BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
"Bestimmung" willen? Bleib! Sage mir...
Er war vorbei!
Wie ein Blatt im Sturm war er mit all den anderen über sie hinweg oder an ihr vorbei gerast.
Achtlos. Und...
... froh? Erlöst? Befreit?
VON WEM?
UND WARUM ERBARMT SICH NIEMAND MEINER...?
Erneut drängte sich Hass in ihre Gedanken, die sinnlose Wut auf ihre Mörderin, ihr vertanes, viel zu kurzes Leben, auf den Widerstand, den das Licht ihr entgegensetzte.
Niemand antwortete der Seele.
Doch als der Purpur erlosch und die Wände zu einer grauen Fläche degenerierten, die ihren Schrecken verlor, sah sie, dass sich wieder etwas geändert hatte: Alle Türen standen nun offen, als hätte der Zug der Geister sie im Vorbeijagen aufgerissen!
Nein, keine Türen, keine Tore, nie wieder...!
Die Seele blieb sich treu. Sie widerstand der Verlockung dessen, was hinter all diesen Unterbrechungen des unendlich scheinenden Korridors wartete.
Den Sog, der jäh aus einem dieser Löcher nach ihr griff, dem sie am nächsten war, kümmerte dies nicht. Er scherte sich nicht um ihr Wollen, er
zwang
sie in sich hinein, unwiderstehlich, als hätte sich nicht nur eine Tür, sondern ein
Rachen
geöffnet – ein hungriger Schlund, dem die erstbeste Beute gerade gelegen kam!
Es gab kein Entrinnen.
Finstere Tore wie dieses gab es viele im Korridor der Zeit...
... aber nur in wenigen lauerte die Inkarnation des Urbösen...
Dresden, im Frühjahr 1618
Nur das goldene Wabern einer einzelnen Kerze erhellte die Kammer. Sie schuf einen flackernden Kreis, der kaum groß genug war, das schmale Bett zur Gänze auszuleuchten. Und die Bewegung jenseits des Fußendes war allenfalls zu erahnen, nicht jedoch wirklich auszumachen.
Dennoch wusste der junge Bursche, der nackt ausgestreckt auf dem Bett lag, was dort vor sich ging. Das Rascheln von Stoff verriet ihm, dass sie gerade dabei war, ihre Kleider achtlos zu Boden rutschen zu lassen – über ihre samtene, bleiche Haut, entlang ihrer herrlich geformten Gestalt, von der er wusste, dass nicht der Schöpfer sie geschaffen hatte...
Justus versuchte den Gedanken zu verdrängen. Sie mochte durchaus in der Lage sein, ihn zu lesen. Und wenn nicht das, dann musste sie ihn in seinem Gesicht entdecken, wo er sich als furchtsames Zucken niederschlug. Vielleicht aber würde sie das nervöse Regen seiner Züge auch für etwas ganz anderes halten. Und wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, dann rührte es in der Tat von der Erregung her, die aller Angst, die ihre Präsenz und das Wissen um ihr wahres Wesen in ihm schürte, wie zum Trotze in seinen Lenden flammte.
Ihre Schritte waren kaum zu vernehmen, wie das Tappen einer Katze mehr zu spüren, denn zu hören. Und mit der Geschmeidigkeit und Grazie einer solchen schlich sie auch zu ihm. Das Kerzenlicht gaukelte eine güldene Färbung ihrer nackten Haut vor, als sie schnurrend zu ihm auf das Bett glitt und sich schlangengleich an ihn schmiegte.
Justus fröstelte unter der Berührung ihres kühlen Leibes, dem das Feuer, das in ihm brannte, wohl fremd sein musste. Denn die Hitze seines Körpers vermochte nicht einmal die Kühle des ihren mindern.
Schön war sie, atemberaubend schön. Und es schien ihm einen Moment lang wie ein Verbrechen, solche Schönheit zerstören zu wollen...
Aber auch diesen Gedanken verbat er sich. Er zerfloss ohnehin, als ihre Finger auf Wanderschaft gingen. Über seine noch haarlose Brust erst, dann tiefer hinab, wo sie mit kleinen, aber geschickten Bewegungen das verbotene Feuer in ihm weiter schürte.
Er wuchs in ihrer Hand, und die Größe schien ihr zu gefallen, denn sie lächelte, zufrieden und voll gieriger Vorfreude.
"Unsere Begegnung scheint mir ein Glücksfall."
Rau und kehlig klang ihre Stimme, sehr viel mehr wie die eines Tieres als die der schönen Frau, die sie zu sein vorgab. Ihr Gesicht näherte sich dem seinen, ihre Zunge zauberte ihm flüchtige Feuchtigkeit auf die Lippen.
Justus schauderte, und konnte doch nicht verhindern, dass sein Glied in ihrer Hand zu noch mächtigerer Größe anschwoll. Sie quittierte es mit lüsternem Gurren.
"Unsere Begegnung...", setzte er an.
"Ja?"
Er schluckte hart, weil ihm die Worte nicht aus der trocken gewordenen Kehle wollten.
"Sprich, süßer Jüngling", forderte sie ihn neckisch. Ihr Lächeln entblößte für die Dauer eines Lidschlages die Gefahr, die jenseits ihrer dunklen Lippen lauerte.
Es schmerzte ihn fast in der Seele, tun zu müssen, was getan werden musste. Wie es der Plan wollte.
"Unsere
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