BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
es nur möglich war.
Irgendwann sah sie ein kurzes Zucken, das Parks' Gesicht überlief, als hätte ihn etwas gestochen. Doch der Ausdruck wich noch in derselben Sekunde wieder dem von Glück und Lust.
Nur Heaven sah die beiden haarfeinen Stränge, die sich von dem schmalen Gürtel, den der Symbiont um ihre Hüften gebildet hatte, gelöst hatten und deren Enden in Parker Beauchamps Bauchdecke verschwanden.
Dort zapfte der Symbiont, nunmehr auf Menschenblut angewiesen, sein Lebenselixier ab. Aber er ging behutsam vor und hatte sich längst wieder zurückgezogen, als Heaven und Parks mit Schreien, die sich zu einem einzigen vereinigten, zurücksanken.
Heaven wünschte, sie hätte ewig so liegenbleiben können, am liebsten in genau dieser Haltung: an Parks' Brust gelehnt, die Finger in seinem Haar.
Aber sie durfte es nicht.
Und sie musste es beenden, bevor es ihr noch schwerer fiel, Abschied zu nehmen.
»Ich muss gehen«, sagte sie und half ihm mit ihrer suggestiven Kraft, seine Enttäuschung darüber im Zaum zu halten.
»Wo willst du hin?«, fragte er.
Sie erzählte ihm von der Spur, der sie folgte.
»Sie führt vielleicht nach Nuiqtak«, meinte Beauchamp.
»Nuiqtak?«
»Eine kleine Stadt, ein Dorf, einige Meilen entfernt. Ich fahre ab und zu dorthin, um Vorräte einzukaufen oder um Waren zu verkaufen oder zu tauschen.«
»Du fährst?«, fragte Heaven. Die bloße Vorstellung, als Fledermaus durch die eisige Nacht fliegen zu müssen, um den Rest des Weges hinter sich zu bringen, ließ sie frösteln.
»Natürlich.«
»Könntest du mich... hinbringen?«, bat sie ihn, und sie überließ ihm die Entscheidung selbst.
Er nickte. »Natürlich. Gern.«
Während er sich ankleidete, befahl Heaven dem gesättigten Symbionten, sie wieder in Winterkleidung zu hüllen.
»Wenn es einen Wettbewerb im Schnellanziehen gäbe, würdest du ihn wohl gewinnen«, meinte Parks, als er sich umwandte.
»Gut möglich«, lächelte Heaven. »Wenn die Schiedsrichter nicht so genau hinsehen würden.«
»Bitte?«
Sie winkte ab. »Schon gut.«
Gemeinsam traten sie aus der Hütte. Hoch über ihnen graute bereits der Morgen, doch hier, unter dem Dach der Baumwipfel, war es noch dunkel. Parks verschwand in einem kleinen Anbau, und wenig später begann da drin ein sterbender Dinosaurier sein Totenlied anzustimmen.
So klang es jedenfalls für Heavens Ohren. Und der Urweltgigant wählte offenbar eine Feuerbestattung, denn dichter Qualm drang aus dem Anbau, in dem er sich zum Sterben niedergelegt hatte.
Dann bewegte sich etwas in dem Verschlag, und eingehüllt in eine Wolke aus Lärm und Gestank rumpelte ein Snowmobil heraus.
Die Tür auf der Beifahrerseite schwang auf. Heaven rutschte neben Parks Beauchamp auf die ungepolsterte Bank.
Im Licht der Scheinwerfer folgten sie der Spur des Wolfes.
Bis Nuiqtak.
In Wolfsgestalt strich Sardon um die Hütte herum.
Er lauschte auf Geräusche, die aus dem Inneren dringen mochten, aber er hörte nichts.
Vielleicht hatte der Alte, den er zuvor beobachtet hatte, sich zwischenzeitlich hingelegt und schlief, weil er vom Tragen des Kokons erschöpft war. Und wenn nicht, war es auch egal. Sardon würde kurzen Prozess mit ihm machen, wenn er ihm in die Quere kam.
Vor der Tür verwandelte er sich in seine menschliche Gestalt. Dann drückte er die Klinke nieder und fand die Tür unverschlossen. Er schob sie auf und warf einen Blick in die Hütte. Niemand war zu sehen.
Seltsam...
Aber auch das interessierte den Vampir nicht weiter. Er hatte entdeckt, weswegen er hergekommen war.
Er sah und
hörte
es.
Das Ei, den pulsierenden Kokon.
Es stand an der jenseitigen Wand des Raums, glänzte schwach im Licht, das von der Tür hereinfiel.
Ohne zu zögern, schritt Sardon darauf zu.
Das Innere der Hütte war mittels Fellen und Planen in verschiedene Kammern unterteilt. In einer davon mochte sich der Alte aufhalten. Doch ehe er Sardons Eindringen bemerken konnte, wollte der die Behausung schon wieder verlassen haben.
Nach getaner Arbeit...
Sardon befahl die Bestie in sich herauf. Seine Hände verformten sich, wuchsen, und aus den Nägeln wurden dolchartige Krallen, die er hob, um sie in den Kokon hineinzustoßen.
Doch dazu sollte es nicht kommen.
Die Welt um Sardon herum explodierte in grellem Schmerz, und ihre Trümmer versanken in einer Finsternis, die seine schwindenden Sinne nicht mehr zu durchdringen vermochten.
Sein letzter Gedanke war:
Eine Falle...!
Kurz zuvor
Wovek schloss
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