BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
von durchaus »südlichem« Charakter war mit seinen buntgestrichenen Holz- und Steinbauten, unter denen sich auch ein paar Geschäfte und ein Restaurant befanden.
Sardon brachte Minuten damit zu, den Ort zu beobachten. Ein einziges Auto fuhr während dieser Zeit eine der beiden Straßen entlang. Der eine intakte Scheinwerfer des Fahrzeugs wanderte wie der Finger eines Gespenstes durch das Zwielicht.
Ansonsten rührte sich nichts.
Zumindest nicht in der Ortsmitte.
Aber an dem Hang, der links von ihm lag, machte Sardon schließlich eine Bewegung aus. Und dann mehrere.
Männer liefen dort. Der Art ihrer Bewegungen nach zu schließen waren sie nicht die Jüngsten, und sie kamen alle aus einer Richtung: aus einer der Hütten, wie der Wolf schließlich feststellte. Und sie strebten anderen Hütten zu.
Sardon beobachtete sie weiter. Ihm fiel auf, dass jeder der Männer etwas trug. Etwas offensichtlich Schweres oder zumindest Unhandliches.
Der Wolf knurrte, gereizt und unruhig, als er erkannte,
was
die Männer da mit sich schleppten.
Eier. Eiförmige Kokons, wie er einen in der Station gefunden hatte.
Die Männer schafften die Brut des Retorten-Vampirs fort!
Demzufolge befand sich der Vampir selbst in jener Kate, aus der die Männer gekommen waren.
Sardon überlegte. Zwei Möglichkeiten boten sich ihm. Die eine war, die »Höhle des Löwen« zu stürmen, um das Übel gleich an der Wurzel zu packen. Die andere war, sich erst der Brut anzunehmen.
Er wusste nicht, wie lange es dauerte, bis die Kokons platzten, um den vampirischen Nachwuchs in sein unseliges Leben zu entlassen. Aber es schien ihm die bessere Lösung, hier zuerst zuzuschlagen. Er würde wohl einen Großteil der Eier vernichten können, ehe die Vampire »schlüpfen« konnten.
Der Wolf sah sich kurz um, wartete, bis auch der letzte der Männer mit seiner Last in einer der Behausungen verschwunden war.
Dann lief er los, in die Richtung der nächstgelegenen Hütte.
Heaven glaubte in Wärme zu schweben wie auf Wolken. Die Luft um sie herum war regelrecht angefüllt mit würzigen Naturdüften. Sie fühlte sich so wohl wie seit Wochen nicht mehr, und sie weigerte sich auch dann noch beharrlich, die Augen zu öffnen, als ihr Bewusstsein längst empor getaucht war aus jener Schwärze, in die es zuvor – irgendwann – gestürzt war.
Es konnte nur ein Traum sein, den sie da erlebte, und sie wollte unter keinen Umständen, dass er endete.
Ein zufriedenes Schnurren drang an ihr Ohr, wie von einem Kätzchen, das es sich auf der Ofenbank bequem gemacht hatte, und Heaven brauchte eine ganze Weile, ehe sie merkte, dass sie selbst es war, die da vor Behaglichkeit schnurrte.
Umso mehr, als kräftige Hände ihren rechten Fuß zu massieren begannen. Sanft und kräftig in einem glitten sie zu ihrem Knöchel hoch, der vorhin zwischen stählerne Kiefer und Zähne geraten war...
Die Erinnerung an den Schmerz ließ Heaven die Augen aufreißen!
Ihr schreckgeweiteter Blick fiel zuallererst auf ihren rechten Knöchel. Völlig makellos und unverletzt ragte er aus dem Hosenbein.
Dann erst hob sie den Kopf ein wenig und sah den Rest des Körpers, zu dem die Händen gehörten, die ihren Fuß und Knöchel massierten.
Heaven registrierte sofort den seltsamen Ausdruck in den meerblauen Augen des Mannes. Und sie wusste, woher dieser Ausdruck rührte. Denn der Mann hatte ganz bestimmt noch nie in seinem Leben gesehen, dass eine solche Verletzung in so kurzer Zeit verheilte, im wörtlichen Sinne zusehends
verschwand
. Heavens Selbstheilungskraft hatte auch während ihrer Ohnmacht funktioniert...
»Hallo«, sagte er, als er bemerkte, dass sie aufgewacht war.
Seine Stimme klang angenehm – tief, aber nicht brummig, sanft und doch männlich. Und sie passte zu ihm. Er war groß und kräftig, ohne unansehnlich muskulös zu sein. Sein dunkelblondes Haar reichte ihm fast bis auf die Schultern, und sein dichter Vollbart ließ ihn wohl ein wenig älter wirken als er tatsächlich war. Er sah aus wie Vierzig, und so schätzte Heaven sein wahres Alter auf knapp über Dreißig.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Was?«, fragte Heaven.
»Das mit dem Fangeisen«, erwiderte er und hob ihren Fuß, den er noch immer festhielt, ein bisschen an. Dabei veränderte sich der Ausdruck in seinem wettergegerbten Gesicht um eine Spur. Verwirrung stahl sich hinein.
Heaven lächelte ihn stumm an, nahm den Blick seiner herrlich blauen Augen mit den ihren gefangen, und im nächsten Moment
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