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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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Gerome, dessen Blick zwischen den Passagierströmen hin und herging.
    »Ich kann mich kaum an ihn erinnern«, erwiderte Gilles. »Ich war noch ein Kind, damals...« Er lächelte wehmütig.
    »Ach ja«, erinnerte sich Gerome, »du warst der letzte Sohn, der...«
    Er hielt inne. Nur noch vereinzelt verließen jetzt Menschen die »Lioncourt«. Und schließlich der letzte.
    »Das ist er«, stieß Gerome hervor.
    Er schob sich ungestüm vor. Gilles folgte ihm langsamer.
    Der Mann, dem sie sich näherten, stand einem gestaltgewordenen Schatten gleich am Fuß der Gangway – wenngleich er selbst keinen solchen warf. Gilles konnte den stechenden Blick der nachtfarbenen Augen selbst über die immer noch einige Schritte betragende Entfernung hinweg spüren. Und im Zwielicht, in dem das Gesicht des anderen auf seltsame Weise selbst für vampirische Sicht verschwamm, schien etwas dunkel zu glühen – in der Form des verhassten Zeichens...
    Gerome langte bei dem Mann an, blieb vor ihm stehen und sagte:
    »Willkommen in New Orleans, Sardon.«
     
     
    Gerome schloss die gepolsterte Tür zu seinem Gemach. Der Lärm, der aus der Taverne im Erdgeschoss empor quoll, wurde zu einem dumpfem, an- und abschwellendem Raunen. Die Wände, die den Raum von den Nebenzimmern trennten, waren so dick, dass auch das dortige Treiben hier unbemerkt blieb.
    Die Leiche der schönen Kreolin hatte der Vampir wegschaffen lassen, ehe er Sardon heraufgebeten hatte.
    Sardon...
    Ein seltsamer Bursche.
    Und selbst auf andere der Alten Rasse unheimlich wirkend.
    Das Oberhaupt der New Orleans-Sippe sah eine halbe Sekunde lang zu ihm hin, ehe er zu ihm trat. Und unzählige Gedanken gingen ihm in dieser kaum messbaren Zeitspanne durch den Sinn.
    Sardon war in den Reihen der Alten Rasse etwas, das die Menschen eine »lebende Legende« nannten. Doch kein Vampir wusste recht, woher dieser Ruf rührte. Sardon gehörte keiner Sippe an, schien es nie getan zu haben. Irgendwann war er aufgetaucht wie aus dunklem Vergessen heraus, und doch musste er schon zuvor existiert haben. Denn Alter umwehte ihn einem spürbaren Hauch gleich, Alter – und eine Macht, die auf unbestimmbare Weise jene aller anderen Vampir übertraf. Wenngleich nie jemand ihr wahres Ausmaß oder gar ihre Wirkung erfahren hatte. Niemand jedenfalls, der darüber berichten konnte...
    Auf die Bühne war Sardon mit dem Verschwinden des Lilienkelches getreten. Seit jener Zeit bereiste er die Welt, ging jeder noch so geringen Spur und jedem Gerücht nach, die auf den Verbleib des Unheiligtums der Alten Rasse verweisen konnten. Im Laufe der annähernd 150 Jahre, die seither verstrichen waren, hatten die Sippen Sardon mit dem Beinamen »Kelchjäger« belegt.
    Einige wenige munkelten gar, er wäre früher der Hüter gewesen...
    Gerome zählte nicht zu jener kleinen Schar, deren Ansicht er für geradezu ketzerisch hielt. Er hing einem anderen Gedanken an, und es gab etliche Vampire, die ihn teilten. Ihm zufolge war Sardon eine Art »Gesandter«. Ausgeschickt von jener namenlosen Macht, die der Geschichte nach hinter der Entstehung der Alten Rasse stehen musste. Sie mochte Sardon die Aufgabe übertragen haben, den Kelch zu suchen, um den Fortbestand ihrer Blutkinder zu sichern.
    Sardon selbst schwieg zu all dem. Und wob mit seinem Schweigen an jenem Mantel von Mysterien, in den er sich hüllte.
    Sardons besonderer Status war es, der Gerome bei ihm Rat suchen ließ. Wenn er tatsächlich in Verbindung zu der Macht hinter der Alten Rasse stand, dann konnte er Hilfe von ihm erwarten. Aus diesem Grund hatte der Sippenführer dem Kelchjäger eine Nachricht zukommen lassen und ihn um seinen Besuch in New Orleans gebeten. Sardon hatte reagiert und seine Ankunft avisiert.
    Nun saß er in einem hochlehnigen Sessel, und Gerome ließ sich dem vom Kreuz Gezeichneten gegenüber nieder. Reglos wartete Sardon darauf, dass der andere das Gespräch eröffnete. Nur in der Schwärze seiner Augen entdeckte Gerome ein irritierendes Blitzen. Doch es kündete ganz offensichtlich nicht von Neugierde, sondern vielmehr von einer Art Unruhe, die in völligem Widerspruch zu seiner äußerlichen Gelassenheit stand.
    »Ich danke dir für dein Kommen«, begann Gerome. Er hob das kunstvoll geschliffene Kristallglas von dem Rauchtischchen zwischen den beiden Sesseln und prostete Sardon mit dem noch warmen Rot zu, das funkelnd und träge darin schwappte.
    Der Vampir mit dem dunklen Haar, das er im Nacken zu einem kleinen Pferdeschwanz

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