Baedeker Reisefuehrer Toskana
in vollen Zügen. Die Größe des Wohnbereichs war beachtlich: Ein Arkadengang schmückte das Erdgeschoss, weitläufige Terrassen umgaben das erste Stockwerk, und eine stattliche Loggia mit Säulen und Architrav zitierte die antike Tempel- und Palastarchitektur. Mit der Ausmalung der Innenräume waren die namhaftesten Freskenmaler des 16. Jh.s beauftragt, u. a. Andrea del Sarto, Pontormo und Alessandro Allori. Als Königsresidenz für Vittorio Emmanuele II. erfuhr der noble Landsitz in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s einige Veränderungen, z. B. wurden damals die Freitreppen gebaut. Die Innenausstattung blieb nur fragmentarisch erhalten. Im Originalzustand befindet sich noch der Hauptsaal (Salone di Leone X) mit Alloris Fresken (1580). In der Villa ist Italiens einziges Museum für Stillleben (Natura morta) eingerichtet. In den Scuderie zeigt ein Museum die Werke von Ardengo Soffici von 1904 bis 1962.
Juni – Aug. 8.15 – 19.30, April, Mai, Sept. bis 18.30, März, Okt. bis 17.30, Nov. – Feb. bis 16.30 Uhr; jeden 2. und 3. Mo. im Monat geschl.; Eintritt frei; Führungen: stdl. 9.00 – 12.00, 14.00 Uhr bis eine Std. vor Schließung
Museo Ardengo Soffici: 1.5. – 30.9. Di. – So. 10.00 – 18.30, 1.10. – 30.4. Sa., So. 10.00 – 17.00 Uhr; Eintritt: 3 €
*Villa Medicea in Artimino
Die Medici-Villa in Artimino, auch La Ferdinanda genannt, kann heute für Tagungen und Hochzeiten gemietet werden. Ab 1587 errichtete Bernardo Buontalenti diese stilvolle Landvilla für Ferdinando I., wobei er sich ganz offensichtlich an der benachbarten Medici-Villa in Poggio a Caiano orientierte. La Ferdinanda fällt jedoch wesentlich bescheidener aus und passt besser ins ländliche Ambiente – keine Arkadengänge und Terrassen und auch die Loggia wirkt schlichter. Statt dekorativer Dachaufbauten ziert eine Kaminlandschaft das Ziegeldach – daher auch der Beiname Villa dei Cento Camini. Auch im Inneren setzte man auf Zurückhaltung. Dazu passt die betont ländliche Gartengestaltung mit herrlichen Wein- und Olivenpflanzungen. La Ferdinanda beherbergt ein Archäologisches Museum, das Bucchero-Keramiken, Bronzevasen und Eisenstatuetten zeigt und Teil des Archäologischen Parks Carmignano ist.
Villa: Mo., Di., Do. – Sa. 9.30 – 12.30, So. 10.00 – 12.00 Uhr, Eintritt: 4 €; Arch. Museum/Arch. Park: 1.2. – 31.10. Mo., Di., Do., Fr. 9.30 – 13.30, Sa. 9.30 – 13.30, 15.00 – 18.00, So. 9.30 – 13.30, 14.00 – 16.00, 1.11. – 31.1. Sa., So. 9.30 – 13.30, 14.00 – 16.00 Uhr; Eintritt: 4 €;
www.parcoarcheologicocarmignano.it
**San Gimignano
Provinz: Siena (SI)
Höhe: 334 m ü. d. M.
Einwohnerzahl: 7100
Schon von Weitem ragen die mit UNESCO-Mitteln sorgsam restaurierten Geschlechtertürme von San Gimignano auf einem Hügel des Elsa-Tals auf. Im »Manhattan des Mittelalters« erhält man eine Vorstellung des städtischen Lebens jener Zeit.
Rivalitäten
Der Hügel war bereits von Etruskern besiedelt, doch die Geschichtsschreibung erwähnt die Kommune erst im 8. Jahrhundert. Die durch den Ort führende antike Handelsstraße nach Rom bescherte den Bewohnern einträgliche Geschäfte. Wie in vielen Städten ließen sich die rivalisierenden Adelsfamilien von San Gimignano als Ausdruck ihrer politischen Macht die sogenannten Geschlechtertürme errichten – 72 waren es am Ende des Mittelalters, heute sind es noch 15. Da jede Familie mit ihrem Turm die anderen übertreffen wollte, musste die Stadt eingreifen: 1255 wurde der Rathausturm zum Maßstab bestimmt, den kein anderer Turm überragen durfte. Der endgültige Maßstab war 1311 gesetzt, als der neuere Rathausturm mit 54 m Höhe gebaut wurde. 1353, nach der großen Pestepidemie, wurde die freie Kommune von Florenz übernommen – und von diesem Zeitpunkt an wurde nicht mehr gebaut.
San Gimigniano aus der Vogelperspektive: Von den einst 72 Wohntürmen der Stadt stehen heute immerhin noch 15.
SEHENSWERTES IN SAN GIMIGNANO
Museo della Tortura, Museo della Pena di Morte
An der Porta San Giovanni, dem besterhaltenen Stadttor im Mauerring von 1300, befindet sich das Museo della Tortura, das u. a. grausame »Hilfsmittel« der Inquisition zeigt. Ausführliche Beschriftungen gibt es auf Englisch und Italienisch. Zu dem Museum gehört das Museum der Todesstrafe (Museo della Pena di Morte) in der Via San Giovanni 15 a, in dem u. a. ein elektrischer Stuhl ausgestellt ist; für einen Besuch mit Kindern nicht geeignet.
Beide Museen: tgl. 10.00 – 19.00 Uhr, Winter nur Sa.,
Weitere Kostenlose Bücher