BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
verändert.
Alles
veränderte sich. Nicht nur ihr Körper, auch ihre Gesinnung...
Katzenhaft kam Heaven auf die Beine. Tief in ihr brannten die frostigen Feuer noch immer, aber jetzt war es, als würden Mauern sie abschirmen. Stählerne hohe Wände. Es war noch da – aber es war fern und eingedämmt und deshalb erträglich...
Sie huschte zur Tür.
Jemand hatte ihr berichtet, dass Rona in diesem Haus gewohnt – und gemordet hatte. Rona hatte
ihrem
Fluch nachgegeben – und
ihren
Drang befriedigt. Den Wolf von der geistigen Kette gelassen, der zu jedem vollen Mond in ihr wütete und sein Recht forderte...
Im Grunde war Sardons Geliebte nichts anderes als eine Kannibalin. Weniger als nach dem Blut ihrer Opfer verlangte es ihr nach deren
Fleisch
.
Wie damals Konrad,
dachte Heaven.
(Konrad?)
Vergessenes und Verschüttetes schraubte sich an die Oberfläche ihres Verstands, der mehr denn je einem stürmischen Ozean glich.
Die Erde war eine Scheibe, keine Kugel! Wer hätte sich je etwas so Absurderes wie eine
Kugel
ausdenken können?
Heaven spürte, wie sie auf den Rand der
Scheibe
zugetragen wurde. Eine Strömung, stärker als sie, hatte sie erfasst und gab die Richtung vor...
Sie erreichte die Tür. Öffnete sie.
Stille.
Lüge!
Ohrenbetäubender Lärm begleitete jeden ihrer Schritte. Lärm, der
in
ihr tobte. Und den keine noch so dicke Mauer dämpfen konnte (wie das eisige Feuer).
Sie huschte über den Gang.
Vielleicht war sie nackt. Vielleicht weigerte sich das
Ding
an ihrem Körper, dem
Ding
, in das sie sich verwandelt hatte, zu gehorchen – und zu dienen. Es war bedeutungslos. Das
Ding
konnte ihr nicht geben, wonach ihr verlangte.
Vielleicht vermochten andere es. Andere, deren Blut
warm
und
beseelt
– aber
VERBOTEN
war...!
Ein Geräusch ließ Heaven erstarren.
Es war der Atem eines Menschen. Eines anderen Gastes in diesem durch Ronas Morde in Verruf geratenen Haus.
Wirklich? Hatte nicht der Sheriff von New Jericho alles getan, um die Vergehen der Werwölfin unter den Teppich zu kehren? Was das anging, hatte Hidden Moon keine erschöpfende Auskunft gegeben.
Hidden Moon – Rona...
Wie hatte sie glauben können, er fühlte etwas für
sie
? Von den Vampiren wurde sie nur als Wechselbalg, Hurenkind und Bastard beschimpft. Rona hingegen...
Was hatte Hidden Moon mit Sardons Geliebter verbunden? Heaven konnte sich nicht vorstellen, dass es
gar nichts
gewesen war.
Von dem fremden Atem ging eine unbeschreibliche Verlockung aus. Die Halbvampirin glitt zu der Tür, aus der dieser Atem strömte. Davor blieb sie stehen. Kein Spiegel konnte ihr zeigen, wie sehr sie sich verändert hatte. Spiegel waren etwas für die Schwachen!
(Bist du verrückt? Natürlich besitzt du ein Spiegelbild, wenn auch nur –)
Es knirschte hässlich, als sie die Tür aufriss. Die lächerlichen Riegel hielten der Gewalt, die Heavens Muskeln entfesselten, nicht stand.
Sie tauchte ins Dunkel des Zimmers.
Dunkel, das vor ihr floh – ihren Blicken so wenig entgegenzusetzen hatte wie die Tür ihrer Kraft! Der Schemen, der sich schwerfällig im Bett aufrichtete, explodierte zu detailscharfer Klarheit.
Ein Mann von fünfzig Jahren. Typ Handelsreisender. Wächsern die Farbe seines Teints, nicht einfach nur schwelgerisch bleich, wie es den Zauber von Heavens Zügen ausmachte... wenn sie sich als Mensch gab.
Jetzt war sie DIE ANDERE.
Das zweite Gesicht schob sich fratzenhaft vor die Anmut. Das Jadegrün ihrer Augen wurde überblendet von giftiger Röte.
»Wer...?«
Mehr gestattete sie ihm nicht zu sagen. Ein einziger Sprung ließ sie die Distanz zu seinem Schlaflager überwinden. Seine Feistigkeit, seine panische Feigheit schreckten sie nicht ab. Nur der Magnetismus dessen, was unter dem aufgedunsenen Fleisch strömte, zählte.
Heaven landete kontrolliert auf dem Schwächling und schleuderte seinen Oberkörper zurück auf die Matratze. Ein Hieb gegen seine Schläfe brach seinen Widerstand. Betäubt, wenn auch nicht wirklich bewusstlos erschlaffte er unter ihr. Selbst in dieser Verfassung wirkte er jämmerlich.
(
Du
bist jämmerlich! Hör auf! Hör sofort –)
Ihre Finger glitten über den selbst im Liegen faltigen Hals und verharrten dort, wo es einladend pochte.
Sie zögerte. Etwas stimmte nicht.
(Mit
dir
, du Närrin! Du verspielst die Chance, die dir –)
Sie beugte sich vor. Mit Macht erstickte sie das, was sie abhalten wollte. Das, was ihr den Schatz nicht gönnte, der sich selbst in einer unattraktiven Hülle wie
Weitere Kostenlose Bücher