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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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viel mehr Erfahrung hatte, als ich jemals haben würde. In diesen Nächten war der Höhepunkt schmerzhaft, als käme er aus einem viel tieferen Ort als menschenmöglich. Danach starrte ich erschöpft auf mein Spiegelbild und fragte mich, woher diese Linien um meinen Mund stammen mochten, warum meine rotgeränderten Augen niemals mehr ihre normale Farbe annahmen. Das hier musste funktionieren. Es musste einfach.
    Mrs. Paquinn ließ ihren Worten Taten folgen und organisierte mir einen Termin bei Erica Sharp, einer Anwältin in einer Kanzlei mit dem beeindruckenden Namen Weiss, Goldstein und Eddington. Ich sagte Mrs. Paquinn, dass ich noch nie einen ihrer Werbespots gesehen hätte. Sie sagte mir, dass sie ja so glücklich sei, mich auf dem Weg in die echte Welt zu sehen. Ich schätze, sie hat es als Beleidigung gemeint, ich hab nur noch nicht rausgefunden inwiefern. Sie hatte ein paar Gefälligkeiten eingefordert und ein paar Tage später hatte ich einen Termin mit einer Rechtsvertreterin in Portland.
    An jenem Tag saß ich vor dem Spiegel und versuchte, das mit der Krawatte hinzubekommen, die sich irgendwie weigerte, richtig herum zu liegen. Ich wartete auf das Klopfen an der Tür, welches Mrs. Paquinn, die zu ihren Babysitterpflichten anrücken sollte, ankündigte, als ich ein Seufzen vernahm.
    „Ich weiß nicht, warum ich nicht mitkommen kann. Ich mein, du versuchst mich zu adoptieren. Denkst du nicht, dass sie hören wollen, was ich dazu zu sagen habe?“
    „Ich hab's schon mal gesagt“, nuschle ich, während ich mich frage, wie es sein kann, dass das dünne Ende länger ist als das Dicke. „Ich fahr da nur hin, um die Lage zu peilen. Ich muss erst sicher sein, dass sie uns helfen kann, bevor wir irgendwas entscheiden.“ Die dämliche Krawatte musste defekt sein.
    Er seufzte erneut, stellte sich vor mich und gab mir einen Schubs, so dass ich mich aufs Bett setzen musste. Seine Hände schoben meine beiseite. Ich hob mein Kinn und fragte mich nach einem Blick in den Spiegel, ob mich mir die Haare hätte schneiden lassen sollen. Oder die Möchtegern-Gesichtsbehaarung rasieren, die sich unmotiviert auf meinem Konterfei verteilte.
    „Alles wird gut. Ich meine, du trägst eine Krawatte und so, oder?“, sagte er mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme. „Wirst du damit klar kommen, mit ihr zu flirten?“
    Ich hebe eine Augenbraue, als ich auf ihn herabblicke. „Mit ihr flirten? Warum sollte ich das tun müssen?“ Vielleicht sollte ich ein anderes Hemd anziehen, dachte ich.
    „Naja, ich hab versucht, die ganze Situation zu recherchieren“, erklärte er, als er eine Schlaufe über irgendwas machte, „also dachte ich mir, ich kann das auch beim Fernsehen tun. Denn letztes Mal, als ich den Computer eingeschaltet habe, hat dein Bildschirmschoner einen Typen in 'nem Jockstrap und einem Fußball unter dem Arm gezeigt.“ Verdammt nochmal, Creed. „Welchen du vermutlich im Zuge der Tatsache, dass du versuchst, das Sorgerecht für einen Neunjährigen zu bekommen, loswerden solltest. Ich schätze, das kommt vor Gericht nicht allzu gut an.“
    Ich schluckte jedweden Kommentar, der mir auf den Lippen lag, herunter. Ich bemerkte, dass der Junge, sich nicht der Tatsache bewusst, dass mir das Feuer den Nacken emporstieg, noch immer redete. „Ich mein, warum sollte jemand sowas tragen? Jockstraps sehen eklig aus, und du glaubst doch nicht wirklich, dass jemand ohne Hosen Fußball spielt?“
    „Ähm, Junge, ich denke, es ist vielleicht eine gute Idee, wenn dieses Thema nie wieder aufkommt, falls wir wegen der ganzen Sache von einem Sozialarbeiter besucht werden. Ich glaub nicht, dass der die subtilen Nuancen deiner Fragetechnik zu schätzen wissen würde.“
    Er schob den Knoten der Krawatte zu meinem Hals und schnitt damit den Rest meiner Ermahnung ab. „Mach dich nicht über mich lustig, Derrick“, schimpfte er. Ich fühlte mich angemessen zurechtgewiesen.
    „Der Anwalt?“, erinnerte ich ihn.
    Er machte einen Schritt zurück, um sein Werk zu betrachten. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass die Krawatte perfekt saß. Wie konnte er Dinge wissen, die mir ein totales Rätsel waren? „Stimmt“, sagte er. „Der Anwalt. Also, da Pornos auf deinem Computer sind, und ich vermutete, dass ich ohnehin für's Leben gezeichnet bin, dachte ich, dass die ein oder andere Gerichtssendung mir helfen könnte zu verstehen, wie diese Rechtssache funktioniert.“
    „Und?“, fragte ich, als ich mich auf den Weg ins Bad machte, um

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