BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
zusammengebunden trug, erwiderte die Geste, nippte von seinem Glas und leckte genießerisch mit der Zunge über seine Lippe.
»Kreolenblut«, erklärte Gerome. Gilles hatte den Trunk »besorgt«.
»Die Yankees haben euch mit ihrer Ankunft ja eine neue Sorte gewissermaßen frei Haus geliefert«, meinte Sardon mit abseitigem Lächeln.
Gerome erwiderte es. »Deren Blut schmeckt mir zu sehr nach Demokratie.«
Sardons Mundwinkel wiesen noch für eine Sekunde nach oben, dann verschwand das Lächeln aus seinen Zügen wie fortgewischt.
»Weshalb hast du mich gerufen?«, fragte er.
»Du kennst den Grund«, sagte Gerome. Er hatte in seiner Nachricht das Problem in knappen Worten erörtert.
»Wie könnte ich dir helfen?«, wollte Sardon wissen, doch die Art und Weise, in der er es tat, verriet Gerome, dass der andere sehr wohl wusste, worum es ihm ging. Der Kelchjäger genoss es einfach nur, seine Macht auszukosten, und er gab sich keine sonderliche Mühe, es zu verhehlen.
Gerome ließ sich seinen Unmut darüber nicht anmerken.
»Einer unserer Sippe hat sich von uns abgespalten. Guillaume ist sein Name«, erklärte er.
»Ich erin...«, setzte Sardon an, doch er beendete den Satz nicht. Statt dessen sagte er: »Es ist die Pflicht eines Oberhauptes, solche Alleingänge zu unterbinden.«
»Er gab nicht zu erkennen, dass er sich mit solchen Plänen trug«, erwiderte Gerome, nunmehr doch mühsam beherrscht ob der Überheblichkeit Sardons. »Glaubst du etwa, ich hätte seine Eigenmächtigkeit geduldet? Du müsstest mich besser kennen.«
Sardon verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen und winkte gelangweilt ab.
»Reg dich nicht auf. Anwandlungen, wie Guillaume sie hatte, sind mir nicht fremd. Fast scheint es, als wäre unsere Rasse nicht immun gegen jenen Wahnsinn, der die Menschen Kriege gegeneinander führen lässt. Wenn irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbricht, gibt es fast immer einen, oft auch mehrere Vampire, die die Gelegenheit nutzen, um vermeintlich unbemerkt wahre Blutorgien zu veranstalten. Und im Rausch vergessen sie, dass sie damit allem zuwider handeln, was für unser Volk seit jeher gilt. Sie offenbaren ihre wahre Natur, und sie schaffen Dienerkreaturen in einem Übermaße, das jeden, der halbwegs bei Verstand ist, unweigerlich auf unsere Fährte führen muss.«
»Du hattest schon häufiger mit solchen Problemen zu tun?«, fragte Gerome nicht ohne Hintersinn. Vielleicht konnte er ja ein klein wenig mehr über Sardons Vergangenheit erfahren, als bislang bekannt war.
Doch der vom Kreuz Gezeichnete blieb ihm die Antwort darauf schuldig.
»Um Guillaume zu stoppen, müsste der Kodex, der unserer Rasse verbietet, Unseresgleichen zu töten, gebrochen werden«, fuhr Gerome schließlich fort, als das Schweigen drückend zu werden begann.
Sardon nickte. »So ist es. Vielleicht ist auch dies eine Auswirkung des seltsamen Keimes, der die Menschen einander umbringen lässt. Es ist, als würde er zu Zeiten wie diesen in der Luft liegen, und niemand scheint vor ihm sicher zu sein.«
»Dann billigst du es?«, fragte Gerome.
»Ich bin nicht der Richter über unsere Rasse«, sagte Sardon, und der andere hatte den Eindruck, als läge unter diesem Satz unhörbar ein anderer:
Ich bin viel mehr als das...
Sardon sprach weiter: »Doch wenn zwischen zwei Übeln zu wählen ist, neige ich dazu, mich für das kleinere zu entscheiden.«
Gerome nippte vom Kreolenblut, überlegte, während er die Schlieren beobachteten, die wie durchscheinende Schlangen an der Innenseite des Glases nach unten liefen.
»Man müsste sich auch der Dienerkreaturen annehmen, die Guillaume zwischenzeitlich geschaffen hat. Einige davon hat er dem Vernehmen nach um sich geschart, andere fristen ihr neues Leben an ihrem angestammten Platz«, sagte er dann.
Wieder nickte Sardon. »Eine Aufräumaktion im großen Stile wäre vonnöten.«
»Wie könnte man sie angehen?«
Sardon sah eine Weile in sein Glas, trank dann einen Schluck und stellte es ab. Er erhob sich, so überraschend, dass Gerome irritiert zu ihm aufsah.
»Was...?«, setzte er an.
»Gib mir etwas Zeit«, sagte Sardon. »Ich melde mich wieder bei dir.«
»Du gehst?«
»Ja. Um einen Plan auszuarbeiten.«
»Ich habe dir eine Kreolin bringen lassen...«, erklärte Gerome und wies vieldeutig zur Wand zum Nebenzimmer. »Möchtest du dich nicht erst stärken...?«
Sardon winkte ab.
»Die Verpflegung an Bord der 'Lioncourt' war gut und reichlich«, grinste er.
Damit ließ er den
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