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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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erklärte mir eine Frau mit leicht irischem Akzent, dass Mr Proctor nicht länger für die Firma arbeiten würde. Nein, es gäbe keine neue Nummer. Nein, sie könne keine Nachricht weiterleiten. Nein, es gäbe keine weiteren Informationen, die sie mir mitteilen könne. Sie könne mich mit Mr Hurst, Mr Proctors Nachfolger, verbinden – aber da wusste ich schon, das war alles nur Störfeuer. Ich sagte, ich würde mich wieder melden. Eigentlich hatte ich nichts davon Walker erzählen wollen. Wozu auch? Wir konnten Aegis sowieso nicht mehr anheuern. Aus irgendeinem Grunde rief ich ihn doch an.
    Stille lauerte an seinem Ende der Leitung, dann sagte er: »Kein Wort mehr. Legen Sie auf. Ich hinterlasse eine Nachricht an der Rezeption. Rufen Sie nicht wieder an und lassen Sie Ihr Handy daheim. Sagen Sie Cloquet, er soll sein Handy auch nicht benutzen.« Dann legte er auf.
    Vier Stunden später holte er mich im Parkhaus unter der Hammersmith Mall ab. Der BMW 4x4 war einem Ford-Transporter gewichen, auf dem EMMERSON ENGINEERING stand. Beim Anblick von Zoë in der Babytrage sagte er: »Aber Sie wissen schon, dass es schwierig sein wird, Tarnklamotten für sie zu kriegen, richtig?«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Haben Sie das Handy im Hotel gelassen?«
    »Ja. Was ist los?«
    »Raten Sie mal, für wen Murdoch nach den Spezialeinheiten und vor WOKOP gearbeitet hat?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff. Aegis. Ich kam mir dumm vor – und unfähig, auch nur im Ansatz zu überschlagen, welchen Schaden ich bereits angerichtet hatte. Abgesehen vom Warnsignal, dass Proctor verschwunden war (war er tot? Weil er mich nicht verraten wollte? War er überhaupt jemand gewesen, dem ich hatte vertrauen können?), war es offenkundig möglich, dass Murdoch von der abgebrochenen Mission bei Merryn wusste. Aber wenn, warum lebte ich dann noch? Vielleicht war er, wie Grainer vor ihm, alte Schule und tötete Werwölfe nur in ihrer Vollmondgestalt? In dem Fall hatte ich noch vierundzwanzig Tage, bevor ich mit einem Anschlag auf mein Leben rechnen musste. Und was, wenn Draper und Khan doch noch geblieben waren und Walker und Konstantinov gesehen hatten? Murdoch konnte uns in diesem Augenblick auf den Fersen sein.
    »Ist wahrscheinlich alles in Ordnung«, meinte Walker. »Murdoch hat vor zehn Jahren für Aegis gearbeitet, ich bezweifle, dass noch viele seiner Kumpel dabei sind, aber wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Schon möglich, dass er von der Sache mit Merryn gehört hat, aber es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Landser von Aegis wussten, wer Sie sind. Außerdem ist Murdoch momentan nicht auf übernatürliche Ziele aus. Ihn interessiert nur die Säuberung. Sie sind wahrscheinlich nicht in Gefahr. Wenn, dann kriege ich die Kugel in den Kopf ab. Vielleicht sollten Sie fahren.«
    Es regnete heftig, und es war fast dunkel. Wir fuhren westwärts zur City hinaus Richtung M4.
    »Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass ich Aegis anheuern wollte«, räumte ich ein. »Tut mir leid.«
    »Schwamm drüber. Aber von nun an …?«
    »In Ordnung.«
    Natürlich wussten wir, dass wir allein waren. Nach der Unverhohlenheit der letzten Nacht ergingen wir uns in einer vielsagenden peinlichen Berührtheit. Der Urlaub der Hure von Babylon war vorüber, ob ich nun wollte oder nicht. Ich konnte nicht leugnen, was, um Tante Theresas Euphemismus zu verwenden, »da unten« vor sich ging. In dem kurzen Schlaf am Morgen hatte ich surreale Sexualträume gehabt: Gesichtslose, glänzende männliche und weibliche Körper, die zu einem Soundtrack wie aus einem Schlachthof in erschöpfter Verzweiflung vögelten. Manchmal war ich eine davon, in menschlicher Form. Manchmal nicht. Ein sehr klares, wiederholtes Bild davon, wie ich meine Wolfsschnauze über den samenverschmierten Bauch eines Kerls zog und eine Spur dunklen Blutes hinterließ. Ich war mit heißem Gesicht und den Händen unverkennbar zwischen den Beinen aufgewacht. Ich hatte gezögert – wenn du das durchziehst, Mädchen, dann ist der Dschinn ein für alle Mal aus der Flasche  –, dann nachgegeben und war gekommen, gewaltig, mit einem köstlichen Gefühl umfassenden Zusammenbruchs. Du hast es getan . Nun ja, hatte ich. Komme, was da wolle , meinte die sinistre Komik, Kalauer beabsichtigt.
    »Jedenfalls«, fuhr Walker fort, »stecken in dem Beutel zu Ihren Füßen zwei saubere Handys, eins für Sie, eins für den Franzosen. Unwahrscheinlich, dass Ihre Handys angezapft wurden, aber

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