Bär, Otter und der Junge (German Edition)
hier weg, und ich verspreche, dass ich nachkommen werde, sobald ich sie los bin.“ Otter nickt und beginnt, den Jungen Richtung Treppe zu ziehen, aber Ty reißt sich los und schlingt seine Arme um meine Taille, presst seinen Kopf an meinen Bauch. Ich beuge mich herunter und umarme ihn, so fest ich kann, versuche, ihn diesen Tag vergessen zu lassen. Ich weiß nicht, wie erfolgreich ich dabei bin.
Nach vielleicht einer Minute lockere ich meinen Griff und bin schon dabei, mich umzudrehen und wieder reinzugehen, als er mich am Handgelenk packt und mich nach unten zieht. Seit Atem rauscht warm und hastig gegen mein Ohr. „Du musst es mir versprechen, Bär“, haucht er mir zu, und ich muss an eine Wüste denken. „Du musst mir versprechen, dass wenn du mich abholen kommst, alles so sein wird wie vorher. Du musst es versprechen. “
Ich lächle traurig. „Ich versprech's, Junge. Ich hab mich bis jetzt um dich gekümmert, nicht wahr?“ Er nickt.
Ich richte mich wieder auf und sehe Otter an. Er sieht alt aus, älter, als ich ihn je zuvor gesehen habe. Seine Schultern sind noch immer eingefallen und ich weiß nicht, ob er gehört hat, was der Junge gesagt hat. Ich strecke meine Hand aus und greife nach seiner, und er hebt den Kopf, und ich sehe, dass Tränen der Wut in seinen Augen stehen. „Hey, nichts dergleichen“, rüge ich ihn sanft und strecke den Arm aus, um ihm liebevoll die Tränen wegzuwischen.
„Ty“, flüstert er heiser. „Kannst du am Wagen auf mich warten?“ Ty sieht zwischen uns hin und her und ich frage mich, was er sieht. Der Junge ergreift meine freie Hand und küsst deren Rückseite und es berührt mich auf eine Art, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Mein Atem stockt und ich versuche, es niederzudrücken, bevor es mich überrollt. Der Junge geht die Treppe hinunter und je weiter er kommt desto winziger wirkt er. Es wirkt als würde er kleiner und kleiner und verschwände, wenn ich wegsehen würde.
Als Ty außer Hörweite ist, sehe ich zurück zu Otter, der wieder an Kontrolle und Entschlossenheit gewonnen zu haben scheint. Ich lächle ihn an, und er hebt wieder seinen Kopf und ich sehe, dass seine Kontrolle eine Lüge ist. Seine Augen sind wieder schwarz, und ich beginne zu schwitzen und ich fürchte, dass er in die Wohnung platzen und sie buchstäblich auseinandernehmen könnte. Ich öffne schon meinen Mund, doch die Luft rauscht aus meinen Lungen als ich gegen die Wand neben dem Eingang geschleudert werde. Otters Körper und Gesicht sind gegen mich gepresst, sein Kuss rau und gefährlich. Ich kann spüren wie er sich in meinen Rücken krallt und seine Lippen sich fast brutal auf meine drücken. Auch wenn meine Mutter nur einige Meter entfernt sitzt, spüre ich doch wie ich hart werde. Otter bemerkt es ebenfalls, stößt einen wilden Laut aus und ich bringe meine Hände zu seinem Hinterkopf und ziehe ihn noch fester an mich. Er küsst meine Lippen, knabbert und leckt meinen Kiefer entlang, bis zu meinen Hals und ich fühle, wie seine Zähne dort sanft in meine Haut sinken, und er zu saugen beginnt. Ich lehne meinen Kopf zurück gegen die Wand, als meine Augen zurückrollen und ich beginne, auf einer Strömung des Ozeans davon zu treiben. Es gibt keinen Sturm, aber ich bin jetzt völlig untergetaucht. Es ist nicht so schlimm wie ich dachte.
Otter zieht sich schließlich zurück, und ich kann das schwache Brennen auf meinem Hals spüren, an der Stelle, wo er sein Zeichen zurückgelassen hat. Ich blicke zu meinem Freund auf und sehe das Wilde ein weiteres Mal aus seinen Augen verschwinden, und er legt seine Stirn gegen meine. Es scheint wie Stunden, dass wir so dastehen, er ausatmend während ich einatme, und ich fülle mich mit Otter, mit Luft, die einst in ihm war und nun in mir ist. Ich spüre, wie ein Tropfen auf meiner Hand landet und öffne die Augen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie eine weitere Träne aus seinen Augen fällt.
„Jetzt wird sie wissen“, grollt er in mein Gesicht. „Jetzt wird sie wissen, dass du Mein bist.“
Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn sanft. „Das wird sie“, versichere ich ihm.
Er dreht sich abrupt weg. Schiebt die Hände in die Taschen und macht sich auf den Weg zur Treppe. Ich lege meine Hand auf den Türknauf und sehe ihm nach. Als er unten ankommt, dreht er sich um, genau wie ich es erwartet habe. Gott, ich liebe wie vorhersehbar Otter ist.
„Ich liebe dich, Papa Bär“, ruft er mir mit fester Stimme
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