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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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und zwar bitte wieder in Haidhausen oder von mir aus in Schwabing, where everybody knows my name. Anders als in diesem Schlachthofviertel hier, wo kein Schwein meinen Namen kennt, mich aber trotzdem alle freundlich grüßen. Was sehr wahrscheinlich damit zu tun hat, dass die kleine Schwester und ich uns anscheinend wirklich sehr ähnlich sehen. Kein Gang zum Bäcker, kein Kaffee oder Bier draußen bleibt ohne ein freundliches »Servus!« von Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich grüße nicht zurück, ich bin grantig und in einer Krise, außerdem kenne ich die alle gar nicht. Was vermutlich zur Folge haben wird, dass die Christa demnächst wegen Unhöflichkeit aus dem Dorf vertrieben wird. Nichts anderes ist dieses Drei-Straßen-Viertel: ein Dorf. Ich bin auf dem Berg aufgewachsen und habe neunzehn Jahre gebraucht, um dem Land zu entfliehen, ich habe nicht vor, jetzt kampflos zurückzukehren. So beschränke ich die Wohnungssuche weiterhin auf Haidhausen, das ist größer und schicker, und außerdem kennen mich da die Leute wenigstens wirklich. Vielleicht wird sich das Problem auch demnächst von selbst lösen, denn womöglich droht mir trotz Geschwisterliebe bald lebenslänglich wegen versuchten Totschlags, weil sie ständig überall ihren Kram rumliegen lässt. Was soll das heißen, »es ist schließlich ihre Wohnung«?

Einstürzende Altbauten
    Es kann ja wohl nicht schwieriger sein, in München eine Wohnung zu finden als in New York. Außer doch, kann es schon. In Manhattan ließ ich mich schlicht von schnellsprechenden Maklern unter Druck setzen und sprach irgendwann, genauer gesagt am 13. September 2001, ein verängstigtes »Alright, I’ll take it«. Zwei Wochen später stellte ich fest, dass ich mir das Apartment mit einer Maus teilte. Ich tat, was eine Frau tun muss, und sprang quietschend auf die Couch, wo ich die nächsten Stunden (es können auch Tage gewesen sein) verbrachte. Wer mich jetzt hysterisch findet, hat noch nie eine New Yorker Maus gesehen. Diese sind riesig, übergewichtig und leicht mit Ratten zu verwechseln. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war es wahrscheinlich sogar ganz bestimmt eine Ratte. Vermutlich hatte ich deshalb wenigstens keine Kakerlaken in der Wohnung.
    »Zwei Zimmer, Altbau, Parkett, Pariser Platz«, deshalb rufe ich da jetzt an. »Ja, wer würde denn da einziehen?«, unterbricht mich die Maklerin, bevor ich überhaupt »welche Straße denn da?« fragen kann. Ich würde da einziehen, antworte ich, aber leider möchte der Vermieter gerne und ausschließlich einen Herrn in der Wohnung. So, so, aha, und was macht er, wenn der feine Herr dann immer Damenbesuch hat, was macht er dann? Da wird er schön blöd schauen, der Herr Vermieter, der frauenfeindliche. Was ist das überhaupt für eine Frage, wer wird da einziehen? Ich natürlich, würde ich sonst anrufen? »Alleine?« Ja, alleine, gebe ich zu. Zugeben hab ich jetzt gesagt, als sei ich so schlimm! Seit wann ist es ein Nachteil, wenn da keiner schnarcht, kein Hund bellt, kein Baby plärrt? Muss ich deshalb gleich auf fünfundzwanzig Quadratmetern hausen? Ich brauch aber Platz! Ich hab aber so viele Schuhe! Langsam schwant mir, warum das nicht gut ankommt, wenn man alleine still und leise nur so rumwohnen möchte: »Ja, wenn Sie sich das leisten können? Ganz allein?« Sagt die zu mir! Dabei weiß die doch noch gar nicht, dass ich arbeitslos bin! Gleich hab ich mein Ausrufezeichenlimit erreicht!
    Bei einer der zehntausend Besichtigungen dreht sich die Maklerin zu mir um, deutet lächelnd auf ein Eck im Treppenhaus und erklärt: »Hier passt auch super der Kinderwagen hin!«
    »Wie praktisch!«, antworte ich geistesgegenwärtig und sehe unauffällig an mir runter, ob ich irgendwie schwanger aussehe. Da ist aber alles flach, auch da, wo nicht so flach hübscher wäre, und seit wann ist Schwangersein bei der Wohnungssuche von Vorteil? Ich war wohl zu lange weg. Tage später dasselbe, gleiches Viertel, andere Wohnung. Der Makler und ich stehen im Flur und kucken beide in eine kleine Kammer, zwar mit Fenster, aber alle zwei passen wir da gar nicht rein. »Kinderzimmer«, spricht der Makler. »Begehbarer Kleiderschrank!«, denke ich.
    Davon abgesehen war die blöd, die Wohnung. Nein, blöd war die nicht, die war nur so normal. Normal war die auch nicht, es war halt kein Altbau. »Mein Gott«, muss ich mir jetzt wieder anhören, »brauchst du denn un-be-dingt drei Meter hohe Decken! Mit Stuck womöglich, die Madame!

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