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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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Drinks zu bevorzugen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er schon seit Jahren nicht einmal mehr den Pfeil aus dem Köcher bringt.
    Dabei ist Verlieben an sich ja nun nicht so schwer, ich zum Beispiel bin schon seit Jahren in Adrien Brody verliebt. Damit es Spaß macht, gehören aber zwei dazu, und ab da wird es dann schon schwieriger. Nein? Glaubt nicht, dass der Herr Brody mich mal anrufen würde. Jack Bauer übrigens auch nicht.
    Wie also kann es sein, dass die Menschen sich immer finden und dann auch noch zusammenpassen, meistens so im Mai? Ich finde das schwieriger als damals Algebra, und das war ja wohl schon kompliziert genug. Ein x auf die andere Seite zu bringen erscheint mir mittlerweile fast einfacher, und da weiß ich heute noch nicht, wie’s geht. Wozu auch, es stellte sich ja gleich nach dem Abi raus, dass man das sowieso nie braucht. Wann stellt sich eigentlich raus, dass man gar keinen Mann braucht?
    An schlechten Tagen kommt es mir vor, als hätten alle den Führerschein gemacht und sich einen BMW gekauft. Nur ich, ich fahre immer noch Fahrrad oder gehe zu Fuß, besonders hier in New York. So kommt man auch rum, ja. Aber nicht so bequem! Langsam dämmert selbst mir, dass man sich ums Verlieben wahrscheinlich kümmern muss, so wie Miete zahlen und dafür sorgen, dass Milch im Kühlschrank ist. Bitte, dann pfeifen wir jetzt mal aufs Schicksal, streichen die Locken verführerisch aus dem Gesicht und kümmern uns drum.
    Flirten. Wie schwer kann’s sein? Augen auf, Bauch rein, Busen raus, lächeln. Dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und lass ein spitzenbesetztes Taschentüchlein fallen. Oder was man halt so fallen lässt, heutzutage. iPhone vielleicht. Dann hätte der auch gleich die Telefonnummer, wie praktisch. Bei meinem Glück läuft hinter mir aber jemand, der öfter zu McDonalds als zu McFit geht, steigt drauf, meine blauen Augen machen ihn nicht sentimental, und ein iPhone sollte man so oder so unter keinen Umständen fallen lassen.
    Also Dating, und zwar on- und offline. Als ich Deutschland verließ, gab es das in dieser Form noch gar nicht. Das, oder mir wurde nur mal wieder nicht Bescheid gesagt. Hier aber machen mir meine amerikanischen Schwestern Woche für Woche vor, wie man sich bis zum Verlobungsring hochdatet – nämlich Frösche küssen, ganz genau. Igitt. Einmal sprang ich über meinen Schatten und ließ mich auf ein Date ein, es war genug, dass ich »the German girl« war, ich wollte nicht auch noch »that weird German girl« sein. Das Treffen war eigentlich ganz nett. Der Typ war auch ganz nett, eigentlich. Da warens mir aber schon zu viele eigentlich, außerdem wollte ich nicht immer nur ins Kino, das fand ich langweilig. Ihn fand ich auch irgendwann langweilig, und dann hab ich nicht mehr zurückgerufen. Wie man das halt so macht.
    Natürlich bin ich ein bisschen neidisch, wenn ich sehe, wie es bei anderen funktioniert. Besonders online dating scheint große Erfolgsaussichten zu haben, wenn man den Berichten glauben mag. Die Schwester einer Freundin einer Bekannten, zum Beispiel …., ach. Ein schlechtes Gefühl werde ich bei der Sache trotzdem nicht los. Betreibt man das Ganze mit Energie und Hingabe, hat es doch ein bisschen was von Fließband, und es hilft auch nicht, dass man auf Online Partnerbörsen »advanced searches« durchführen kann. Ich kann also eingeben, wie groß der sein soll und welche Haarfarbe, ob ich Sex will oder nur ein Bier und in welcher Reihenfolge. Aber weiß ich das immer so genau? Es kommt doch auch darauf an, wie viel Bier man getrunken hat! Mir fehlen ganz essenzielle Suchfunktionen: Kann der blinzeln, macht der mich lachen? Hat der sexy Unterarme, und wenn sein Hemd drüberrutscht, dann möcht ich’s wieder raufschieben? Liest der Bücher, hört der nicht nur Charts? Musik ist mir sehr wichtig. Ich tue oft so, als könnte ich singen, irgendwo läuft Aretha Franklin deshalb mit fürchterlichen Kopfschmerzen durch die Gegend. Kann der glaubwürdig sagen, »ist doch noch nicht spät«?
    Selbst wenn man das alles suchenderweise eingeben könnte, man hätte immer noch keine Garantie, dass einem nach einem Kuss noch tagelang schwindlig ist.
    Man sollte die überarbeiten, diese Suchfunktionen, aber selbst dann: Ist mir da nicht die Zeit zu schade? Am Ende trifft man jemanden, den man noch nie zuvor gesehen oder gehört hat, und den auch sonst niemand kennt. »Nice to meet you, I’m Patrick. Patrick Bateman.« Dann konzentriert man sich den

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