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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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seiner Tür stehe – das Schild, das Otters Zimmer verkündet, nicht mehr als ein Geist, den nur ich sehen kann – aber ich halte keineswegs an. Ich renne in die Tür, welche auffliegt und die zwei Männer darin erschreckt. Otter steht gegen seinen alten Schreibtisch gelehnt, und als er aufsieht, ist sein Gesichtsausdruck undefinierbar. Seine Augen weiten sich, als sie auf mir landen, und das Gold und Grün blitzt hell. Ich will ihm sagen, dass er bleiben soll, dass ich angefangen habe, alles wieder gutzumachen, und dass es mir so fürchterlich, fürchterlich leid tut, und ob er mich nicht bitte wieder lieben könnte, denn ich kann mir ein Leben ohne ihn an meiner Seite nicht vorstellen. Und das ist der Moment, in dem ich den anderen Mann bemerke. Der dunkelhaarige, attraktive Fremde, der auf mich zugeht, ein vorsichtiges Lächeln auf den Lippen, als er seine Hand ausstreckt, um meine zu schütteln und sagt: „Du musst Bär sein. Ich bin Jonah, Olivers fester Freund.“
    Was, zum Teu –

    W IE KONNTE das geschehen? Wie endete ich damit, die Hand eines Mannes zu schütteln, den ich hasse, obwohl ich ihn nie getroffen habe?
    Nun.
    Creed hatte versprochen, Otter nichts zu sagen, bis die ganze Situation mit dem Jungen geklärt ist. Ich hab ihm gesagt, dass ich sicher gehen wollte, dass alles in trockenen Tüchern ist. Aber er wusste so gut wie ich, dass ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass wir alle wieder verletzt werden. Für ihn war es ebenfalls schwer, denn jetzt, da die Katze aus dem Sack war, schien Creed viel zu begeistert über Otter und mich zu sein.
    „Ich kann nicht glauben, dass ich es vorher nie gesehen hab“, sagte er. „Ihr zwei seid perfekt füreinander. Ihr könnt euch gegenseitig mit eurem Scheiß auf die Nerven gehen und mich raushalten.“
    „Och, du weißt genau, was du tun musst, damit sich ein Kerl gut fühlt“, antwortete ich und seufzte, sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten.
    Er grinste mich fies an. „Nein, das ist jetzt offensichtlich dein Job.“ Sein Lächeln erlosch und sein Blick wurde nachdenklich. „Mal ernsthaft, tut es weh? Du weißt schon, Sex im Hintern? Ich hab mich immer gefragt –“
    Ich bin aus dem Zimmer geflohen.
    Ich hab versucht, ihn nicht zu viel über Otter auszufragen, denn was er sagen würde, könnte meine Entschlossenheit zerstören. Er sagte, dass Otter kaum aus seinem Zimmer käme, und wenn er es tat, würde er aussehen, als hätte er nicht geschlafen und spräche nur in knappen Grunzern. Creed wusste nicht, was Otter den ganzen Tag in seinem Zimmer machte, aber ich konnte es mir vorstellen, weshalb ich versuchte die Gedanken an ihn ganz nach hinten in meinem Kopf zu verbannen. Er war da, trieb in den Wellen, vermischte sich mit dem Rest des Hintergrundrauschens. Ich musste alles wieder richtigstellen. Für uns alle. Aber das konnte ich nicht, wenn Otter das Einzige war, was meine Gedanken beherrschte. Also kam er nach hinten, anwesend, aber ruhig.
    Der Junge verstand meine Motive, stimmte meiner Vorgehensweise jedoch nicht zu. „Warum sagst du's ihm nicht einfach?“, fragte er mich mehr als einmal. „Zumindest wüsste er dann, dass es etwas gibt, auf das er sich freuen könnte, etwas, für das sich zu kämpfen lohnt.“ Der Versuch, die Logik des cleversten Neunjährigen der Welt zu verleugnen, machte die Trennung nur umso schwerer. Ich wusste nicht, wie ich mein Vorgehen in Worte fassen sollte, wie ich ihnen erklären sollte, dass ich lieber sterben würde, als noch einmal ertragen zu müssen, dass Otter mich so ansieht, wie er es das letzte Mal getan hat, als ich ihm gegenüberstand. Feige? Vielleicht. Unfair? Möglich. Egoistisch? Zweifellos. Aber ich wusste, dass er mich, solange er mich nur wollte, auch haben würde (ob dieser Plan funktionierte oder nicht und ob er mich zurückhaben wollte oder nicht, spielte auch oft eine Rolle – mir ist inzwischen klar, dass ich mit den vielen Stimmen in meinem Kopf vermutlich eingewiesen werden sollte).
    Es half nicht, dass ich jede Nacht von ihm träumte.
    Es half nicht, dass diese Träume so fürchterlich herzzerreißend waren. Es half nichts, dass ich gewöhnlich mit einem Schwanz aufwachte, der härter als Granit war, und dazu gezwungen war, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. In diesen Nächten saß ich vornübergebeugt im Badezimmer, während mein Körper bei der Vertrautheit meiner eigenen Hand aufheulte und darum bettelte, dass es sein starker, schwieliger Griff sein sollte, der so

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