BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
löste sie mit einem einzigen Gedanken sämtliche Fesseln und alles, was das Dunkle in ihr noch mühsam im Zaum hielt.
Brüllend vor rasender Begierde stürzte sie vor, spürte noch in der Bewegung, wie ihr Körper sich veränderte, zu etwas Monströsem mutierte, von dem sie hoffte, es nie zur Gänze wirklich sehen zu müssen. Obwohl es diesmal anders war – erleichternd, befreiend.
Das Messer des Vampirs schnitt durch ihre Haut, durchtrennte Sehnen und Muskeln. Doch sie spürte keinen Schmerz. Nicht jetzt, nicht in dieser Situation –
nicht so nah vor dem Ziel
!
Dunkelrotes Blut pulste aus ihren Wunden, die sich zwar wieder schlossen, doch der kurze Anblick genügte dem anderen, selbst zur Bestie zu werden.
Aber das, wozu er imstande war, war nichts im Vergleich zu dem, was aus Heaven hervorbrach.
Mit animalischer Macht rang sie ihn nieder, wich jedem Hieb, den er mit Händen und Zähnen führte, instinktiv aus. Ihre Kraft und das Gewicht ihres verwandelten Leibes drückten ihn nieder, verdammten ihn für eine Sekunde zur Bewegungslosigkeit.
Eine Sekunde, die Heaven genügte. Mit dem Kopf stieß sie den seinen zur Seite, so dass sein Hals frei lag.
Tief rammte sie ihre Zähne durch die bleiche Haut.
Schmeckte Eiseskälte.
Überwand den schwachen Anflug von Ekel.
Saugte. Trank!
Und erbrach sich.
Die Erinnerung kam, noch bevor Hidden Moon die Augen aufgeschlagen hatte. Eine Sekunde der Ablenkung hatte genügt, um ihn unterliegen zu lassen.
Heaven hatte sich verwandelt, war geflohen. Er hatte ihr nachgesehen, vermutlich sogar weniger als eine Sekunde lang – dann war auch schon der dunkle Schatten auf ihn zugerast.
Etwas Hartes, Kantiges, vielleicht ein Stuhlbein oder etwas in der Art, hatte ihn seitlich am Kopf getroffen, war förmlich explodiert. Und die Gewalt dieser Explosion hatte genügt, selbst sein vampirisches Bewusstsein auszulöschen. Vielleicht hatte auch die merkwürdige Atmosphäre dieses Ortes dazu beigetragen, dass er so leicht auszuschalten gewesen war.
Müßig, darüber nachzusinnen. Es war geschehen. Und er lebte noch.
Davon ging er jedenfalls aus, denn das Gefühl für seinen Körper war noch dasselbe wie zuvor. Etwas wie Nachwehen eines solchen Hiebes, wie er ihn niedergestreckt hatte, kannte er nicht.
Schließlich öffnete der Arapaho die Augen. Und schlagartig wuchsen in ihm Zweifel, ob der endgültige Tod ihn tatsächlich verschont hatte.
Denn seine Blicke erkundeten eine Umgebung, die ihm völlig fremd war – und die eines Königs würdig gewesen wäre!
Der Prunk des riesigen Raumes, in dem er sich wiederfand, war von solcher Fülle, dass sie ihm fast erdrückend schien. Nie zuvor hatte er auch nur etwas Vergleichbares gesehen. Gold, Marmor und edelste Stoffe waren um ihn her, Möbel, die von den Kundigsten dieser Kunst gefertigt worden sein mussten, bis ins kleinste Detail verziert, und alles in das Licht eines güldenen Kerzenmeeres getaucht.
Hidden Moon stemmte sich in eine sitzende Position, spürte Seide unter seinen Händen. Erst jetzt bemerkte er, dass er inmitten eines Bettes lag, über das sich ein schwarzer Baldachin spannte und das allein schon größer war als das Tipi, das ihm jahrhundertelang ein Zuhause gewesen war.
Verblüffung und Staunen vergingen.
Nicht jedoch, weil er sich so rasch an den Anblick seiner Umgebung gewöhnt hätte. Sondern weil etwas sie verdrängte.
Durst.
Durst von jener Art, die er fürchtete – unbändig und maßlos, eine Begierde, die durch nichts mehr gezügelt,
gereinigt
wurde...
»Heaven«, entwich es wispernd seinen Lippen, ohne bewusstes Zutun.
Geisterstimmen flüsterten ihren Namen echohaft nach. Und verstummten abrupt, als eine andere sich über sie erhob.
»Nun, ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit?«
Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen, aus der scheinbaren Endlosigkeit des Raumes.
Hidden Moon ließ seine Blicke über die formlosen Wogen des Kerzenlichtes gleiten, versuchte zu ergründen, was dahinterlag, doch die Dunkelheit dort war von einer Art, die auch vampirische Sinne nicht zu durchdringen vermochten.
»Wer bist du?«, fragte er, sich selbst über das Zögern seiner Worte wundernd. Es war, als würde seine Stimme gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen müssen.
»Dein Gastgeber«, kam die Antwort aus dem Dunkel, und sie klang – amüsiert?
»Zeige dich«, verlangte Hidden Moon, sich zu einem festem Tonfall regelrecht zwingend.
»Gemach, mein Freund«, erwiderte der
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