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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dachte ich. Und worüber genau? Dass ich nicht hart genug mit dem Kopf am Boden aufgeschlagen bin, um mir den Schädel zu zertrümmern? Vielleicht hätte ich es Mum doch erzählen sollen. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen: Wenn du die Wahrheit hören willst, Mum: Mein Leben ist die Hölle, seit Shonna vor der ganzen Klasse erzählt hat, dass mein Dad ein Spermapäckchen aus dem Internet war. Sie lässt mir keine Ruhe, verfolgt mich die ganze Zeit. Sie mobbt mich, sie hat mir sogar eine Geburtstagskarte geschickt, die mit »Dad« unterzeichnet war, nur um mich fertigzumachen. Ich hasse sie.
    Aber ich sagte kein Wort. Warum auch? Damit Mum Jeanette anrief? Damit die beiden Mamis, die uns praktisch gemeinsam aufgezogen hatten, sodass jede die Tochter der anderen fast genauso gut kannte wie ihre eigene, dafür sorgen konnten, dass wir uns zusammensetzten und darüber redeten? Shonna würde es nur ausnützen, um Munition gegen mich zu sammeln, damit sie mich in der Schule noch mehr demütigen konnte. Ich traute ihr nicht über den Weg.
    »Wir haben uns auseinandergelebt, Mum«, sagte ich. »So was kommt vor, verstehst du?«
    »Ich weiß, dass so was vorkommt, Sadie. Aber du bist doch bestimmt unglücklich darüber. Ich meine, ihr habt immer alles zusammen gemacht.«
    Das stimmte. Ich wusste alles über Shonna Matthews, was es zu wissen gab. Dass das Armband an ihrem linken Handgelenk ein Taufgeschenk war, das sie seit ihrer Geburt trug und jedes Jahr ein Loch weiterstellte. Dass der Ersatzschlüssel zu ihrer Wohnung unter einer steinernen Schildkröte im Vorgarten ihrer Oma lag, die nebenan lebte. Oder dass Shonna einen »Storchenbiss« an ihrem Bein hatte, ein rotes Geburtsmal, das wir »Kriechender Rosmarin« nannten und das an ihrem Knöchel anfing und sich bis zu ihrem Schenkel hochrankte. Und ich wusste auch, dass Shonna jedes Mal, wenn jemand furzte, sagte: »He, wer hat da ’nen Koffer stehen lassen?« Ich habe mich immer schlappgelacht.
    »Ihr wart so eng befreundet, ihr beide.«
    »Na und? Ich war auch mal mit Rabbi Rabbit befreundet, ich hab ihn sogar mit ins Bett genommen und bin mit ihm durch dick und dünn gegangen. Und jetzt sitzt er auf dem Regal oben und aus dem Riss in seinem Arm quillt die Füllung raus.«
    »Ich meine ja nur«, plapperte Mum hirnlos weiter, »ich meine ja nur.«
    Sie sah müde aus. Ihr Minimal-Make-up hatte sich im Lauf des Tages aufgelöst, wie immer, und ihre Gesichtszüge wirkten farblos und verwaschen. Der Schlabberpulli, den sie an diesem Abend trug, hatte einen riesigen Fleck auf dem Ärmel, und ihr Haar – OHMEINGOTT ! Unterirdisch, mehr sage ich nicht. Ich möchte nie so aussehen, wenn ich mal achtundvierzig bin.
    Entschlossen stand ich auf. »Shonna hat sich verändert«, sagte ich. »Ich bin in letzter Zeit lieber mit Billy zusammen.«
    »Mit Billy oder mit Tony?«, stichelte Mum.
    Mum hat Tony gesehen. Sie weiß, was für ein heißer Typ er ist.
    »Ja, Tony ist Billys Kumpel, aber ich bin nicht …«, fing ich an.
    »Und wer bitte«, dröhnte Großtante Rita wie ein altes Nebelhorn, »ist Tony? Ich dachte, der Junge heißt Gad.«
    »Was weiß ich, Rita?«, schnaubte Mum. »Wie gesagt, ich bin die Letzte, die hier was erfährt. Aber Jeanette hat von Tony gesprochen«, fügte sie zu mir gewandt hinzu. »Dieser Tony hat Shonna und dich auseinandergebracht, meint sie. Shonna mag Tony, kommt aber nicht an ihn heran, weil du immer mit ihm rumhängst.«
    Das war der Gipfel. Ich und mit Tony herumhängen?
    »Deine blöde Jeanette kann von mir aus zur Hölle fahren!«, brüllte ich in einer Lautstärke, gegen die selbst Großtante Rita nicht ankam. » Ich hänge nicht herum , okay? Ich hab einfach keine anderen Freunde und irgendwo muss ich ja hin, verdammt noch mal …« Wütend wischte ich mir die Tränen aus den Augen und stürzte hinaus. Ich wollte nicht, dass Mum von meinen Problemen erfuhr. Das ging gegen meinen Stolz. Diesmal knallte ich die Tür volle Kanne zu und schloss mich ein. Und dann rammte ich mir die Kopfhörer über die Ohren, um Mums hartnäckiges Klopfen auszublenden.
    »Sadie, Schätzchen – lass uns doch drüber reden. Da scheint sich ja eine Menge angestaut zu haben.«
    Später hörte ich, wie Großtante Rita sich zum Gehen fertig machte und noch eine Weile mit Mum im Flur herumstand.
    »Ich will mich nicht einmischen«, dröhnte Großtante Rita. »Du wirst schon wissen, was du tust, Angela, aber ich an deiner Stelle hätte sie auf eine gute

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