Bad Fucking
sich die Bäume im Wasser spiegeln. Aber hier gab es gar kein Wasser. Es war bloß die flimmernde Luft, die sich in leichten Wellen bewegte und dadurch die Sinnestäuschung hervorrief.
Bartl rieb sich die Augen und blickte zur Tür. Stille. Er rief noch einmal nach Lumpi, aber dieses Mal klang der Ruf eher wie: »Lumpi, es wird dir doch wohl nichts passiert sein?«
Bartl war verwirrt. Er wusste zwar, dass Schallmoser vormittags immer unterwegs war, um von einer QuelleWasser zu holen und Pilze, Beeren oder Kräuter zu sammeln, aber dass er am Montag Nachmittag einmal nicht auf ihn gewartet hätte, war in all den Jahren nie vorgekommen.
Bartl näherte sich mit einem mulmigen Gefühl der Höhle und warf einen Blick durch die halb geöffnete Tür. Im Inneren war es stockdunkel. Er schob die Tür zur Seite und betrat Schallmosers Behausung. Er sah zunächst nichts, aber bald hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Vom Boden her stieg ein unangenehmer, süßlicher Duft auf.
Bartl machte einen Schritt zur Seite, damit das Licht in die Höhle fallen konnte. Die Sonnenstrahlen fielen direkt auf Vitus Schallmoser, der bäuchlings auf dem verdreckten Lehmboden lag. Um seinen Kopf kreisten fette Schmeißfliegen.
Vor lauter Schreck ließ Bartl die Plastiktasche fallen, aus der einige Kartoffeln herausrollten und in der Blutlache neben Schallmosers Kopf liegen blieben. Der alte Hoteldiener kniete sich nieder und drehte Schallmoser auf den Rücken. Schallmosers verfilzte Haare und sein langer, verwahrloster Bart waren mit Blut verklebt. Seine Augen starrten ins Leere. Bartl sprang auf und lief ins Freie.
Die Sonne blendete ihn, und er schirmte mit seinen zitternden Händen die Augen ab. Er beugte sich vor und würgte. Er wollte ausspucken, aber sein Mund war so trocken, dass außer einem Krächzen nichts herauskam. Sein Herz raste und schlug hart wie ein Stein gegen seine Rippen. Plötzlich hörte er ein Röcheln. Das Geräusch kam aber nicht aus der Höhle. Bartl näherte sich vorsichtig der Hundehütte und entdeckte hinter ihr den blutüberströmten Lumpi, der im Gras lag undam ganzen Körper zitterte. Das Fell des Hundes sah aus, als wäre es von blutsaugenden Motten zerfressen worden.
»Ich kann auch nichts dafür, dass die Post noch immer keinen Handymasten am Hohen Hirn aufgestellt hat. Es gibt da irgendein rechtliches Problem, das noch geklärt werden muss. Unser Hotel hat ja auch das größte Interesse daran, dass in Bad Fucking endlich Internet und Handys problemlos funktionieren.«
Während Philipp Hintersteiner beschwörend die Hände hob, um die Mädchen zu beruhigen, wurden diese immer hysterischer.
»Ich bin gefickt!«, rief Dodo zum zehnten Mal und fuchtelte mit ihrem Handy vor Philipps Gesicht herum. »Ich bin gefickt, wenn diese Scheiß-Gurke nicht bald funktioniert.«
Philipp blickte hilfesuchend zu Sandra Redmont, die aber auch nur bedauernd mit den Schultern zuckte.
»Moment, Moment, bitte hört mir doch einmal zu.« Philipp atmete tief durch und spürte, wie die Pickel in seinem Gesicht immer röter wurden. »Ich habe euch ja bereits gesagt, dass es auf jedem Zimmer einen Festnetzapparat gibt. Diese Telefone funktionieren natürlich, allerdings muss ich euch darauf hinweisen, dass das Telefonieren von den Zimmern aus nicht billig ist. Das liegt aber auch nicht an uns, sondern an der Post.«
»Scheiß Post«, kommentierte Nadja, deren Hose im Tumult ziemlich weit hinuntergerutscht war, wodurch der Blick auf ein imposantes Tattoo frei wurde, das mehrere Schlangen zeigte, von denen eine zwischen den Arschbacken des jungen Mädchens verschwand.
»Aus diesem Grund«, fuhr Philipp fort, »haben wir den täglichen Verbrauch auf zehn Euro pro Apparat limitiert. Wir möchten damit verhindern, dass es bei eurer Abreise zu bösen Überraschungen kommt.«
Die Mädchen sahen einander hilfesuchend an. Sofie, die sich mit ihrer Fernsehzeitschrift Luft zufächelte, drängte nach vorne und fragte Philipp, wie es mit den Fernsehprogrammen aussähe. »Das Finale der Casting-Show auf RTL muss ich sehen, sonst sterbe ich«, sagte sie seufzend.
Philipp war froh, endlich einmal eine gute Nachricht verbreiten zu können. »Mit dem Fernsehen gibt es keine Probleme, wir haben hier sechsunddreißig Programme, die natürlich alle gratis sind. Nur für bestimmte Filme wäre zu zahlen.«
»Porno-Scheiß oder wie?«, fragte Dodo provokant, woraufhin einige der Mädchen kicherten.
Immer, wenn er verlegen wurde,
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