Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
und blaue Strähnchen und schlechte Manieren hat, dann wissen wir Bescheid.«
Inzwischen standen wir vor dem Schultor. Die E-Mail musste warten. Erst Morgenversammlung.
Ich saß drei Reihen hinter Tony Cruz, aber mit freier Sicht auf seinen Nacken. In der Elften gab es eine große Bandbreite von Jungsnacken zu bewundern. Vom dürren Hühnerhals bis zum Streuselkuchen- und Stiernacken war alles vertreten. Tonys Nacken hob sich wohltuend hervor, weil er muskulös, aber nicht zu bullig und außerdem leicht gebräunt war. Billy stand neben ihm und schnitt erstaunlicherweise auch nicht schlecht ab. Er hatte die dunkle Haut von seinem Dad und auch den schlanken, eleganten Hals mit den breiten Schultern. Ich war direkt stolz auf ihn – von hinten sieht Billy richtig gut aus. Das musste ich ihm mal sagen.
Ich stand also da und meine Augen bohrten vermutlich ein Loch in Tonys Hinterkopf, was er irgendwann gespürt haben muss, weil er sich umdrehte und mich anschaute. Also ich meine, so richtig. Tony Cruz sah mich an und zog fragend die Augenbrauen hoch. Nach dem Abend neulich wusste ich, dass er in Wahrheit nur ein dummer kleiner Junge war, der Memorysticks in seiner Tasche herumschleppte. Trotzdem, für einen Computerfreak hatte er einen superdurchtrainierten Körper, sodass mir unter seinem Blick ganz heiß wurde. Mein Gesicht war garantiert so rot wie eine Tomate.
Tony schenkte mir ein halbes Lächeln und drehte sich wieder um. Ich könnte schwören, dass ich eine ganze Achtklässler-Mädchenreihe hinter mir kichern hörte. Dann donnerte die Tanztruppe auf die Bühne und legte eine total überflüssige Bump-and-Grind-Nummer hin, und ich glaube, Tony ist in eine von ihnen verknallt – vielleicht Rada (sie ist die Hübscheste), weil sein Hals plötzlich rot und immer röter wurde – bis zu den Ohren hinauf.
Ehrlich gesagt, konnte ich die Mittagspause kaum noch erwarten, weil ich ihm von meinen Plänen erzählen wollte. Doch dann kam alles anders, denn Tony fing mich ab, ehe ich auch nur aus der Aula herausgekommen war.
»Sadie!«, rief er. Ein paar Mädchen aus meiner Klasse blickten sich verwundert um und fragten sich wahrscheinlich, warum Tony Cruz ausgerechnet mit dem Winzling Sadie Nathanson redete.
»Und? Wie läuft’s?«, fragte er mit seinem üblichen Nicken.
»Gut«, sagte ich, »und danke für gestern Abend – war ja ziemlich schwierig, das Zeug zu finden.«
»Ach, kein Problem«, sagte er. »He, ich mag deine Haare. Die Feder sieht cool aus.«
»Danke.« Ich notierte mir im Stillen, dass ich mir die Frisur öfter mal machen musste.
Tony lotste mich von meiner Klasse weg.
»Hör mal, ich hab mit Billy geredet«, sagte er leise. »Er hat mir erzählt, wie gemein Shonna Matthews in letzter Zeit zu dir war. Und ich dachte immer, ihr seid Freundinnen.«
Ich erstarrte. Warum interessierte sich Tony plötzlich für meine Freundschaft mit Shonna?
»Ja, schon«, sagte ich so beiläufig wie möglich. »Mädchen können echt fies sein.«
»Soll ich mal mit ihr reden?«, fragte Tony. »Ihr sagen, dass sie die Finger von dir lassen soll?«
Bat er mich etwa um Erlaubnis? Wow! Ich war geschmeichelt, aber auch überrascht.
»Wenn du willst«, sagte ich, »mach nur – sprich mit ihr. Warum nicht? Sie mag dich so gern, vielleicht hört sie ja auf dich. Aber du musst aufpassen, sie hat so einen Trick bei Jungs …. Also, sie redet ganz leise, damit du dich vorbeugen musst und …«
»Ehrlich?«, unterbrach Tony mich. »Shonna Matthews mag mich?«
»Was denkst denn du?«, sagte ich und klatschte mir mit dem Handrücken gegen die Stirn. Also echt. Brauchte dieser Typ denn pausenlos Bestätigung, dass alle Mädchen in der Schule auf ihn fliegen?
Und dann machte Tony etwas total Eingebildetes. Er kicherte. Kicherte und schüttelte den Kopf. Statt wie sonst eifrig zu nicken. Und das brachte mich auf die Palme. Wie konnte er über die Gefühle von anderen Menschen lachen? Selbst wenn es Shonnas Gefühle waren. Und wer sagte mir, dass er über meine nicht genauso lachte?
»Hör mal«, fing ich an, »ich hasse Shonna Matthews, aber dass du über sie lachst, hat sie nicht verdient.«
Tony klappte den Mund auf und zu, aber es kamen keine Worte heraus, und deshalb fuhr ich fort: »Sprich mit ihr. Sag ihr, dass sie aufhören soll, mir das Leben zur Hölle zu machen, aber lach nicht über sie!«
Dann stolzierte ich davon und ließ ihn einfach stehen – sprachlos und mit offenem Mund.
Verdammt. Ich hatte
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