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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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Neubau hat doch auch was!« Die hat leicht reden auf ihrem Fischgrätparkett, die will mich doch nur möglichst schnell aus ihrer Wohnung haben. Natürlich hat Neubau auch was, keinen Charme zum Beispiel, und außerdem, sag ich ja gar nichts, würd ich ja sofort einziehen. Da sind aber die Decken so niedrig, und damit die einem nicht auf den Kopf fallen, da braucht’s schon so an die hundert Quadratmeter. Und die zahl mal, die hundert Quadratmeter. In München. Alleine.
    Ich zicke rum, zugegeben. Ich möchte halt nicht in einem Neubau leben. Und ich will kein Laminat. Wenn man barfuß auf Laminat rumläuft, dann denkt man doch auch immer »Was ist das denn? Ist das Holz? Das ist doch kein Holz!« Ich will maximal fünf Radminuten zur Isar brauchen und mindestens drei Meter hohe Decken, alte Holztreppen, die man vorsichtig runterklappern muss, und wenigstens eine Oma im Haus, vor der man sich verstecken muss, damit die einen nicht immer zuquatscht.
    Erst aber gilt es, den Geheimcode der Makler und Wohnungsanzeigen zu knacken. Haidhausen ist meist Berg am Laim, zum Beispiel, also ganz am Rand. München Ost ist nicht etwa Haidhausen, sondern Waldperlach; ich glaube, Waldperlach liegt kurz vor Rosenheim. Oder top ausgestattet heißt: möbliert. Bei mir heißt top ausgestattet »Waschmaschine und Trockner lass ich Ihnen da, weil Sie so nett sind.« Die Wohnung war praktischerweise im Nachbarhaus von Christa, deren Kühlschrank immer gut gefüllt ist. Leider wurde nichts daraus, denn der Vermieter wollte nur mal kurz, also »schon so zwei Jahre, wahrscheinlich« nach Asien, und seine Monstermöbel sollten natürlich noch da stehen, wenn er erleuchtet und eins mit sich selbst wiederkehrt. Der hatte ein Regal aus Glas und Ästen an der Wand, das hat er wahrscheinlich in einem Kreativitätsschub selbst gebaut. Und auf so was soll ich meine Bücher stellen, kommt überhaupt nicht in Frage. Selbst wenn mir Regale aus Isar-Treibgut und Glas gefallen würden, am Ende wird dem langweilig am Strand von Kho Phi Phi, dann kommt er wieder nach sechs Monaten und spricht »Raus aus meinen superduper drei Zimmern, ich muss hier meine Mantren singen.«
    Altbau, renoviert, in der Au, Parkett, einmal umfallen, zack, Isar. Ich bin früh dran und stehe blöd vor der Haustür rum, dann kommt der Makler. Glaub ich, weil der so aussieht: billiger Anzug, Halbglatze, Mappe in der Hand. Ich schüttle höflich seine Hand, stelle mich vor, lächle charmant, und dann stellt sich raus: Der hält mich für die Maklerin. Was mir den Rest des Tages den Rest gibt. Wir betreten gemeinsam den renovierten Altbau mit Parkett in der Au und sehen als Erstes schlammbraune Auslegeware. In der Küche steht der echte Makler.
    »Bleibt das?«, keife ich ihn an, ohne liebenswürdig erst einmal Grüß Gott zu sagen, und nein, da wird natürlich noch, genau, Laminat verlegt. Renoviert ist die nicht. Achtundsechzig Quadratmeter hat die auch nicht, niemals. Trotzdem bin ich schon so weit, dass ich um einen dieser Selbstauskunft-Fragebögen bitte. »Ich überleg mir das noch, aber ich gebe Ihnen selbstverständlich schon mal meine Kontoverbindung, meine Schuhgröße, meinen Arbeitgeber und den Durchmesser meines Muttermals am linken Busen.«
    »Hab ich grade Ihrem Mann gegeben«, sagt der Makler, und jetzt werde ich also allen Ernstes schon mit der Halbglatze in Verbindung gebracht. Den nächsten Termin sag ich ab, Schwabing kann ich mir eh nicht leisten (alleine), setz mich vors Valentin Stüberl im Viertel und bestell mir ein Bier. Mittags um halb eins. Die jedenfalls kennen mich jetzt schon mal.
    Man kann auch Wohnungen besichtigen, aus denen der Vormieter noch gar nicht ausgezogen ist. Manchmal vergesse ich vor lauter Neugierig-Rumschauen, dass ich da ja vielleicht einziehen will. Man möchte meinen, dass man seine Siebensachen ein bisschen aufräumt, wenn da fremde Menschen durch die Zimmer stolpern, aber nee. Wäscheständer mit der Unterwäsche drauf, zum Beispiel. Frisch gewaschen zwar, aber möchte ich wirklich wissen, was die drunter haben? Ich kenn die doch gar nicht! Boxershorts, zum Beispiel, leider schlimm gemustert. Ich sah Nikoläuse im August, das muss man sich mal vorstellen. Oder auch nicht, sieht man im August ja in jedem REWE. Hätte ich Höschen, wo der Nikolaus drauf ist oder in dem Fall besser das Christkind, dann würde ich die nicht im August anziehen, das käme mir grundfalsch vor. Und es gibt doch auch solche, wo die Wochentage draufstehen. Da

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