BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
begannen, die Levar nie zuvor bemerkt hatte. Als füllten sie sich mit neuem Leben – oder mindestens doch mit neuer Hoffnung.
»Weißt du, was das bedeutet?«, fragte der Alte dann.
Der Junge nickte stumm.
»Die Zeit der Rückkehr ist nahe«, sagte Zefrem. Er stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus.
»Der Herr wird kommen...«
Gegenwart
Heaven fühlte sich wie in einem endlosen Traum gefangen.
Nur war sie sich nicht sicher, ob es sich um einen von der angenehmen Art oder um einen Alptraum handelte.
Denn die Halbvampirin lag nicht allein im Bett.
Sie teilte es mit –
– Beth MacMoore!
Beth, die Reporterin des
Sydney Morning Herald
.
Beth, die beinahe zwei Jahre lang mehr als nur Heavens Freundin gewesen war. Mit der sie Freud und Leid geteilt hatte (nun, mehr Leid als Freud, revidierte sich die Halbvampirin).
Bis Heaven vollends unter den Einfluss des Lilienkelches geraten war. Und Beth MacMoore getötet hatte, indem sie ihr eigenhändig den Hals umdrehte. Damals, am Anfang jenes Korridors durch die Zeit in Uruk...
An dieser Schuld hatte Heaven schwer zu tragen. Am schwersten vielleicht von allem, was sie an Schuld auf sich geladen hatte, als sie im Bann Liliths gestanden hatte.
Beth MacMoore verfolgte die Halbvampirin. Nicht nur in den Nächten und Träumen, in denen ihr die Reporterin die Tat einmal verzieh, um sie beim nächsten »Wiedersehen« dafür zu verfluchen. Manchmal glaubte Heaven die frühere Lebensgefährtin auch bei Tage zu sehen, wenn sie hellwach war.
Erst kürzlich auf dem Airport war es wieder geschehen. Sie hatte sich auf der riesigen Anzeigentafel, die von der Decke der Wartetafel hing, über die bevorstehenden Abflüge informiert, als sie an einem der Check-in-Schalter die Frau mit dem kurzen Haar gesehen hatte. Selbst durch das Kostüm hindurch hatte Heaven die knabenhaft schlanke Figur der anderen erkennen können, und eine sehr bestimmte Erinnerung, die mit bitterer Wehmut einherging, war aus dunklen Winkeln ihres Denkens hervorgekrochen.
Dann hatte die Frau sich umgedreht.
Und Heaven fühlte sich eine geschlagene Minute lang unfähig, auch nur den kleinen Fingern zu rühren!
Das Gesicht,
dieses
Gesicht...
Es war das Gesicht Beth MacMoores!
Die Linien darin mochten ein klein wenig tiefer sein als bei ihrer im Wortsinn
letzten
Begegnung. Aber war das nicht verständlich – nach allem, was...?
Nein, es war nicht verständlich.
Es war
unmöglich
!
Beth MacMoore war tot.
Tot!
TOT!
Und doch...
Als Heaven endlich wieder fähig war, sich zu bewegen und auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, war die andere verschwunden.
Heaven hielt sich nicht lange mit der Suche nach ihr auf. Statt dessen eilte sie zu dem Schalter hinüber, an dem Beth (?) eingecheckt hatte. Der uniformierten Lady dahinter, die schätzungsweise die Hälfte ihres Monatsgehaltes der Avon-Beraterin zukommen ließ, die entsprechenden Informationen – »Name und Zielflughafen der Frau mit den kurzen Haaren, die gerade hier war! Schnell!«, – zu entlocken, war eine Sache des Augenblicks – was durchaus wörtlich zu nehmen war.
»Patsy Keenlan«, antwortete die Schalterdame bereitwillig, wenn auch verwirrten Blickes. »Sie fliegt mit der 15-Uhr-Maschine nach...«
»Ich brauche ein Ticket für diesen Flug!«, schnappte Heaven.
»Dort drüben.«
Die Halbvampirin rannte zum Ticket-Verkauf.
Patsy Keenlan...
Beth hatte ein neues Leben begonnen. Unter neuem Namen. Damit die Geister der Vergangenheit sie nicht aufspüren konnten.
»Patsy Keenlan – Beth MacMoore...«, flüsterte Heaven halblaut vor sich hin.
Der Klang der Namen war ähnlich. So ganz schien Beth doch nicht von dem lassen zu wollen, was früher gewesen war...
Ihr Ticket bezahlte Heaven mit den Seiten einer Sicherheitsbroschüre, die sie aus einem Info-Ständer genommen hatte.
»Achthundert, neunhundert. Bitte sehr!«, zählte sie die herausgetrennten, etwa dollarnotengroßen Seiten hin.
Das Mädchen hinter dem Tresen bedankte sich freundlich und mit glasigem Blick und wünschte einen guten Flug, während es die Broschürenteile einstreifte und zu einem ordentlichen Bündelchen zurecht stauchte.
Heaven ging als letzte an Bord des Flugzeuges. Alles andere denn unauffällig schaute sie sich um. Um Vorsicht oder wenigstens Taktgefühl walten zu lassen, war sie viel zu aufgewühlt. In ihr tobte ein Orkan von Emotionen, und er wuchs über alle jemals gemessenen Windstärken hinaus, als sie Beth MacMoore (
Patsy
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