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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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von etwas anderem, etwas viel dunklerem. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, ohne völlig zu verstehen, was es ist. Die beste Art es zu beschreiben, ist zu sagen, dass ich mich angegriffen fühle, angegriffen davon, dass sie hier ist, angegriffen davon, dass sie auch nur darüber nachdenken kann, ihr Gesicht wieder blicken zu lassen. Ich denke nicht, dass ich zwingend darauf sauer bin, dass sie tatsächlich da ist, sondern eher darauf, dass sie denkt , dass sie so aus dem Nichts, als sei nie etwas geschehen, hier auftauchen kann. Als wären die drei verfluchten letzten Jahre nie geschehen. Als wäre ich an diesem einen Tag nie nach Hause gekommen, um diese Notiz von diesem Feigling von einer Mutter zu finden, auf der steht, dass es ihr leid tut, aber dass sie gehen müsste, dass Tom gesagt hätte, dass sie einen Job finden könnte, und dass ich ein glückliches Baby gewesen wäre, und dass sie mir 137,50 Dollar auf meinem Konto gelassen hätte. 137,50 Dollar von meinem Geld, das fürs College gedacht war, aber warum brauchte ich schon eine Schulbildung als Schriftsteller? Drei Jahre der Angst, Wut, Traurigkeit, Einsamkeit, des Knauserns, drei Jahre des Gefühls verloren zu sein, als wäre ich verlassen und in eine Position gezwungen worden, der ich nicht gewachsen war. Die Bitterkeit steigt in mir hoch, und ich drücke meine Jungs fester an mich.
    „Wir müssen Creed anrufen“, sagt Otter einige Zeit später. „Er muss den Jungen abholen.“
    Ich nicke. „Das klingt gut –“
    „Nein“ , stößt der Junge hervor, erschreckt uns beide. Ich rücke ein wenig von Otter weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können, und muss mich davon abhalten, ihn wegzustoßen, da er offensichtlich vor Wut schäumt. Seine Augen blitzen und sein Mund ist zu einer wilden Grimasse verzogen. Es ist das erste Mal, dass ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht sehe. Die Wut steigt wieder in mir auf (War sie jemals wirklich begraben?), und ich will nichts sehnlicher, als durch die Schlafzimmertür stürmen, ihren armseligen Arsch aus unserem Haus zerren und sie die Treppe runter stoßen. Ich will hören, wie ihre Knochen brechen und sie aufschreit, wenn sie landet. Ich will so dringend etwas zerstören, dass es genau so gut sie sein kann.
    „Ty“, sage ich und tue nichts, um den angewiderten Ton aus meiner Stimme zu halten. „Ty, ich will nicht, dass du dabei bist. Sie hat kein Recht, dich zu sehen.“
    „Das ist mir egal“, knurrt er. „Ich gehe nicht mit Creed.“
    Ich sehe hilfesuchend zu Otter. Er sieht mit dem beinahe gleichen Ausdruck der Wut auf Ty hinunter. Beinahe wünschte ich, dass meine Mutter jetzt hereinkommen würde, um uns alle so zu sehen, um das volle Ausmaß unserer Wut zu spüren. Ich will, dass sie zurückweicht, mit dem Schwanz zwischen den Beinen abzieht und um Vergebung bettelt, während sie ein für alle Mal aus unserem Leben verschwindet. Sie verdient es nicht, hier zu sein. Sie verdient es nicht, einfach hereinzukommen und die unruhige Stabilität zu ruinieren, die wir nach so langer Zeit gerade eben erlangt haben. Es ist nicht fair.
    „Otter“, beginne ich.
    „Nein, Bär“, sagt er beinahe mit dem gleichen Nachdruck wie der Junge. „Ich weiß, was du fragen wirst, und meine Antwort ist nein. Ich werde den Jungen nicht von hier wegbringen und dich mit ihr allein lassen.“ Er sieht zu mir auf, sein Blick hart und lodernd, aber deutlich kontrollierter, als der Junge oder ich. „Ohne, dass es mir bewusst war, hab ich die letzten drei Jahre damit verbracht, dich zurück zu wollen, und jetzt, da ich dich habe, werde ich dich nicht allein lassen. Dazu liebe ich dich zu sehr.“ Er hält nachdenklich inne. Dann drückt den Jungen wieder an sich. „Ich liebe euch beide dafür zu sehr.“
    „Du kannst mich nicht zwingen, zu gehen, Bär“, sagt Ty mit einer Stimme so scharf wie ein Messer. „Du kannst uns nicht dazu zwingen, zu gehen. Ich will sie nicht sehen, aber ich werde jetzt auch nicht weggehen. Du kannst es versuchen, aber ich wette, Otter kann es mit dir aufnehmen.“
    Ich grinse schwach, und meine Jungs tun dasselbe. „Was hat sie zu dir gesagt, Junge?“, frage ich sanft. „Über was hat sie geredet, bevor ich gekommen bin?“
    Ty schüttelt den Kopf. „Sie hat mich immer wieder nach der Schule und wer meine Freund sind und so'n Zeug gefragt.“ Er wischt sich wütend über die Augen, um die Tränen wegzuwischen. „Sie hat gefragt, was ich werden will, wenn ich groß bin. Sie hat auch

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