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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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schön! Mir ist das unsympathisch, wenn Autos aussehen wie Kuscheltiere oder Kriegsgeräte. Noch unschöner sind die Namen. Ich möchte nicht in etwas sitzen, das Twingo heißt oder gar Smart. Ein Smart ist kein Auto, ein Smart ist ein überdimensionierter Legostein, den sich gelangweilte Industriedesigner ausgedacht haben. Eckig also, da bleibt nicht viel. Mercedes ist zu groß, und Scirocco gibt es meines Wissens nicht mehr, obwohl mir so einer schon sehr gefallen würde. Ich war mit vierzehn sehr verliebt in den Schorschi, weil der einen dunkelgrünen Scirocco hatte. Ich würde dann auch anfangen, Soft Rock zu hören, und eventuell sogar eine komplette Imagekorrektur vornehmen, mit French Manicure und Dauerwelle und allem Drum und Dran. Einen schwarzen Saab 900 würde ich jeden Tag auf Knien anhimmeln, aber der ist zu teuer, und deshalb soll es ein BMW werden. Und zwar ein Dreier, wenn ich mal kurz gscheid daherreden darf.
    »Was denn für ein Dreier?«
    »Der Kleine? Der Eckige?«
    »Ja spinnst denn du, das ist ja der ganz der alte«, schreit mein großer Bruder entsetzt ins Telefon, »du kannst dir doch ned so an alten BMW kaufen! Ja spinnst denn du jetzt ganz!« (»Spinnst denn du jetzt ganz« wird in meiner Familie übrigens so häufig verwendet wie bei anderen Leuten »Was gibt’s zu essen?«)
    Doch. Kann ich schon. Ich schau mich ja auch schon die ganze Zeit um, aber ich bin ja in München, hier fährt doch keiner ein gebrauchtes Auto. Bis auf den jungen Mann aus Autoscout24, der seinen 325er BMW verkaufen will und mit dem ich mein erstes erfolgreiches Kaufgespräch führte. Sieht man mal von »nehm ich!« in diversen Boutiquen ab:
    Er (begeistert): »Ja, tieferglegt, und hier (Motorhaube auf) Sechszylinder, blabla.«
    Ich so: »Ja. Aha. Mhm.«
    Er (begeistert): »Ja hier, Spoiler, Sportlenkrad blablabla.«
    Ich so: »Aha, mhm.«
    Dann hab ich die Haare ein bisschen geschüttelt und ihn um zweihundert Euro runtergehandelt. Es wäre ein Leichtes gewesen, mich über den Tisch zu ziehen, wollte der junge Mann aber gar nicht. Bestimmt hat er den BMW immer liebevoll mit dem Zahnbürstel geputzt und dachte wahrscheinlich: Die ist ein sauberes Mädel, die kennt sich zwar nicht aus, aber die wird ihn bestimmt immer sauber halten und gut behandeln. Er kennt mich ja nicht, der junge Mann. Autowaschen halte ich für mindestens so überflüssig wie Limo im Bier. Jedenfalls steht jetzt ein grauer BMW mit Schiebedach undSpoiler vor der Tür, vollkrass. Beziehungsweise vier Straßen weiter, seit wann gibt’s hier Parkplätze vor der Tür? Außerdem habe ich gar keine eigene Tür, ich habe ja noch nicht mal eine eigene Wohnung. Zwar schippert die Spedition meine Möbel und Sachen immer noch über den Atlantik gen München, aber ich würde mittlerweile auch in einer leeren Wohnung auf dem Boden schlafen, hab ich in New York schließlich auch gemacht, am Anfang. Alles, nur kein Schwestern-Gezicke mehr. Und bitte auch keine Mäuse.

»Hör mal.«
    »Was ist denn jetzt schon wieder, ich bin grad …«
    »Jetzt hör mal, sollen wir ihr nicht langsam mit der Wohnung helfen? Sie ist jetzt schon fast drei Monate wieder in München. Drei Monate!«
    »Was denn! War doch super Wetter!«
    »Schon, aber langsam … Ich hab Angs t, dass die sich noch die Köpfe einschlagen, die beiden.«
    »Wer war denn ständig faul am See!«
    »Jetzt sei halt ned immer so!«
    »Außerdem, was heult die denn schon wieder, die soll sich erst mal das Gesicht waschen.«
    »Wir können sie nicht allen Ernstes in die alte Wohnung zurückschicken, das geht nich t, das hält sie nicht aus.«
    »Warum denn nicht? Super Wohnung ist das, günstig auch, ich seh überhaupt nicht ein, warum wir uns schon wieder kümmern sollen.«
    »Da hängt viel zu viel Vergangenheit dran. Das tut ihr
doch nur weh.«
    »Schnickschnack.«

Bin eins mit mir selbst. Kinderspiel, bin ja Single
    Wenn ich selbst schon kein Glück habe im Moment, dann schau ich mir halt das der anderen an. Und schenke dem BMW die erste Probefahrt zur Hochzeit in der Toskana, ich hab ja sonst nichts zu tun. Ich meine, ich habe ja sonst tatsächlich nichts zu tun, ich bin ja arbeitslos.
    Da steht er jetzt also, hat gerade »Ja« gesagt, und da steht sie jetzt, sieht zauberhaft aus, wie sich das nun mal gehört für eine Braut, und hat auch gerade »Ja, ich will« gesagt. Ich bin sehr gerührt, und weil das keiner sehen soll, schnappe ich mir den kleinen Blondschopf der beiden, sammle mit ihm Reiskörner

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