BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Agamemnon langte nach anfänglicher Scheu tüchtig zu. Kathy beobachtete ihn lächelnd.
»Wo sind Ihr Mann und Ihre Kinder?«, fragte er zwischendurch.
»Sie sehen draußen im Stall noch nach dem Rechten«, antwortete Kathy.
Agamemnon nahm einen Schluck Milch.
»Sie halten tatsächlich keine Sklaven?«, erkundigte er sich dann.
Kathy Shaugnessy lachte bitter. »Nein. Eher würde ich verhungern wollen, als dass ich Menschen zwingen würde, für uns zu arbeiten.«
»Wie schaffen Sie es dann, Ihr Land zu bestellen?«
»Mit Fleiß und der Einstellung, dass das, was man aus eigener Kraft schafft, zum Leben genug ist«, erklärte Kathy.
Agamemnon nickte versonnen lächelnd.
»Ein solches Leben habe ich mir oft gewünscht«, sagte er dann. »Ich möchte von dem leben, was ich mit meinen Händen vollbringen kann.«
»Das können Sie«, sagte Kathy. »Sie sind ein freier Mann.«
»Ich werde noch lange brauchen, um das selbst so zu sehen.«
»Die Zeit heilt alle Wunden«, meinte die Frau. »Und Sie können bei uns bleiben, solange Sie möchten. Wie heißen Sie noch gleich? Sie kamen gestern Nacht nicht mehr dazu, es uns zu sagen.«
»Mein Name ist...«, setzte Agamemnon an, doch Schritte, die draußen laut wurden, unterbrachen ihn.
Die Tür wurde aufgestoßen. Frank Shaugnessy kam herein, gefolgt von seinem Sohn und seiner Tochter.
Einen Schritt hinter der Schwelle brachen sie zusammen. Stürzten zu Boden. Doch die Zeit reichte, um Kathy Shaugnessy aufschreien und Agamemnon vor Entsetzen erstarren zu lassen.
Die Hälse des Mannes und der Kinder waren blutverschmiert. Unter ihren daliegenden Körper sammelten sich rasch größer werdende rote Lachen.
Weitere Schritte klangen auf, die schwerer Soldatenstiefel. Ein Uniformierter trat durch die Tür.
Und obwohl Agamemnon ihn und die anderen in jener Nacht auf Resolute nicht erkannt hatte, wuchs in ihm ein eisiges
Déjà-vu-
Gefühl zu etwas, das in schiere Panik überging.
Ein bluttriefendes Maul wurde aufgerissen, in einem schmutzstarrenden Gesicht, aus dem der Wahnsinn lachte, Zähne blitzten.
Kathy Shaugnessy starb als erste.
Agamemnon folgte ihr kaum eine Minute später in den Tod.
»
In dieser Nacht...«, sprach Zefrem weiter...
... tobte die vielleicht schlimmste Schlacht des Bürgerkrieges. In die Geschichtsbücher ging zwar die Schlacht bei Gettysburg als fürchterlichste ein, weil sie fast 50.000 Menschenleben gekostet hatte. Aber es mochten daran zumindest einige Soldaten beteiligt gewesen sein, die ihr Werk wider Willen verrichteten und bis an ihr Lebensende bedauerten, was ihnen zu tun befohlen worden war.
Die Sümpfe von Louisiana indes verließ keiner der Beteiligten mit Gewissensnöten.
Die Soldaten töteten in dieser Nacht mit der Kälte von Maschinen, unter der Knute fremder Mächte. Und sie taten es mit entsetzlicher Gründlichkeit.
In weitem Bogen zogen sie Kreise um jene Gebiete, die der Vampir Guillaume mit seiner blutgierigen Horde heimgesucht hatte. Dann wurden die Kreise enger gezogen, und schließlich begannen Kampf und Jagd.
Dienerkreaturen und Menschen wurden von Farmen und Plantagen gejagt, wenn sie nicht vorher unter den Säbelklingen der Armee niedergingen. Wie Vieh trieben die Soldaten ihre Opfer vor sich her, in die Sümpfe hinein, wo die Panik der Gehetzten ein Entkommen unmöglich machte. Man drängte sich gegenseitig in den Morast; erstickende Schreie füllten den Mantel der Nacht zum Bersten.
Dass dabei auch Soldaten in den Tiefen der Sümpfe versanken, nahm man billigend in Kauf.
»Mit Schwund muss man rechnen«, zitierte Sardon einen Spruch, den er irgendwann einmal aufgeschnappt hatte. Mit Gerome und General Grant an seiner Seite beobachtete er das grausige Töten aus der Ferne. Es gelüstete ihn nicht nach einer Beteiligung. Solches Treiben war ihm zuwider. Zwar liebte auch er die Jagd, nur musste sie unter gänzlich anderen Voraussetzungen stattfinden – auf kultiviertem Niveau...
Irgendwann, im Osten zeigte sich bereits der neue Tag als heller Streif am Horizont, war die gröbste Arbeit getan. Während allerorten Gehöfte und Häuser in Flammen standen und dem Licht des Morgens blutfarben vorgriffen, gingen die Soldaten daran, übriggebliebene Anwesen gezielt zu durchsuchen und bei Bedarf auszuräuchern.
So erreichten sie auch die Farm der Shaugnessys.
»
Nie gekannter, unvorstellbarer Schmerz...«, berichtete Zefrem...
... zwang Agamemnon, vom Tode aufzuerstehen.
Der Schmerz brannte wie
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