BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
vorüber an gemauerten Wänden – kurzum: Eine andere Welt hatte ihn wieder.
Vor einer schmucklosen Eichenbohlentür blieb Salvat stehen. Seine Hand legte sich auf die gusseiserne Klinke, doch er zögerte noch einen Moment lang, sie niederzudrücken. Vielleicht weil er ahnte, was ihn dahinter erwartete.
Nichts...
Er trat ein, und für einen Augenblick erstarb jede Bewegung und verstummte jedes Geräusch in dem Saal. Ein rundes Dutzend in Kutten gewandeter Männer sah zu Salvat, und so unterschiedlich sie in Alter und Herkunft auch sein mochten, eines hatten sie gemeinsam: In ihren Züge nistete ein Ausdruck, der verriet, dass sie sich alle hätten hinlegen können, um auf der Stelle einzuschlafen und erst in frühestens vierundzwanzig Stunden wieder aufzuwachen.
Was Salvat in den Gesichtern sah, ging über bloße Müdigkeit hinaus. Sie hatten den Schlaf nicht einfach übergangen, sondern sich ihm verweigert, und sie taten es seit etlichen Nächten.
Dennoch durfte er ihnen nicht erlauben zu ruhen. Zu wichtig war, womit sie beschäftigt waren. Und so lange sie erfolglos waren, mussten sie weitermachen.
Salvat winkte einen der Männer zu sich. Derweil nahmen die anderen ihr Tun wieder auf. Die einen senkten die Köpfe über handgeschriebene Texte, andere vertieften sich in Skizzen, und ein paar wandten sich Staffeleien zu, um mit der Arbeit an Gemälden unterschiedlichster Art fortzufahren.
"Was habt ihr erreicht, Elias?" fragte Salvat, gleichwohl er die Antwort kannte. Und in dieser Hinsicht wurde er auch nicht enttäuscht.
Der dunkelhäutige Kuttenträger schüttelte kaum merklich den Kopf und erwiderte: "Nichts. Noch nichts. Die Texte sind wirr, die Skizzen nicht minder. Es ist schwer, einen Sinn darin zu erkennen. Und wenn es gelingt, muss es nicht der richtige sein."
Salvat nickte. "Ich weiß. Würde es helfen, sie ein weiteres Mal zu untersuchen?"
Seine vage Kopfbewegung wies zum Boden hin, doch Elias wusste, was er wirklich meinte.
Die Kammer der Träumer im Fels, tief unter ihren Füßen.
Aus aller Welt hatten Gesandte die Träumer hierher gebracht. Menschen, die im Schlaf Dinge sahen, die für die Zukunft von Bedeutung waren.
Nun hatte es solche Menschen immer gegeben. Doch ihre Zahl hatte sich vor kurzem in einem Maße erhöht, das Anlass zur Sorge bestand.
Etwas Gravierendes musste geschehen sein. Etwas, das
Illuminati
zum Handeln zwang. Damit nicht geschah, was nicht geschehen durfte.
Was Illuminati verhindern musste. Weil es ihre heilige Pflicht war...
Nun schliefen all diese Menschen, deren sie habhaft geworden waren, drunten in jener Kammer. Schliefen – und träumten. Von Dingen, die in Erfahrung gebracht werden mussten.
Was nicht ganz einfach war. Zwar verfügte man hier über Mittel und Kräfte, sich in diese Träume "einzuklinken". Doch die Ergebnisse dieses "Traumlesens" bedurften noch der Übersetzung, des Deutens und Erkennens. Und darin lag das eigentliche Probleme.
Zwar hatten die Männer gezeichnete als auch schriftliche Traumprotokolle. Was sie indes wirklich beinhalteten, wussten sie noch nicht...
"Die Ergebnisse einer weiteren Befragung wären keine anderen", erklärte der Schwarze.
Salvat nickte, widerwillig zwar, aber er wusste, dass es so war, wie Elias sagte.
Während ihrer kurzen Unterhaltung waren die beiden Männer ein Stück in den Saal hineingegangen. An einer der Staffeleien blieben sie stehen. Salvat sah dem Maler über die Schulter.
Blau war die dominierende Farbe auf der Leinwand, das tiefe Blau eines Himmels, das nach unten hin blasser wurde und schließlich in weißes Gewölk überging, das über den Gipfeln schneebedeckter Berge lag. Und davor stand eine nackte Frau, die sich an die Schulter eines – Mannes lehnte...
Salvat zögerte selbst in Gedanken, die zweite Gestalt auf dem Bild als "Mann" zu bezeichnen, denn er hatte nur den Körper mit einem solchen gemein...
"Was mag das bedeuten?" murmelte er, fasziniert und angewidert in einem.
Elias hob die Schultern. "Ich bin nicht sicher. Aber der Schädel scheint mir ein Zeichen zu sein, dass..."
"Ich kenne das Bild!"
Die Stimme klang hinter ihnen an der Tür auf. Hastige Schritte näherten sich. Und noch bevor sie sich nach dem Sprecher umwenden konnten, stand er zwischen Salvat und Elias.
Salvat fasste ihn an den Schultern, hart und fordernd.
"Was sagst du da?" wollte er in beinahe bestürztem Ton wissen.
"Ich kenne das Bild", wiederholte der junge Mann, dem das dunkle Haar in Wellen bis auf die
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