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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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mich in verschiedenen Phasen unseres Lebens. Auf einigen ist nur einer von uns zu sehen, auf anderen alle von uns. Aber das, auf das sie sich gerade konzentriert, lässt mich innehalten: es ist eines, das der Junge vor ein paar Wochen aufgenommen hat. Es zeigt Otter und mich am Strand, während hinter uns die Sonne untergeht. Otter hat einen Arm um meine Schulter gelegt, und er sieht mit einem Lächeln direkt in die Kamera, das die ganze Welt um sein Gesicht aufleuchten lässt. Mein Lächeln ist genauso breit, aber meine Aufmerksamkeit ruht auf ihm. Mein Gesicht spricht in diesem eingefrorenen Moment Bände, und jedes Mal, wenn Creed rüberkommt, werde ich so nervös, dass ich es beinahe abhänge. Aber das habe ich nicht, und das werde ich nicht. Sie hört, wie wir wieder ins Zimmer kommen und wendet sich uns zu.
    Otter nimmt den Jungen und setzt sich auf die Couch. Der Junge positioniert sich mit dem Rücken zu Otters Brust, seine kleinen Beine zwischen Otters großen. Otter legt sein Kinn auf Tys Kopf, macht eine Geste zum Platz neben sich und ich bewege mich schnell und sicher zu meinem Platz an der Seite meiner Jungs. Mom zögert einen Moment, als wäre sie nicht sicher, was sie sagen oder tun soll. Sie bewegt sich langsam und setzt sich in den Sessel, auf dem vor kurzem noch Mrs. Paquinn saß. Sie sieht zwischen Ty und mir hin und her und ich hoffe, sie sieht, wie gut es uns geht oder zumindest, wie gut es uns ging , bis sie aufgetaucht ist. Otters Hand ruht beruhigend auf der Couch zwischen seinem und meinem Bein, und ich kann seinen Finger spüren, wie er, außer Sicht durch die Position unserer Beine, beruhigend über meinen Oberschenkel streicht. Ich werfe ihm einen Blick zu, und er sieht zurück, und das Gold-Grün sagt mir, dass alles gut werden wird.
    „Wie geht’s dir, Bär?“, fragt sie schließlich.
    „Prima“, antworte ich kühl. „Uns geht’s prima.“
    Sie nickt und sieht einen kurzen Moment lang nervös zu Otter hinüber, dann wieder zu mir. „Das ist gut zu hören“, sagt sie leise und ringt mit den Händen in ihrem Schoß. „Ich dachte mir schon, dass das so ist, aber es ist immer gut, es mit eigenen Augen zu sehen.“
    „Was willst du?“, frage ich und fühle, wie sich unwillkommene Neugier mit der Wut mischt.
    Sie wirft wieder einen Blick auf Otter und sagt dann, „Vielleicht wäre es besser, wenn wir das nur in der Familie klären.“ Sie klingt beinahe entschuldigend.
    Otter schnaubt. „Das wird nicht geschehen, Julie. Du kannst das, was du sagen willst, genauso gut sagen, wenn ich hier bin.“
    „Oliver, ich denke nicht, dass dich das auch nur im Geringsten –“ Sie versucht es erneut, wird aber von Otter unterbrochen.
    „Was du denkst, ist für mich nicht wirklich von Belang“, lässt er sie mit ernstem Blick wissen. „Bär und Tyson wollen mich beide hier haben und solange das der Fall ist, werde ich nicht gehen.“
    Sie seufzt und sieht hilfesuchend zu mir, dieser bittende Ausdruck, den ich schon unzählige Male gesehen habe. Ich spüre, wie der Nerv unter meinem Auge unwillkürlich zu zucken beginnt, und ich denke verrückterweise, dass sie sich einreden wird, dass ich ihr zuzwinkere. Aber das tut sie nicht, und ich denke, sie weiß, dass sie von mir keine Hilfe bekommen wird. Ich will Otter hier haben. Ich brauche Otter hier. Dieser nervtötende bettelnde Ausdruck auf ihrem Gesicht löst sich auf und es bleibt nur der aufgedunsene schüchterne Ausdruck, der auf ihrem Gesicht liegt, seit wir angekommen sind. Aber es liegt etwas darunter. Etwas Tieferes.
    „Nun, Bär“, beginnt sie, ihre Stimme leicht brüchig, „was war bei dir so los?“
    „Was willst du?“ , frage ich wieder.
    Meine Mutter schüttelt den Kopf. „Kann ich dir nicht einfach 'ne simple Frage stellen, ohne das du mir den Kopf abbeißt? Tyson hat mir schon alles aus der Schule und von seinen Freunden erzählt und jetzt will ich nur wissen wie's bei dir läuft.“
    „Nein, hab ich nicht“, wirft Ty ein.
    „Ich weiß, dass du das nicht hast, Junge“, sage ich und tätschle sein Bein.
    Mom sieht beleidigt aus. „Weißt du“, sagt sie wütend, „egal, was ich getan hab, egal, wie schlecht ich reagiert hab, ich bin trotzdem eure Mutter. Ich sorge mich noch immer mehr um euch beide, als ihr euch vorstellen könnt.“
    „Ooochh, danke“, verhöhne ich sie, kämpfe hart darum, nicht zu schreien. „Das hat mir sicherlich über die letzten drei Jahre hinweggeholfen, wenn ich nachts versucht habe,

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