seiner Geschichte zu einem Netz, das seine Zuhörerin gleichsam einfing.
Heaven ging Gabriel nach, nicht sonderlich schnell, so dass sie weiter hinter ihm blieb. Ihre Stimme allerdings strich wispernd an den Wänden entlang und holte ihn ein.
»Ist die Geschichte, soweit du darin verwickelt bist, damit zu Ende?«
»Noch war eine Inkarnation meiner selbst in dieser Zeit verblieben«, antwortete Gabriel.
»Was hat sie... hast
du
getan?«, wollte Heaven wissen.
»Ich musste versuchen, den Schaden wieder gutzumachen.«
»Welchen Schaden?«
Der Satanische blieb stehen und wandte sich ruckartig um. »Verstehst du denn nicht, was ich angerichtet hatte?«
Heaven antwortete nicht, ihr Blick war fragend.
»Ich hatte dem Menschensohn erst eröffnet, wer er war, welche Bestimmung seiner harrte!«
»Du meinst –?«, setzte Heaven zögernd an.
Gabriel nickte. »Ich, den die Menschen Satan nennen, bin schuld daran, dass Jesus Christus zu dem werden konnte, was er für die Menschen war! Meine Versuchung stärkte ihn und öffnete ihm erst die Augen für die Wahrheit.«
Heaven verschloss ihren Geist vor dem furchtbaren Sinn, den Gabriels
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