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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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erneut Charlie bei Aegis anrufen. Dies war allerdings nicht der Augenblick, so etwas Walker gegenüber zu erwähnen.
    »Was springt für Sie dabei heraus?«, fragte ich. »Besser gesagt, was sprang dabei für Sie heraus, bevor sich die Gelegenheit ergab, damit Geld zu verdienen?«
    Der Lächelreflex setzte wieder ein, sprach langsam auf unser sexuelles Potential an – aber Walker hielt das nicht durch. Er senkte den Blick. »Ich schulde Mike was«, räumte er ein. »Sie wissen ja, wie so was ist.«
    Jetzt nicht, ganz gleich, welche Geschichte. Männliche Ehre, womöglich. Bestens. Mir war das egal. Ich war müde. Mir tat der Rücken von der Babytrage weh. Ich wusste, wie wunderbar es sein würde, sich aufs Bett zu legen, mich mit Zoë neben mir zusammenzurollen und den Schlaf über mir zusammenschlagen zu lassen wie schwarzes Wasser.
    »Verraten Sie mir eins«, sagte ich und löste die Windel. »Macht es Ihnen nichts aus, dass ich Angehörige Ihrer Art umgebracht habe?«
    Die hässliche Frage hässlich gestellt, nicht nur aus Verärgerung über das Timing der Libido, sondern auch aus dem Wissen heraus, dass es gut sein würde, wenn ich mit ihm schliefe – und so gut es auch wäre, es wäre nicht gut genug. Für das, was ich war, gab es nur eine Sache, die jemals gut genug wäre. Nur eine Sache, und es gab keinen, um sie mit ihm zu teilen.
    »Warum?«, entgegnete er. »Macht es Ihnen etwas aus, dass ich Angehörige Ihrer Art umgebracht habe?«

20
    Als wir wieder in unserem Hotel in Kensington waren, legte ich Zoë in ihre Wiege und forderte Cloquet auf, sich mir gegenüberzusetzen. »Also gut«, sagte ich. »Erzähl mir das Vampir-Märchen.«
    Die Zimmer – ein Schlafraum mit angrenzendem Bad und einem eigenen Wohn/Essbereich – waren in verschiedenen Beigetönen mit gelegentlichen Flächen in Braun gehalten und strahlten Luxus aus. Londons angespannter klammer Abend wirkte wie eine eigenständige Intelligenz, die am Fenster lauschte.
    »Du denkst, ich hätte es dir sagen sollen«, sagte Cloquet. »Vielleicht schon.« Er wirkte müde und ein wenig neben sich.
    »Erzähl mir einfach alles, was du weißt«, drängte ich. »Und keinen Blödsinn, bitte, egal ob du nun findest, das sei gut für mich oder nicht.«
    Er ließ sich in den Lederarmsessel sinken, der ihn mit einem Seufzer aufnahm. Sein Gesicht war unrasiert, blutunterlaufen, aufgedunsen. Falls ich daran dachte, ihn loszuwerden, stellte ich sofort fest, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie er jemals ein anderes Leben führen sollte. Es war seine Fehlbarkeit, sich völlig dem Willen einer monströsen Frau hinzugeben. Mein Mensch kam ab und zu auf die Idee, ihm Hilfe zu holen, aber der Gedanke hielt nicht lang, nicht, wenn Wolf höhnisch grinste und erklärte, das sei nur Zeitverschwendung. ›Ohne dich geht es ihm nur noch schlimmer. Das ist die Natur der Krankheit: Er wird die Heilung nicht überleben.‹
    »Ich habe dir doch schon alles erzählt«, klagte er. »Ehrlich.«
    »Dann erzähl es mir noch mal. Ich möchte wissen, womit wir es zu tun haben.« Ich wusste, womit wir es zu tun hatten: mit der verzweifelten Suche nach Bedeutung, nach Antworten, nach unsichtbaren Gegebenheiten unter dem absurd konkreten Hier-und-Jetzt. Wir hatten es mit Vampiren zu tun, die entsetzt waren über die ungeheure mathematische Stille. Jedes Mal, wenn ich muslimische Massen sah, die sich im Gebet zu Boden beugten, oder katholische Gläubige, die sich versammelt hatten, sah ich nur Angst. Idiotisch nickende Chassidim, mit Farbe werfende Hindus, umherflatternde und plappernde Evangelikale, alle hatten sie eine Todesangst, das könne schon alles gewesen sein. Selbst die Buddhisten (deren faltigen, kichernden Lamas ich am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte) hatten Angst vor ihrem eigenen Fleisch und zielten auf ein körperloses, wunschfreies Märchenland ab. Die Schüler waren da nicht anders. Der Glaube an einen Messias war ihr kollektives Eingeständnis, dass sie es nicht allein schaffen konnten. Mein eigener geliebter Jake hatte vierzig Jahre mit der Besessenheit für das verbracht, was unter Werwölfen als nahe- zu heiliger Text galt, Quinns Buch, die Geschichte von den Männern, die zu Wölfen wurden . Cloquet zufolge existierte das Buch (und die Steintafel, die dazugehörte) tatsächlich, auch wenn es sich nun dank Madame Delon in den Händen der Untoten befand. Cloquet behauptete, es mit eigenen Augen gesehen (wenn auch nie gelesen) zu haben, und es gab

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