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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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bleibend, damit er nicht zufällig von einem der Fenster aus gesehen wurde. Drüben angekommen, huschte er von Säule zu Säule, immer wieder wartend und lauschend, ob ihn nicht doch jemand bemerkt hatte.
    Aber nichts rührte sich. Auch nicht, als er am Portal anlangte. Er legte das Ohr gegen das dicke Holz. Auch dahinter blieb alles still.
    Vorsichtig drückte Agamemnon die Tür auf.
    Stille.
    Er schlüpfte durch den Spalt, schloss die Tür, wartete wieder. Seine Blicke tasteten durch die Halle, die vor kaltem Prunk schier starrte. Man sah auf den ersten Blick, dass hier nicht die Hand einer Frau gewirkt hatte, sondern nur die eines Mannes, dem der Sinn danach stand, seinen Reichtum und seine Macht in jedem noch so kleinen Detail seines Lebensraumes zu präsentieren.
    Agamemnon zuckte zusammen, als hätte ein Unsichtbarer ihn mit einer glühenden Nadel gestochen. Gerade noch schaffte er es, den Laut, der ihm schon auf der Zunge lag, hinunterzuschlucken.
    Ein Lachen war aufgeklungen. Hell, perlend – und voller Lust...
    »Semi«, entfuhr es dem Schwarzen. Er hatte die Stimme des Mädchens unzweifelhaft erkannt. Dieses Lachen, das sie ihm in ihren gemeinsamen Nächten so oft geschenkt hatte, bis zu jener einen Nacht...
    Es war von oben gekommen, und es wiederholte sich. Andere Geräusche gesellten sich hinzu, von denen Agamemnon wusste, was sie zu bedeuten hatten. Dennoch – die Vorstellung war so ungeheuerlich, dass er sie nicht einmal akzeptiert hätte, wenn er bereit gewesen wäre, daran zu glauben.
    Lautlos wie ein Schatten eilte er die breite Treppe empor. Oben verharrte er, lauschte, orientierte sich. Die Tür ausfindig zu machen, hinter der die Geräusche laut wurden, war nicht schwierig. Dazu ging das Treiben dahinter mittlerweile schon viel zu lautstark vonstatten.
    Agamemnon legte die Hand auf die Klinke, holte noch einmal tief Luft und drückte die Tür dann einen Spaltbreit auf, gerade weit genug, um mit einem Auge hindurch spähen zu können.
    Er unterdrückte den reflexhaften Impuls, zurückzuweichen, zwang sich dazu, weiter in den Raum hineinzusehen.
    Er erkannte Semiramis. Nackt lag sie auf einem breiten Bett. Und über ihr –
    Insgeheim hatte Agamemnon damit gerechnet, sie mit einem der La Foré-Brüder vorzufinden, vielleicht auch mit allen dreien –
    – doch es war Jacques La Foré selbst, der nackt über ihr lag... mit dem geöffneten Mund an Semiramis' Hals! Die beiden dornenspitzen Eckzähne in ihre kaffeebraune Haut gegraben!
    Agamemnon taumelte die Treppe hinab, als würde er die Stufen hinunter geprügelt. Schwankend wie ein Betrunkener torkelte er durch die Nacht, zurück zu den Sklavenhütten. Erst dort angekommen, lichtete sich der Orkan seiner Gedanken, ein wenig zumindest. Einer kristallisierte sich heraus, gewann an Macht, bis kein anderer neben ihm mehr Bestand hatte.
    Es war der Gedanke an – Flucht.
     
     
    »
Währenddessen nahmen die Dinge auch drüben in New Orleans ihren Lauf«, erzählte der alte Zefrem weiter...
    Die Yankees hatten New Orleans bereits 1862 von der See her eingenommen. Indem sie die Hafenstadt kontrollierten und die südliche Küstenlinie von der Kriegsmarine blockieren ließen, konnten sie sowohl den Export von Baumwolle und anderen Dingen als auch den Import vor allem von Waffen und Munition, den sich die Rebellen von Europa erhofft hatten, lahmlegen. Der Süden hungerte und blutete förmlich aus.
    In New Orleans selbst jedoch änderte sich durch die Präsenz der Besatzungsmacht kaum etwas. Da die Unionstruppen vor Ort versorgt werden mussten, kam auch die Bevölkerung der Stadt nicht zu kurz, weil jeder irgendjemanden kannte, der irgendwelche Beziehungen zu den Nordstaatlern unterhielt. Und am damals noch stark französisch geprägtem Lebensstil (New Orleans war seinerzeit von Franzosen gegründet worden) fand auch der Feind rasch Gefallen, so dass er auch fürderhin gepflegt wurde.
    Die geheimen Herrscher von New Orleans indes nahmen von der Besetzung ihrer Stadt durch den Norden nicht einmal wirklich Notiz, denn die tatsächliche Gewalt konnte keine Armee der Welt übernehmen, wenn
sie
es nicht wollten.
    Es kümmerte die wahren Herren nicht, welcher Gesinnung die Menschen waren, derer sie sich bedienten, um ein in ihrem dunklen Sinne zufriedenes Dasein zu führen. Und da niemand von ihrem abseitigen Tun und Treiben wusste – niemand zumindest, der noch in der Lage oder auch nur willens gewesen wäre, sein Wissen weiterzugeben –, konnten sie es

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