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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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rasend schlagen zu
fühlen
.
    Der Phantompuls erstarb erst, als die Stimme am anderen Ende der Leitung hörbar unwillig fragte: »Was ist? Muss ich
betteln

    Oysters Denken gerann. Hinter seiner Stirn ereignete sich ein Knall, den nur er wahrnahm.
    Er räusperte sich.
    (Nie würde er begreifen, was ihn noch dazu befähigte – nach welchen Gesetzen dieses absonderliche Pseudoleben ablief...)
    »Nein...
Nein!
Ich komme! Ich komme sofort...!«
    »Das will ich hoffen. Du weißt, wie unappetitlich es danach ist. Du weißt, wie ich diesen Müll verabscheue. Er gehört nicht in meine Nähe. Ich und meine alten Augen brauchen Harmonie.«
    »Wie viele sind es? Wie viele Särge werde ich brauchen?«
    »Eine Urne dürfte genügen.«
    »Soll ich sie – verbrennen?«
    »Das ist sie bereits. Bring die Urne gleich mit. Und lass mich nicht warten!«
    Das Knacken in der Verbindung erinnerte Trevor Oyster nicht nur an den vorherigen kleinen Snack, sondern auch an das, was von ihm erwartet wurde. Und je schneller er den Auftrag zur Zufriedenheit erledigte, desto rascher würde er seine Belohnung erhalten. Sein
Trink
geld.
    Hastig pflanzte Oyster den Hörer zurück auf die Gabel. In Gedanken eilte er seinem Körper voraus aus der Tür...
     
     
    Fünf Uhr früh. Es regnete. Der Gehweg zur Garage schimmerte wie mit quecksilbrigem Lack überzogen. Am Himmel jagten Wolken. Mond und Sterne blieben dahinter verborgen.
    Das schlechte Wetter würde das Erwachen des neuen Tages hinauszögern. Oyster hatte nichts dagegen.
    Bis er das Garagentor geöffnete hatte, war er bereits nass bis auf die Haut. Sein Befinden wurde dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Er hätte ebenso gut nackt durch die Antarktis laufen können, und es wäre auch kein Unterschied gewesen. Die Sensibilität eines Toten lag bei null. Die einzigen Momente, in denen
Erinnerungen an Gefühle
wach wurden, waren dann, wenn sich Oysters Zähne in die Ader eines Opfers gruben und lebendige Wärme in ihn strömte.
    Die Garage stand wie eingeklemmt zwischen Oysters Wohnhaus und dem Anbau der Sargtischlerei. Das Schild,
ERSTKLASSIGE BESTATTUNGEN – TAG UND NACHT ERREICHBAR,
war unbeleuchtet.
    Durch die Garage betrat Oyster zunächst den Anbau und nahm eines der schmucklosen Urnengefäße aus der Verkaufsvitrine. Damit bestieg er seinen dunkelgrauen Pick-up, an dem ebenfalls Hinweise auf seine Profession prangten, und drehte den Schlüssel, der im Zündschloss steckte. Nach ein paar Fehlversuchen und asthmatischem Wummern des Anlassers kam der Diesel endlich stotternd in Gang. Der Tote am Steuer legte den Rückwärtsgang ein und lenkte den Wagen, ohne den Kopf zu drehen oder in einen der Spiegel zu schauen, nach draußen.
    Der Druck aufs Gaspedal und jeder Handgriff waren Hunderte Male einstudiert. Gegenverkehr erwartete Oyster um diese Zeit noch nicht. Osceolas Bürger schliefen gern etwas länger hinter gut verschlossenen Türen und Fenstern – und wer es nicht tat, war selber schuld.
    Oyster fuhr ohne Scheinwerferlicht. Die Wischerblätter schabten wie die morschen Finger eines Skeletts über die Windschutzscheibe. Nach kurzer Fahrt hatte er sein Ziel erreicht.
    God's Garden
war ein stilvolles Anwesen am Rande der Stadt. Ortsfremde hätten den Besitzer womöglich als erzkonservativ eingeschätzt, aber Trevor Oysters Kenntnisse waren intim genug, um es besser zu wissen. Hier wurden Orgien abseits des kleinbürgerlichen Vorstellungsvermögens gefeiert. Feste, nach deren Ausklang das Telefon im Hause des Bestatters mit steter Regelmäßigkeit zu läuten begann.
    (Möchtest du dir ein feines Trinkgeld verdienen, Trevor?)
    Oyster fuhr mit dem Pick-up bis dicht vor die steinernen Stufen der Eingangstreppe. Rechts und links säumten nackte, geschlechtslose Statuen aus alabasterfarbenem Marmor den Aufgang. Ihre Züge erinnerten an blutjunge Männer, waren sehr maskulin – dennoch gab es keine wirklich verlässlichen Merkmale.
    Oyster erinnerte sich an seine Empfindungen, als er die stummen Wächter zum ersten Mal – damals noch am Leben und am Leben
hängend
– zu Gesicht bekommen hatte; bei seinem allerersten Auftrag. Sie hatten ihn zutiefst beunruhigt. Ihre steinernen Blicke hatten auf den Grund seines damals noch schlagenden Herzens geblickt und zutage gefördert, was Oyster vor dieser Stunde nicht einmal sich selbst gegenüber eingestanden hatte – geschweige denn seiner Umwelt: Dunkle Triebe und perfides Verlangen, in seiner abartigen Exzentrik nicht einmal unähnlich

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