BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
konnte.
Sie ließ ihn zögern, weil sie jenseits des Eingangs wie eine massive Mauer stand, die ihn daran hinderte, einzutreten.
Sardon wusste nicht, was er vorzufinden erwartet hatte.
Weil er nicht einmal wirklich darüber nachgedacht hatte.
Es gab zu viel Unbekanntes in dieser Angelegenheit, so dass es sich nicht lohnte, vorauszuplanen oder sich über Eventualitäten den Kopf zu zerbrechen.
Er wusste im Grunde nichts über die neue Rasse, mit deren Zucht Borak in Sydney begonnen hatte. Oder zumindest nichts über ihren tatsächlichen Werdegang. Die Information, dass es schon in Australien zu Schwierigkeiten gekommen war, war zu vage gewesen, um wirklich Aufschluss über die Entwicklung des Homunkulus zu geben.
Was Sardon schließlich in jenem Labor in New York vorgefunden hatte, konnte schon eher Anlass zur Sorge geben. Denn hier war mit Sicherheit etwas nicht so abgelaufen, wie es hatte ablaufen sollen. Doch Sardon wusste nichts über die Hintergründe, und so versuchte er sich auch davon nicht verunsichern zu lassen.
Es gab nur eines, was er tun konnte: Er musste handeln und reagieren, wenn es erforderlich war. Und dazu musste er zunächst einmal diese Station betreten.
Langsam und wie gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfend ging Sardon vor.
Was Aurelius mit den Mitteln des FBI herausgefunden hatte, musste nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Weg des Retorten-Vampirs tatsächlich hierher geführt hatte. Aber die Wahrscheinlichkeit war sehr groß. Denn Alaska war bislang etwas wie eine »vampirfreie Zone« gewesen. Sardon hatte dieses Land in seiner Eigenschaft als Kelchhüter nie bereist, um vampirischen Nachwuchs zu schaffen. Dazu war diese Ecke der Welt seinerzeit zu unbedeutend gewesen.
Zwar war es denkbar, dass sich zwischenzeitlich Angehörige der Alten Rasse aus freien Stücken hier niedergelassen hatten, aber Sardon schloss diese Möglichkeit nahezu aus. Er hätte mit großer Sicherheit davon erfahren, wenn es so gewesen wäre. Denn auf seiner fast dreihundert Jahre währenden Suche nach dem Lilienkelch hatte es kaum einen Flecken auf dem Globus gegeben, den er nicht betreten hätte – und ebenso wenig etwas, das ihm nicht zu Ohren gekommen wäre.
Spätestens nach jedem zweiten Schritt blieb Sardon witternd stehen. Er versuchte
etwas
aufzuspüren. Eine verwandte Schwingung. Oder den Geruch des Todes.
Aber er nahm nichts von all dem wahr.
Als wäre die Station nicht einfach nur menschenleer, sondern völlig verlassen.
Auch von jenem Wesen, dessentwegen er hier war.
Der einstige Hüter öffnete jede der Türen zu beiden Seiten des Ganges und warf einen gründlichen Blick in die zugehörigen Räume. Eine ganze Reihe davon waren unzweifelhaft Labors, angefüllt mit teils utopisch, teils aber auch ganz simpel aussehenden Gerätschaften und Instrumenten. Sardon kannte die Funktion von beiden Gattungen nicht, obwohl er aus den Unterlagen, die er von Aurelius erhalten hatte, wusste, welcher Art die Forschungen waren, die hier betrieben wurden – oder vielmehr betrieben
worden
waren
. Denn dass hier seit Tagen niemand mehr etwas angerührt hatte, war zwar nicht unbedingt offensichtlich – in der klaren Luft dauerte es Jahre, bis sich auch nur eine dünne Staubschicht über alles gebreitet hatte –, auf unbestimmbare Weise war es allerdings zu
spüren
. Vielleicht auch nur für ein Wesen wie Sardon.
Aber auch von der Gegenwart eines anderen Wesens konnte er nichts wahrnehmen. Dies konnte bedeuten, dass dieser Erste einer neuen Vampirrasse tatsächlich nicht oder
nicht mehr
hier war.
Es konnte aber auch ein Zeichen dafür sein, dass diese neue Rasse um so viel anders war, dass keine Verwandtschaft zur Alten bestand...
Und dieser Gedanke nagte in Sardon; nicht schmerzhaft zwar, aber das Gefühl war doch lästig und unangenehm. Vor allem wenn Sardon bedachte, was die Vermutung in der Konsequenz bedeuten konnte...
Er erreichte das Ende des Korridors und entschied sich aus keinem besonderen Grund dazu, nach rechts zu gehen, wo der Gang nach ein paar Schritten einen scharfen Knick machte, um etwas verschmält weiterzuführen.
Hier gab es nur Türen auf der rechten Seite. Dahinter lagen, wie Sardon feststellte, die Quartiere der Wissenschaftler –allesamt verlassen.
Der Vampir verzichtete darauf, sich in jedem davon näher umzusehen, nachdem er schon in den ersten beiden Zimmern nichts gefunden hatte, was ihn auf seiner Suche weiterbrachte.
Dieser Flur endete vor einer Tür, die sich
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