Bär, Otter und der Junge (German Edition)
sich runter, um mich auf die Lippen zu küssen, und ich schließe erwartungsvoll meine Augen und habe noch die Chance zu denken, vielleicht klappt alles prima , bevor ich Creed und den Jungen die Treppe hinunterlaufen höre. Ich atme scharf ein und bewege mich schnell zur anderen Seite der Küche, wo ich meine wachsende Erektion hinter der Arbeitsplatte der Kücheninsel verstecke. Otter grinst mich schmutzig an und schüttelt den Kopf und ich kann diesen Schatten sehen, der über sein Gesicht huscht, wahnsinnig kurz, aber unübersehbar vorhanden. Ich weiß irgendwie, dass ich ihn verursache, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, irgendetwas , um die Situation nur ein klein wenig zu verbessern, aber Creed kommt herein, den Jungen auf seinem Rücken. Er setzt ihn auf den Küchentresen und sieht mich an.
„Also?“, fragt er, plötzlich ernst.
„Also, was?“, frage ich und versuche lässig zu klingen. Es klingt, als hätte ich einen Anfall und ich schlage mir gegen das Ohr.
„Warum hast du's mir nicht erzählt?“, knurrt Creed mit blitzenden Augen.
Der Ozean hebt sich und der Sturm braust und das Rauschen in meinem Hinterkopf rast in den Vordergrund. Ich sehe Ty an, der seine Augen weit aufgerissen hat. Hinter Creeds Rücken schüttelt er den Kopf, will mir damit sagen, dass er Creed nichts erzählt hat. Otter starrt Creed mit offenem Mund an und blickt dabei ziemlich dämlich drein.
„Dir was erzählt?“, frage ich mit bebender Stimme.
Er kommt rüber und stellt sich vor mich, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. Er stützt die Hände auf die Hüften, neigt seinen Kopf nach links und kneift die Augen zusammen. Ich weiß, dass er es herausgefunden hat, dass er versucht, sich darüber klar zu werden, wie es damit enden konnte, dass ich es seinem Bruder besorgte. Er weiß es, und er wird ausrasten und mir in den Arsch treten, und Otter wird ihn lassen, weil ich es verdiene. Ich versuche, mir so viele Gegenargumente wie nur möglich ins Gedächtnis zu rufen, aber mir fallen keine ein. Panik ist keine gute Voraussetzung, wenn man schnell eine Lüge braucht.
„Über dich und Anna!“, sagt er zu mir. „Ich musste es von ihr erfahren?“
„Ich und...wer? Ich und Anna?“, frage ich. Meine eine Hirnhälfte läuft noch immer nicht synchron mit der anderen, und ich verstehe ihn nicht.
„Ihr beiden habt Schluss gemacht!“, ruft Creed und bufft mich in die Schulter. „Wie zur Hölle konntest du mir das nicht erzählen? Ich wusste, das irgendwas nicht stimmt, als wir gestern Abend telefoniert haben!“
„Ähm, ja“, sage ich und glaube nun zu einhundert Prozent, dass es einen Gott gibt. „Ja, haben wir.“
„Ich hab sie heute morgen angerufen“, sagt er, als er sich an mir Richtung Kühlschrank vorbei schiebt. Er holt drei Bier heraus ( Ich dachte, du wolltest nie mehr trinken!, denke ich zusammenhanglos ), und reicht jeweils eines mir und Otter und öffnet sein eigenes. „Sie hat mir erzählt, dass ihr letztes Wochenende Schluss gemacht habt“, fährt er fort, als er sich gegen den Küchentresen lehnt. „Sie hat allerdings nicht gesagt warum. Sie klang irgendwie komisch!“
Ich nicke und leere drei Viertel der Flasche in einem einzigen Zug..
„Also?“, fährt er mich an.
„Also was?“, frage ich zurück, während mir Bier das Kinn herunterläuft.
„Bär! Was ist, verdammt nochmal, passiert?“
„Oh. Äh, öhm, es ist vorbei.“
Er verdreht die Augen und klappst mir auf den Hinterkopf. „Bist du heute Abend kaputt, oder was?“ Er sieht mich düster an. „Ich weiß, dass es vorbei ist, Bär, aber danke, dass du mir die Tatsache noch mal ins Gedächtnis rufst. Ich will wissen warum .“
In der Hoffnung auf Hilfe, werfe ich Otter und Ty Seitenblicke zu, aber sie sehen überall hin, nur nicht zu mir. Ich seufze und sehe zurück zu Creed. Ich nehme einen weiteren Schluck. „Es... hat nicht funktioniert?“, wage ich.
Er wirft mir einen harten Blick zu. „Bär, du wirst dich ein wenig anstrengen müssen. Kaum bin ich für zwei Wochen weg, steht hier alles Kopf.“ Er hebt seine Hand und beginnt abzuzählen. „Du und Anna seid nicht mehr zusammen. Der Junge übernachtet bei einem Freund. Otter hat eine Hundertachtzig-Grad-Wende wegen irgendwas hingelegt. Ich schwöre bei Gott, die ganze verdammte Welt läuft plötzlich mit dem Arsch nach vorne, und ich hab keine Ahnung, was los ist!“
Ich zucke wieder mit den Schultern. „Es war
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