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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Worte machten. Sie befahl sich selbst, sich nur nüchternes Interesse an seiner Geschichte zu erlauben.
    »Was hast du unternommen?«, fragte sie.
    »Ich wich von ihm«, sagte der Inkarnierte, »eine Zeitlang. Und ersann einen neuen Plan...«
     
     
    ... Herr, geh weg von mir!
    Ich bin ein sündiger Mensch.
    Lukas, Kap 5, Vers 8
     
    Vergangenheit
    Bartholomäus fürchtete fast um sein Leben!
    Dicht an dicht drängten sich die Menschen um ihn her, sie keilten ihn schier ein. Vom stundenlangen Ausharren in der Sonnenhitze waren ihre Gewänder schweißnass, und der saure Gestank erschwerte Bartholomäus zusätzlich das Atmen.
    Er war aus dem gleichen Grunde zum Marktplatz gekommen wie alle anderen. Nur eines, dachte Bartholomäus schweren Herzens, unterschied ihn von der Menge: Er hatte
ihn
wohl als einziger nicht gesehen. Denn Bartholomäus war von kleiner, beinahe mädchenhafter Gestalt, und alle anderen überragten ihn um Haupteslänge. Keiner dachte daran, ihn einmal nach vorne durchzulassen, und mit Nachdruck darum zu bitten oder sich gar gewaltsam Durchlass zu verschaffen... nun, dazu fehlte es ihm schlicht an Traute und Kraft.
    Hören aber konnte Bartholomäus
ihn
zumindest; jedes seiner Worte schien in der ganzen Stadt vernehmbar zu sein, und dem jungen Mann kam es vor, als spräche
er
ihm direkt ins Ohr.
    »Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon...«
    Bartholomäus sog sie förmlich in sich auf, die Worte jenes Nazareners, von dem so viel die Rede war in dieser Zeit und überall im Land. In jedem einzelnen davon fand der Junge Trost, und nichts hatte er dringender nötig in seinem trostlosen Leben, das diesen Namen kaum mehr verdiente; nicht seit seine Mutter tot war und deren Bruder ihn in seinem Hause aufgenommen hatte...
    Bartholomäus ließ sich zu Boden sinken, weil die Atemnot so schlimm wurde, dass seine Beine ihn nicht länger trugen. Hier unten war die Luft nicht ganz so stickig, dafür aber voller Staub, den die Füße Hunderter von Menschen, die sich um den Nazarener scharten, aufwirbelten. Bartholomäus musste niesen, und die Männer, die ihn unmittelbar umstanden, wichen wie im Reflex ein winziges Stück beiseite.
    Ein zaghaftes Lächeln erschien auf dem schmalen Gesicht des Jungen. Denn plötzlich sah er einen Weg, wie er den Nazarener doch noch zu Gesicht bekommen konnte – er brauchte nur bäuchlings zwischen den Beinen der Leute hindurchzukriechen!
    Das tat er denn auch, und nach etlichen derben Tritten, die ihm teils in Absicht, teils aus Versehen beigebracht wurden, erreichte er die vorderste Reihe der Zuhörerschaft und stemmte sich mit sandverklebtem Gesicht in die Höhe. Auf halbem Wege hielt er allerdings inne – verblüfft und... enttäuscht.
    Bartholomäus wusste nicht genau zu sagen, wie er sich den Nazarener vorgestellt hatte. Aber seine kräftige und zugleich wohltönende und warme Stimme hatte doch ein bestimmtes Bild in ihm heraufbeschworen. Jetzt aber, da er ihn sah, fand Bartholomäus, dass der andere... nun, ganz normal eben aussah, ein Mensch war wie viele andere.
    Was indes nichts daran änderte, dass der Junge sich noch immer von dessen Worten in Bann gezogen fühlte.
    Dass der Nazarener ihn ansprach, bemerkte Bartholomäus zunächst gar nicht. Erst als er sich von den Leuten links und rechts angestoßen und schließlich nach vorne geschoben fühlte, war es, als erwache er aus einem Tagtraum.
    Fast erschrocken sah sich Bartholomäus um. Er stand im Kreis jener Männer, die dafür sorgten, dass die Menge dem Nazarener nicht unmittelbar auf den Leib rückte. In ihrer Mitte wiederum saß
er
, einfach im Staub, mit untergeschlagenen Beinen, und er lächelte Bartholomäus freundlich zu.
    »Komm zu mir, junger Freund«, sagte er.
    »W-was wollt Ihr, Herr?«, fragte Bartholomäus zögernd. Ihm war alles andere als wohl in seiner Haut. Er mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Schon hörte er die Menschen ringsum tuscheln; sie fragten einander, wer dieser Junge denn sei, und Bartholomäus schämte sich dafür, dass nun alle erfuhren, wem er angehörte.
    »Ich möchte dir nur helfen, sonst nichts«, erwiderte der Nazarener.
    »Helfen? A-aber ich brauche... ich meine, mir ist –«
    »Du meinst, dir wäre nicht zu helfen?«, Der freundliche Blick des anderen hielt Bartholomäus schier gefangen. Ihm war, als sehe dieser Blick viel mehr als

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