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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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über ihre kaffeefarbenen Wangen, glitzerten im Mondlicht wie kleine Perlen.
    Trotzdem glitt sie vom Bett. Bevor Agamemnon etwas sagen, geschweige denn tun konnte, war sie in ihr Kleid geschlüpft und zur Tür hinaus.
    »Warte!«, rief Agamemnon ihr nach, unwillkürlich lauter, als er wollte. »Semi, nicht!«
    Er stolperte ins Freie, weil er im Laufen seine Hose überstreifte. In der Richtung, in der das Herrenhaus lag, zeichnete sich flackernder Lichtschein ab. Man hatte den Ort des Geschehens geradezu feierlich illuminiert. Damit heimliche Beobachter auch alles mitbekamen.
    Im Gegenschein konnte er Semiramis' schmale Silhouette sehen, die geradewegs auf das Haus zulief. Mem fürchtete, sie würde etwas Dummes tun – etwa versuchen, ein gutes Wort für Cuffey einzulegen. Sie würde sich neben Cuffey am Boden finden, bevor sie ihr kleines Plädoyer beendet hatte.
    Er musste sie aufhalten!
    Agamemnon rannte los. Vorbei an den Sklavenhütten, windschiefe Bretterbuden, kaum mehr als Verschläge, die andernorts (im Norden) für das Vieh zu schäbig gewesen wären. Mem spürte die Blicke aus dem Dunkel wie körperliche Berührungen. Und das Konglomerat von Gefühlen darin: Angst, Bedauern, Mitleid...
    Keiner der Sklaven schlief noch. Wer sich nicht in die Nähe des Herrenhauses geschlichen hatte, stand an Tür oder Fenster seiner Unterkunft und wartete zitternd ab, was geschah. Geisterhaftes Flüstern verfolgte Agamemnon, gutgemeinte Warnungen.
    »Tu's nicht!«
    »Lass sie!«
    »Bleib hier!«
    Doch Agamemnon lief weiter, schloss auf, und auf halber Strecke zum Herrenhaus holte er Semiramis schließlich ein. Seine Hände packten das Mädchen an den Schultern, rissen sie zurück. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt sie eisern fest und schaffte es irgendwie, auch ihren Mund zuzuhalten, so lange, bis sie aufhörte zu strampeln und zu zappeln wie ein auf dem Trockenen gelandeter Fisch.
    »Sei vernünftig«, mahnte er sie eindringlich. In ihren großen kohlefarbenen Augen, die der Widerschein der Feuer drüben beim Haus zum Glühen brachte, las er, dass sie keine Dummheit begehen würde. Er ließ sie los.
    Schweigend sahen sie beide hinüber zu der vom Feuer beleuchteten Fläche vor dem großen Haus mit dem gewaltigen Säulenportal. Nach wie vor zerrissen Cuffeys Schreie die Nacht. Und dazwischen mengte sich wieder und wieder das heisere Fauchen und Kreischen einer Katze...
    »Lass uns hingehen«, bat Semiramis.
    »Du solltest dir den Anblick ersparen«, sagte Agamemnon.
    »Bitte.«
    »Nun gut.«
    Mem nickte. Vielleicht war es nicht schlecht, wenn Semiramis sah, was der Boss mit Sklaven tat, die aufbegehrten oder ihm einfach nur dumm kamen. Cuffeys Anblick würde sich ihr unauslöschlich einprägen, ihr eine ewige Warnung sein.
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie hinter die dichten Büsche, die den Weg von der Sklavensiedlung zum Herrenhaus säumten. Solcherart vor Blicken geschützt, schlichen sie so nahe heran, dass Agamemnon nur noch ein paar Zweige zur Seite drücken musste, damit sie freie Sicht hatten.
    Instinktiv löste er seine Hand aus Semiramis' Fingern und fand blind ihren Mund.
    Keine Sekunde zu früh.
    Der Schrei des Mädchens erstickte in seiner Handfläche, ehe er laut werden konnte.
    Dafür hätte Agamemnon selbst fast aufgeschrien. Weil Semiramis ihre kleinen Zähne in das Fleisch seiner Hand grub. Nicht, um ihn zu zwingen, sie wegzunehmen, sondern um dem Entsetzen, das sie packte, ein Ventil zu geben.
    Aber es nützte nichts; natürlich nicht. Es gab nichts auf der Welt, womit der grauenhafte Anblick sich hätte ertragen lassen.
    Auch Agamemnon hatte alle Mühe, nicht kurzerhand durchzudrehen, nicht einfach loszustürmen, um Cuffey zu helfen, ihn zu befreien – ihn zu retten!
    Doch alles, was er mit einer solchen blindwütigen Aktion erreicht hätte, wäre gewesen, dass er sich spätestens in der nächsten Minute neben Cuffey am Boden inmitten des von Fackeln markierten Gevierts wiedergefunden hätte, Hand- und Fußgelenke an Pflöcke gebunden, die man ins Erdreich gerammt hatte, und nackt.
    Und allenfalls fünf Minuten später wäre er ein ebenso blutiges Bündel Mensch gewesen wie Cuffey es jetzt war...
    Das Hohngelächter und die widerwärtigen Beschimpfungen drangen trotz ihrer Nähe nur wie durch Watte an Mems Ohren. Die Schreie und das Stöhnen des schwerverletzten Schwarzen waren nicht einmal wirklich lauter, aber sie vereinnahmten den allergrößten Teil von Agamemnons

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