BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Ein
Vampir
«, bestätigte Rona ihre Befürchtung. »Er hat mich begleitet, weil auch sein Stamm von dem betroffen ist, was du Sardon und vielen anderen angetan hast!«
»Ein Vampir...?«, Heaven schüttelte den Kopf. Nicht, weil sie Ronas Worten misstraute, sondern weil sie irgendetwas an dem Gedanken störte, Vampire könnten sich neuerdings auch in etwas, das so viel
Positives
symbolisierte wie der König der Lüfte, verwandeln.
»Er gehört einem Stamm an, den Sardon und ich vor langer Zeit besuchten«, sagte Rona. »Hätte ich geahnt, wie einfach es ist, dich außer Gefecht zu setzen, hätte ich seinen Beistand vielleicht gar nicht gebraucht...«
Die kurze Regung, die Ronas Worte in den Augen des Indianers hervorriefen, entging Heaven nicht.
»Kann er nicht für sich selbst reden?«, fragte sie. »Ist er stumm?«
»Ich höre lieber zu, als selbst zu reden«, sagte der Indianer mit melodiöser Stimme, ehe er, deutlich schärfer, von Rona verlangte: »Frag sie! Beweise mir, dass sie die Schuld an der Seuche trägt!«
»Beweisen?«, Die Werwölfin lachte unsicher. »Ich habe dir nichts zu beweisen. Aber wenn du keine Geduld hast...« Sie beugte sich näher zu Heaven und verdeckte so den Blick auf den Indianer. »Wie hast du es gemacht?«, fauchte sie hasserfüllt. »Und wie kann man es
rückgängig
machen?«
»Wovon redest du?«, fragte Heaven, ohne sich verstellen zu müssen. Sie wusste wirklich nicht, was Rona ihr in diesem Moment vorwarf.
»Wovon?«, Rona lachte kurz auf, aber es war keine Heiterkeit in diesem Geräusch. »Ich rede von Sardon! Vom Lilienkelch! Womit hast du die Sippenoberhäupter so verhext, dass jeder, der mit ihnen in Kontakt kommt, einen qualvollen Tod stirbt?«
»Dafür bin ich nicht verantwortlich«, erwiderte Heaven.
»Du lügst!«, Das Messer drang in ihre Haut ein.
Der Schmerz war auszuhalten. Aber der Gedanke, ausgerechnet durch Ronas Hand zu sterben...
»Halt!«, rief Wyando. »Wie sollen wir erfahren, wie der Fluch von meinem Vater und allen anderen zu nehmen ist, wenn du sie
umbringst
?«
Rona zögerte. Dann wandte sie sich erneut an Heaven. »Du hörst es. Er mag dich. Du solltest schnell nachdenken, ob es sich für dich persönlich lohnt, weiter zu lügen. Ganz, ganz schnell...«
»Ich lüge nicht! Selbst wenn ich wollte, ich
könnte
das, was du 'Fluch' nennst, gar nicht rückgängig machen – weil ich es nicht war, der es in Gang setzte.«
Rona schenkte ihr keinen Glauben. »Ich hätte mir denken müssen, dass du lieber sterben würdest, als Gnade für deine Widersacher walten zu lassen... Aber ich gebe dir eine allerletzte Chance: Verrate uns
jetzt
, wie das Sterben gestoppt werden kann, oder...«
Heaven rechnete nicht damit, dass Wyando noch einmal zu ihren Gunsten einschreiten würde. Dennoch wiederholte sie die Wahrheit: »Ich habe dieses Sterben nicht in Gang gesetzt – und kann es auch nicht stoppen.«
»Damit hast du selbst das Urteil über dich gesprochen!«, Die Klinge an Heavens Hals bewegte sich.
Aber ehe sie das Urteil wirklich vollstrecken konnte, hörte Heaven Ronas vampirischen Begleiter sagen: »Wenn du das tust, werde ich
dich
töten! Das solltest du glauben, denn ich mache nie falsche Versprechen!«
Die Hand, die das Messer hielt, verharrte. Ohne sich zu dem Arapaho umzudrehen, sagte Rona: »Du musst den Verstand verloren haben! Sie ist die größte Feindin, die dein Volk je hatte!«
»Das bezweifle ich«, sagte Wyando unbeeindruckt. »Woran ich nicht zweifele, ist, dass sie im Angesicht des sicheren Todes die Wahrheit sagt! Senke die Klinge! Sie soll leben!«
In Heavens Kopf drehten sich wieder die Steinchen des Kaleidoskops. Sie war zur Untätigkeit verdammt und konnte nur hoffen, dass sich Wyando durchsetzte – warum auch immer er Partei für sie ergriff.
Unvermittelt löste sich die Klinge von ihrer Kehle. Rona wirbelte herum und stapfte auf den Vampir zu.
»Du bist eine Schande für deine Rasse!«, schrie sie mit überschlagender Stimme. »Wie kannst du ernsthaft von mir verlangen, diesen
Bastard
zu schonen? Sie wird dich töten, sobald du ihre Fesseln löst!«
»Warum sollte sie das?«
»Weil sie Vampire
hasst
!«
»Vielleicht hasst sie das Böse«, sagte Wyando und brachte Rona damit endgültig aus dem Konzept.
»Aber...«
»Und wenn sie ein Feind des Bösen ist, kann sie mein Feind nicht sein«, fuhr Wyando fort, »denn Makootemanes Stamm hat der dunklen Macht schon vor langer Zeit entsagt...«
Nicht nur ein Augenpaar,
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