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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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zu.
    „Ich weiß“, antworte ich. „Ich schätze, das hab ich immer gewusst.
    Er nickt und verschwindet in der Dunkelheit.

    „W IE lange?“, platzt meine Mutter hervor, als ich wieder das Wohnzimmer betrete. „Wie lange lebst du schon in Sünde ?“
    Ich schnaube. „Sünde? Komm schon, Mutter.“ Ich setze mich auf die Couch und starre sie an, als sie vor mir auf und ab geht. „Du warst nie religiös, von daher ist es wahrscheinlich keine gute Idee, jetzt damit anzufangen. Es wird für dich nur noch peinlicher, als es ohnehin schon ist.“
    Sie bleibt vor mir stehen und sieht mich entgeistert an. „Du machst dir Sorgen, dass ich peinlich sein könnte? Sieh dich an. Ich hab dich nicht aufgezogen, um Otters Schlampe zu werden!“, fährt sich mich an. Du bist keine Schwuchtel, Bär! Was, verdammt noch mal, hat er mit dir gemacht?“ Sie beginnt wieder, mit ihren Händen zu ringen, und ich denke, dass sie wohl bald abfallen müssten.
    „Er hat überhaupt nichts mit mir gemacht“, sage ich düster dreinblickend. „Zumindest nichts, das ich nicht gewollt hätte.“ Es ist ein Tiefschlag, ich weiß, aber ich kann nicht anders, als eine Prise Genugtuung zu spüren, als ich sehe, wie sich ihre Augen weiten und sie zurückzuckt. „Und sag nicht Schwuchtel . Ty sagt, das Wort ist plump und ich glaube ihm.“
    „Wie lang?“, fragt sie mit verzogenem Gesicht, als sie wieder beginnt, vor mir auf und ab zu gehen.
    „Wie lang was, Mutter?“
    „Wie lange verdirbt er dich schon?“
    Meine Augen werden schmal. „Krieg es gleich in deinen Kopf: Er hat nichts mit mir getan, von dem ich nicht wollte, dass er es tut.“
    „Du warst nicht so, als ich hier war!“, klagt sie. „Ich hätte niemals zugelassen, dass du... diese Sache wirst, von der du anscheinend denkst, dass du es bist!“
    „Dann ist es vermutlich gut, dass du gegangen bist!“, brülle ich sie an. „Und wenn du denkst, dass es auch nur den Hauch eines Unterschieds gemacht hätte, wenn du geblieben wärst, dann bist du noch dümmer, als ich gedacht hatte!“
    „Mach nicht... nicht einmal...“, stottert sie. „ Wage ja nicht...“
    Ich springe auf die Füße, bringe mein Gesicht nur Zentimeter vor ihres. „Wage was?“, ich fletsche förmlich die Zähne, spüre, wie meine Lippe sich nach oben kräuselt, und ich weiß, dass ich aussehe, wie vor ein paar Minuten noch Otter. Wilder Stolz bahnt sich seinen Weg durch mich, beginnt an meinen Füßen und kämpft sich seinen Weg meine Wirbelsäule entlang. „Wage was?“, frage ich wieder, leise und gefährlich.
    „In der Bibel heißt es –“
    „Ich hab gesagt, du sollst mit diesem Scheiß aufhören!“, schreie ich sie an. „Wer, zur Hölle nochmal, bist du, dass du in mein Haus kommst und mir sagst, was richtig oder falsch ist? Was glaubst du, wer zum Teufel du eigentlich bist?“
    Sie macht Anstalten, sich zu ihrer vollen, noch nie sonderlich eindrucksvollen Größe, aufzurichten. „Ich weiß, wer ich bin“, antwortet sie mit zittriger Stimme. „Und ich weiß, wer du bist... oder wer du warst. Du warst mal mein Sohn, und jetzt ist alles, was ich sehe – diese Tunte, die vor mir steht.“
    Als sie diesen letzten Teil sagt, kostet es mich meine gesamte Kraft, mich davon abzuhalten, ihr eine reinzuhauen. Selbst das ist beinahe nicht genug. Vor meinem geistigen Auge läuft es ab: Meine Faust würde in ihr Gesicht donnern, und das Blut würde spritzen, wenn ihr Kiefer bricht, ihre Nase zertrümmert wird. Sie würde nach hinten fallen und über den Couchtisch stolpern, der hinter ihren Beinen steht. Sie würde fallen, und ihr Kopf würde vom Tisch abprallen und ihr Schädel würde brechen, und sie würde da liegen und sich nicht bewegen. Das erschüttert mich mehr, als ihre Anwesenheit hier. Es erschüttert mich zu wissen, dass ich es tun könnte, ohne auch nur einen Funken Reue zu spüren. Ich schließe meine Augen und versuche, den benebelnden Schwindel loszuwerden, der droht, die Kontrolle über meinen Verstand zu übernehmen.
    „Was willst du?“, frage ich und versuche, meine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    Ich sag dir, was ich nicht will“, schnüffelt sie. „Ich wollte nicht nach Hause kommen und dieses –“
    „Das ist nicht dein Zuhause. Beantworte die Frage.“
    „Bär“. Ruft sie aus, ihre Stimme hoch und jammernd, genau so wie ich mich an sie erinnere. „Ich hab schon gesagt, dass ich meine Jungs sehen wollte!“
    „Ich weiß, dass du das gesagt hast“, antworte ich mit noch

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