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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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keinen Grund, ihm nicht zu glauben, aber letztlich musste ich Jake beipflichten: Selbst wenn das Buch echt war, folgte daraus noch lange nicht, dass die darin enthaltene Geschichte wahr war. Und da es keine Möglichkeit gab, den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu überprüfen, welchen Unterschied machte es dann? Und außerdem (da ich nicht leugnen konnte, dass die beiden Dinge sich müde miteinander verknüpft hatten, ob mir das nun gefiel oder nicht), selbst wenn der älteste lebende Vampir alt genug wäre, um zum Zeitpunkt der Ereignisse schon gelebt zu haben, gab es keinen Grund zu der Annahme, er könne irgendetwas darüber wissen. Geschweige denn, ob sie wirklich passiert waren.
    Ich wachte aus meinen Gedanken auf, und stellte fest, dass Cloquet wiederholte, was Walker und er schon früher aufgetischt hatten: Der Legende zufolge war Remshi der älteste lebende Vampir, er war, wie die nutzlose Phrase sagte, »von Anbeginn« an da, er verfügte über außergewöhnliche Kräfte und kehrte regelmäßig zurück, um erneut seine Regentschaft einzufordern.
    »Und von wo kehrt er zurück?«
    »Aus dem Schlaf. Er schläft längere Zeiten, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte. Er kehrt zurück, wenn die Rasse der Vampire eine Art … Erneuerung braucht. Die Legende drückt sich vage aus.«
    »Also muss es doch Aufzeichnungen geben. Bei denen gibt es doch eine Geschichtsschreibung, oder nicht?«
    »2500 vor Christus brach in der großen Vampirbibliothek in Pasargadai ein Feuer aus«, erklärte Cloquet. »Dort waren fast alle anerkannten Geschichtsschreibungen aufbewahrt worden. Es gab Kopien, aber nicht viele. Im Laufe der Zeit wurden sie zerstreut, gingen verloren. Einige Aufzeichnungen, die seitdem angefertigt wurden, berichten, dass Remshi für eine kurze Zeit in China auftauchte, etwa um 400 vor Christus. Danach allerdings nicht mehr, und selbst damals gab es viele Vampire, die die Geschichte nicht glauben mochten. Die Welt hat sich weitergedreht. Vampire sind pragmatisch veranlagt. Die Vorstellung von einem Messias hat an Glaubwürdigkeit verloren.«
    »Aber wenn Remshi tatsächlich existiert, muss es doch lebende Vampire geben, die sich an ihn erinnern.«
    »Möglich. Aber so lange leben sie nicht.«
    »Was meinst du damit? Sind sie denn nicht unsterblich?«
    Cloquet stand auf und goss sich einen Jack Daniels aus der Minibar ein. Er suchte in seinen Taschen nach Zigaretten – dann fiel ihm Zoë ein, und er unterbrach sich. Alte Gewohnheiten. »Das sind sie«, sagte er. »Das heißt aber nicht, dass sie es ertragen, für immer zu leben. Die meisten geben irgendwann auf. Sie treten ins Tageslicht hinaus oder werfen sich in einen Holzpflock. Nicht viele von ihnen schaffen es länger als tausend Jahre.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Jacqueline.«
    Burnout bei Vampiren (buchstäblich). Gut möglich. Wenn ich länger an die gerade mal vierhundert Jahre dachte, wurde mir schwindlig, und das waren vierhundert Jahre ohne den Verlust der Sexualfähigkeiten, bei normalem Essen und Tageslicht. Die Flattermänner sind depressiv , erinnerte ich mich aus einem der Tagebücher. Jahrhunderte ohne Sonnenlicht. Winterdepression in größtem Ausmaß. Was soll man auch anderes erwarten?
    Cloquet blieb bei der Minibar, lehnte an der Wand, litt sichtlich Schmerzen. Höchste Zeit, jemanden zu finden, der sich seine Schulterwunde ansah. »Die Vorstellung von Remshi«, fuhr er fort, »überlebte Griechenland und Rom, wenn auch die Gläubigen immer weniger wurden. Unter den Wikingern gab es ein Wiederaufleben, aber das hielt nicht lang an. In der Renaissance war es kaum noch ein Kult. Bevor Jacqueline auftauchte, sammelten sich nur noch eine Handvoll Fanatiker um zwei, drei Priester. Die Fünfzig Familien hielten sie für harmlose Trottel.«
    »Aber nun nicht mehr.«
    »Nein. Nun fangen sie an, sich langsam Sorgen zu machen. Die Trottel sind nicht mehr harmlos. Und keine Handvoll mehr.«
    »Was ist mit diesem Buch Remshi ?«, fragte ich, obwohl ich es hasste, auch nur die Worte auszusprechen. »Mit diesen Prophezeiungen?«
    »Jacqueline hielt sie für authentisch, aber ich fand, das war der schwächste Teil der Geschichte. Es gibt abweichende Versionen davon. Keiner weiß, woher sie stammen und wer sie verfasst hat. Das früheste Exemplar stammt aus dem Athen des 2. Jahrhunderts, behauptet aber, die Übersetzung einer viel älteren Geschichte zu sein. Ich weiß nicht.«
    »Aber du hast es gesehen?«
    »Natürlich. Sie hatte

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