BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
von den anderen unterschied. Sie bestand aus Metall, und sie war abgeschlossen. Sardon brauchte trotzdem nicht mehr als einen kräftigen Ruck, um sie zu öffnen.
Hinter der Schwelle lag ein Raum, der so vollgestopft mit allen möglichen Dingen war, dass sich seine Größe nicht erkennen ließ. Ein Lager, oder eher noch eine Art Rumpelkammer. Zwischen den abgestellten Sachen – Geräte, Maschinen, Kleiderbündel und alles Mögliche mehr – führten labyrinthartig verzweigte Gänge hindurch.
Obwohl ihm das Licht, das durch zwei kleine Fenster in den Raum fiel, ausgereicht hätte, drückte Sardon den Schalter neben der Tür. Diffuse Helligkeit legte sich über alles, und die Schatten, die darin entstanden, erschwerten die Sicht eher noch.
Für ein paar Sekunden blieb Sardon einen Schritt hinter der Schwelle stehen und lauschte, den Kopf leicht vorgereckt.
Er konzentrierte seine Sinne auf etwas, das ihm schon im Moment des Eintretens aufgefallen war und von dem er sich jetzt überzeugte, dass es weder eine Täuschung noch etwas war, das von draußen hereindrang.
Ein Klopfen.
Ein regelmäßiges Pochen, dumpf wie das gleichförmige Schlagen eines – Herzens?
Sardon assoziierte das Geräusch automatisch mit Angst. Mit der Furcht eines Menschen, der sich hier in diesem Raum vor ihm verbarg. Doch er vermisste den dazugehörigen, nur für Vampire wahrnehmbaren süßen Duft von Blut...
Sardon ging weiter, die schmalen Wege zwischen den gelagerten Sachen entlang. Er orientierte sich an dem Geräusch, ging zurück, sobald es leiser wurde. Er musste wegen der wirren Anordnung der Gänge regelrechte Umwege in Kauf nehmen, doch schließlich fand er die Quelle jenes Pochens.
Sie lag in einer Nische zwischen zwei mannshohen Holzkisten und musste für menschliche Augen unsichtbar sein in den nistenden Schatten.
Sardon fühlte ein wirres Konglomerat von Empfindungen in sich aufsteigen.
Es war kein Mensch, den er hier entdeckt hatte. Damit hatte er auch nicht wirklich gerechnet, und er sich nicht sicher, ob er sich überhaupt Vorstellungen von dem gemacht hatte, worauf er treffen könnte.
Das
hatte er jedenfalls nicht erwartet.
Es war ein – Ei.
So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Wie ein großes schwarzes Ei.
Erst auf den zweiten wurde ein nur ei-ähnliches Gebilde daraus, das mehr einer Avokado ähnelte. Etwa hüfthoch, mit einer Schale aus glänzendem, seltsam festen Schleim, der von dunklen Strängen durchzogen wurde. Und diese Stränge, in denen eindeutig etwas floss, waren es auch, die das dumpfe Pochen aussandten...
Sardon kam nicht mehr dazu, sich näher mit dem widerlichen Ding zu befassen.
Hinter ihm geschah etwas, das ihn ablenkte.
Geräusche.
Schritte!
Er fuhr herum.
Und erstarrte, noch ehe er die Drehung ganz beendet hatte.
Ohne ihm je gegenüber gestanden zu haben, wusste er, wen er da vor sich hatte.
Die elfenbeinfarbenen Zähne, die unter der Oberlippe des Anderen hervorragten, verrieten die Herkunft des Geschöpfs. Sie und das fehlende Geschlecht...
Erspüren konnte Sardon die Präsenz des anderen Vampirs jedoch noch immer nicht. Sie entstammten nicht verschiedenen Generationen ein- und desselben Volkes.
Sardons Ahnung verdichtete sich zu Gewissheit. Sie waren Angehörige zweier verschiedener Rassen.
Zweier Rassen, die einander fremd waren. Fremd – und feindlich gesonnen?
Denn das war etwas, das Sardon fühlen konnte: die Feindseligkeit des anderen. Sie schlug ihm entgegen wie stinkender Brodem. Und darin verbarg sich noch etwas – das fühlbare Wissen, dass der andere nichts neben sich duldete, was nicht von seiner Art war. Alles, was anders war als er selbst, taugte nur als Nahrung. Und wenn nicht dazu, dann eben nur zum Sterben.
Tod lag in der Luft, fast wie etwas Greifbares. Sardon konnte ihn sogar riechen. Den Duft des Todes, den Geruch von Verwesung.
Er wehte jenen voran, die sich nun aus dem Sichtschutz von Kisten und Stapeln lösten und an die Seite ihres Herrn traten.
Untote. Dienerkreaturen des Homunkulus.
Sie waren spürbar bereit, alles zu tun, was er ihnen befahl.
Und er gab ihnen einen Befehl.
»Tötet ihn!«
Eine dünne Rauchsäule stieg kerzengerade von der offenen Feuerstelle in der Mitte des Raumes auf und verschwand durch eine kleine Öffnung im gewölbten Dach der Hütte. Kleine, kaum fingerlange Flammen tanzten auf dem Holz in dem runden Loch im Boden, und sie und die wabernde Glut darunter waren die einzige Lichtquelle in der Hütte. In
Weitere Kostenlose Bücher