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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Conolly nicht mehr brauchte
    Zuvor würde er ihr Blut so aufbereiten, dass sie glaubte, es müsste ihre Adern verbrennen.
    Und all das ließ er die junge Pilotin wissen, ehe er aus dem Flugzeug stieg und sie allein zurückließ.
    Allein mit ihrer Todesangst, deren Kälte die der eisigen Luft draußen um Längen schlug.
     
     
    Das dumpfe Donnern, mit dem Schnee von den Zweigen rutschte, und das geisterhafte Knacken, mit dem eisbeladene Äste brachen, erfüllten den dämmrigen Wald.
    Es waren neben seinem keuchenden Atem die einzigen Geräusche, die Benji Hosteen wahrnahm.
    Der kleine Inuit-Junge war auf Bärenjagd. In seiner kindlichen Vorstellung zumindest.
    Dennoch ging er mit dem Geschick eines erfahrenen Jägers vor.
    Er hatte oft genug in der Runde der Alten gesessen, vor allem in den Winternächten, die kein Ende zu nehmen schienen. Dann erzählten sie von Zeiten, die lange zurücklagen und die sie doch nie ganz hinter sich gelassen hatten.
    Als ihr Volk noch nicht sesshaft gewesen war. Als es noch dem Zug der wandernden Karibu-Herden gefolgt war. Bevor der weiße Mann in ihr Land gekommen war und ihnen schließlich Orte zugewiesen hatte, an denen sie fortan zu wohnen hatten. Orte, die Beaver oder Venetie oder Arctic Village hießen – oder Nuiqtak, das Dorf am Colville River, wo auch Benji Hosteen zu Hause war.
    Der Junge war regelrecht aufgegangen in den Geschichten der Alten. Unsichtbar hatte er all jene Jagden miterlebt, von denen sie berichteten, ihre anstrengenden Wanderungen mitgemacht. Und auf diese Weise war er vielleicht ebenso eins geworden mit der Natur, wie seine Vorfahren es einmal gewesen waren. Jedenfalls war er ihr näher als andere Kinder seines Dorfes, die für die Erzählungen der Alten, wenn überhaupt, nur ein Lächeln übrig hatten.
    Benji verstand es, aus Holz, Knochen, Steinen und dem Elfenbein der Walrösser Werkzeuge und Waffen zu fertigen; er wusste, wie man aus Tierhäuten und Pflanzenfasern Kleidung, Zelte, Behälter, Seile und Decken machte; und er konnte aus Grassoden und den Stämmen von Sitkafichten und Hemlocktannen eine Hütte bauen. Was er auch schon bewiesen hatte, wenn auch nur sich selbst, denn die kleine Behausung inmitten des Waldes hütete Benji wie ein Geheimnis. Niemand wusste von ihrer Existenz, aber selbst die Alten hätten gestaunt, was er da vollbracht hatte.
    Vor einer Weile hatte der Junge die Hütte aufgesucht und sich dort für die »Jagd« bewaffnet: mit Pfeil und Bogen sowie einer kleinen Steinaxt, mit der er im Wurf auf zwanzig Meter Entfernung einen beindicken Baumstamm treffen konnte.
    Solchermaßen ausgerüstet strich Benji Hosteen nun durch den Wald, aus dem jetzt zur Winterszeit auch tagsüber die Dunkelheit nicht recht weichen wollte. Doch Benji hatte gelernt, sich nicht allein auf seine Augen zu verlassen. Er nutzte all seine Sinne, während er durch das Dämmerlicht schlich, und er hätte seinen Weg auch bei völliger Dunkelheit gefunden.
    Genau daran mochte es wohl liegen, dass er von einer Sekunde zur anderen spürte, dass er nicht mehr allein war. Doch als er innehielt und mit Blicken um sich tastete, sah er niemanden.
    Natürlich war er auch zuvor nicht wirklich allein gewesen. Der Wald war voller Leben und schattenhafter Bewegung, aber dies alles war Teil des Waldes, dem sich auch Benji zugehörig fühlte.
    Die Veränderung jedoch, die er nun wahrnahm, war ungewohnt. Sie gehörte nicht hierher. Sie harmonierte nicht mit der Seele des Waldes, und Benji spürte dieses
Andere
wie einen lautlosen Misston in einer Melodie, die nur sein Ohr auffangen konnte.
    Etwas erwachte in dem Jungen, etwas wie ein Instinkt, der in den meisten seiner Altersgenossen verkümmert war. Er verwandelte ihn fast, machte ihn zu einem jener Menschen, die vor langer Zeit in friedlicher Symbiose mit Flora und Fauna dieses Landes gelebt hatten.
    Lautlos, ohne sich dafür sonderlich anstrengen zu müssen, schlich er in einem Zickzackkurs dahin. So spürte Benji, wenn jenes Andere schwächer wurde, und konnte sofort die Laufrichtung ändern, bis er es wieder deutlicher wahrnahm. Er folgte einer fremden Witterung, getrieben von dem, was die Jäger einst ausgezeichnet hatte – und zu einem Gutteil auch von kindlicher Neugierde.
    Letzteres war es, was den Leichtsinn nährte. Ein wirklich erfahrener Jäger hätte sich nie und nimmer so leichtfertig etwas Unbekanntem genähert. Er wäre sich der potentiellen Gefahr bewusst gewesen, die in allem Fremden lauern konnte. Doch in

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