BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
und Dankbarkeit! Ist das zu viel verlangt?«
»N-nein, gewiß nicht, Onkel. Ich danke Euch ja, von ganzem Herzen –« Bartholomäus konnte nicht weitersprechen. Ihm wurde übel von seinen eigenen Worten. Bittere Galle vertrieb den kupfernen Blutgeschmack aus seinem Mund.
Ein letztes Mal langte der Fette noch hin, dann stieß er den Jungen in die Trümmer des Treppengeländers. »Sieh zu, dass du das richtest. Und dann geh nach oben und bring die Zimmer in Ordnung. Ich erwarte etliche Gäste zur Nacht. Drei oder vier Karawanen sind heute in die Stadt gezogen, alle aus dem Morgenland. Und du weißt, wie geil diese Kerle auf unsere Weiber sind.«
Zahel griff sich mit seinen dicken Fingern in den Schritt und grunzte. Dann stieg er die Treppe hoch, wohl um selbst zu probieren, was er den Gästen in der Nacht vorlegen würde.
Bartholomäus beeilte sich derweil, das Werkzeug zu holen, um das Treppengeländer zu reparieren. Und während er das Holz aneinander nagelte und richtete, vernahm er von oben die Laute seines Onkels, die klangen, als kämen sie aus einem Schweinestall – und hellere Stimmen, voller Schmerz.
Bartholomäus hielt inne und wog den Hammer in seiner Hand. Sein Blick wechselte von dem schweren Gerät hinauf zum oberen Ende der Stiege, und er wünschte sich den Mut, kurzerhand hinaufzulaufen, um den Hammer zu anderem Zwecke zu verwenden.
Er seufzte und schluchzte in einem.
»Wenn ich es nur könnte«, flüsterte er, »nur einmal möchte ich die Kraft dazu haben.«
Sekundenlang lauschte er den Geräuschen von oben, derweil die Bilder dazu in seinem Geist entstanden. Mehr als einmal hatte er bei solchem Treiben zugesehen, nicht nur seinem Onkel, auch und vor allem anderen Männern, die nächtens ins Haus schlichen und Zahel dafür bezahlten, dass er sie zu den Mädchen ließ.
Die Faust des Jungen krampfte sich um den Hammer, bis die Knöchel weiß und spitz aus seiner Haut hervorstachen.
»Könnte ich nur...«, knurrte er. »Oder käme nur einer, der den Kerl erschlüge. Mein Dank wäre ihm für alle Zeit gewiß.«
Oben wurde eine Tür geöffnet. Das helle Schluchzen wurde lauter, bis die Tür wieder zuschlug.
Bartholomäus hämmerte wie besessen auf das Geländer ein. Tränen verschleierten seinen Blick. Und das erleichterte es ihm, sich ein anderes Ziel für seine Hammerschläge vorzustellen...
Beladen mit frischen Tüchern und duftenden Kräutern stieg Bartholomäus später die Treppe hoch. Vor der ersten Tür – jene, hinter der es sein Onkel vorhin noch getrieben hatte – zögerte er kurz. Dann klopfte er doch an, zaghaft, und als sich dahinter nichts rührte, öffnete er sie, trat über die Schwelle –
– und blieb stehen wie vom Donner gerührt!
Die zierliche Gestalt auf dem Lager aus Stroh und Tüchern, nackt und bleich, bewegte sich nicht, lag da wie... tot?
»Isebel?«, stieß Bartholomäus halblaut ihren Namen hervor.
Keine Reaktion.
Er ließ die Tücher und Kräuter fallen, eilte zu dem Lager hin und fiel auf die Knie. So vorsichtig, als könne er sie zerbrechen, berührte er die junge Frau. Behutsam drehte er sie auf den Rücken.
Ihr Stöhnen mischte sich mit dem Keuchen, das ihm das Entsetzen entlockte. Blut zeichnete ein wirres Muster über ihr herb schönes Gesicht, und ihr Leib war dunkel von Schlägen.
Mit dem Saum seines Gewandes wischte Bartholomäus über Isebels Gesicht. Flatternd öffneten sich ihre Lider, und ihr winziges Lächeln brach ihm schier das Herz.
»Was hat er dir nur angetan?«, fragte er atemlos vor Ekel.
»Nicht...«, stöhnte Isebel, »reden... davon.«
»Ich bring' ihn um«, knirschte Bartholomäus, und die Entschlossenheit in seinem Ton erschreckte ihn kaum weniger wie Isebels Anblick eben.
»Nicht«, flüsterte Isebel. »Er ist... stärker. Er würde dich... töten.«
Grabeskälte war mit einem Mal in Bartholomäus, und seine Stimme klang so dumpf, als komme sie aus einer Gruft. »Und? Dann soll er mich töten. Dann hat dieses Leid wenigstens ein Ende.«
Isebel richtete sich ein wenig auf, und Bartholomäus schämte sich dafür, dass die Bewegung ihrer schweren Brüste ihn erregte.
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, ließ sie höher wandern und strich ihm über das Gesicht, wie man es bei einem uneinsichtigen Kind tut.
»Das ist es nicht wert«, sagte sie. »Kein Leben ist es wert, Zahel geopfert zu werden.«
»Soll ich warten, bis jemand kommt, um uns von ihm zu erlösen?«, begehrte Bartholomäus auf. Er lachte
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