BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
nah brachte er seine monströse Fratze an die ihre heran.
»So«, grollte es aus seiner Kehle, »wie du wünschst. Keine Spielchen mehr.«
Sein Maul wurde zum klaffenden Schlund. Die Hauer schienen sich Heaven noch entgegenzurecken.
Heaven wusste, dass er ihr die Zähne nicht einfach in den Hals schlagen würde. Er würde ihn schier zerfleischen und in ihrem Blut baden.
Sie spürte keine Panik, nicht einmal Angst. Im Gegenteil, sie fühlte sich fast klarer als je zuvor. Etwas stieg in ihr auf, quoll in ihrer Kehle empor und brach mit nichtmenschlicher Stimme über ihre Lippen.
»
Creeaa!«
Etwas raste heran. Ein gewaltiger Schatten, mutiert wie Heaven und der Vampir. Tobend und brüllend wie sie.
Doch er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
Er sprang den Vampir an, bekam ihn blitzartig in den Griff und bog ihm den Schädel weit zurück. Die Haut seines Halses spannte sich.
»Tu es!«, schrie Hidden Moon mit kaum erkennbarer Stimme. »Nimm ihn!«
Heaven stieß den Kopf vor, den Mund weit aufgerissen, und schlug ihre Zähne durch kalkweiße Haut.
Versenkte sie in einem schwarzen Strom.
Saugte und trank gieriger denn je zuvor in ihrem Leben.
Und versank –
– in Wahnsinn.
Jenseits des Wahns
Der Schein schwarzer Flammen erfüllte den Felsendom, dessen Wände sich dennoch in Unendlichkeit verloren.
Und wie verloren nahm sich auch die Handvoll Gestalten aus, die sich im Zentrum der gewaltigen Höhle, die im Nichts liegen mochte oder auch nicht, versammelt hatte.
Obwohl sie den geheimen Herrschern der Welt angehörten, war in diesen Momenten nichts von ihrer Kraft und ihrer Überlegenheit zu verspüren.
Denn sie waren hierhergekommen, um an Dingen zu rühren, die selbst die Macht der Alten Rasse in den Schatten stellten. Wenn es gelang, würden sie sich selbst zu Herrschern über ihresgleichen aufschwingen können. Denn sie waren auserwählt, an einem Ritus teilzuhaben, der neue, alles übertreffende Machtverhältnisse schaffen sollte.
In dem Bereich, den selbst das Schattenlicht nicht erreichte, entstand Bewegung. Ein Teil der Schwärze dort schien zu Leben zu erwachen. Er kam heran und wurde in dem Moment, da er ins Licht trat, zu Gestalt.
Schweigend machten ihm die anderen Platz, doch ihr Schweigen war mehr als nur Wortlosigkeit. Es war Ehrerbietung für jenen, der sie ausgesucht und um sich geschart hatte, damit sie dem beiwohnen konnten, womit er ein neues Zeitalter für ihr Volk begründen wollte.
Und sie würden, so hatte er ihnen versprochen, an seiner Seite die Macht dieser neuen Zeit kosten dürfen.
In ihrer Mitte blieb er stehen. Seine Hand glitt unter sein Gewand und kam wieder zum Vorschein, etwas festhaltend, das sie alle schon geschaut hatten. Weil sie daraus ihr neues Leben getrunken hatten, nach dem Ende ihres armseligen menschlichen Daseins.
Einem jeden von ihnen hielt er den Gral hin.
»Der Lilienkelch ist das Unheiligtum unseres Volkes«, sagte er feierlich. »Doch er ist nicht allein dafür geschaffen, unsterbliches Leben zu spenden. Nein, wer bestimmt ist, ihn zu hüten, der vermag anderes mit ihm zu vollbringen. Dinge, die weit über die Möglichkeiten, die euch bekannt sind, hinausreichen. Und so soll es hier geschehen.«
Er kniete nieder und stellte den Kelch auf den Boden. Mit seinem eigenen Blut zeichnete er sinnverwirrende Symbole um den Gral, deren bloßer Anblick einen Hauch der Macht vermittelte, die sich in ihnen verbarg.
Dann hieß er die anderen, sich niederzusetzen, während er selbst sich neben den Kelch kniete.
Für andere mochte es aussehen, als würde er nur seinen Blick in die Öffnung des Gefäßes richten. Doch wer fähig war zu spüren, der wusste, dass er mehr tat, viel mehr.
Er ließ jene Kraft wirken und fließen, die nur seinem Stand zu eigen war. Denn die Hüter unterschieden sich in einem wichtigen Punkt von denen, die der Kelch erst zu Blutsaugern gemacht hatten. Sie waren nicht aus Menschenkindern hervorgegangen, sondern als Vampire
geboren
worden, einst, in der Genesis des Planeten Erde...
Ewigkeiten vergingen, die Zeit nicht messen konnte. Draußen mochte eine Generation geboren werden und sterben. An diesem Ort war dies nicht von Bedeutung.
Die Wirklichkeit ergriff erst wieder Besitz von ihm, als etwas am Grund des Kelches geschah – oder weit jenseits davon.
Und er spürte, dass es nicht richtig war, in dem Moment, da es begann!
Nicht einmal er wusste, weshalb es missglückt war – das Experiment, der
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