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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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mir allein getroffen werden. Was auch immer entschieden wird, betrifft uns alle. Diesen Fehler mache ich nicht nochmal.
    „Bär? Darf ich“, bringt sich Mrs. Paquinn ein. „Hast du nicht daran gedacht, das Sorgerecht für Tyson zu bekommen?“
    „Wie?“, frage ich dümmlich.
    „Legal“, antwortet sie, und kann kaum ein Augenrollen unterdrücken. „Hast du nie mit einem Anwalt darüber geredet?“
    „Ich kenne keine Anwälte“, sag ich, als würde das alles erklären.
    „Nun, ich schon. Ich war Anwaltsgehilfin, weißt du?“
    „Na, wenn das nicht praktisch ist“, murmelt Creed.
    Ich ignoriere ihn. „Ist das das Gleiche wie mit den Stock-Car-Rennen?“
    Sie lächelt mich strahlend an. „Ich bin nie Stock-Car-Rennen gefahren, Bär.“
    „Genau.“
    „Genau“, stimmt sie zu. Denkst du nicht, ein Anwalt für Familienrecht könnte dir wenigstens deine Möglichkeiten aufzeigen?“
    „Ich hab eine Vollmacht“, sage ich.
    Sie schüttelt den Kopf. „Das ist nicht dasselbe. Eine Vollmacht kann leicht angefochten werden. Das volle Sorgerecht nicht.“
    „Das kann ich mir nicht leisten“, sage ich schnell, auch wenn ich weiß, was als nächstes kommt.
    „Mach dir darüber keine Sorgen“, sagt Creed.
    „Creed –“
    „Bär? Was bin ich?“
    Ich seufze. „Mein Bruder.“
    Er hebt eine Augenbraue.
    „Mein großer Bruder.“
    „Verdammt richtig. Und was haben meine Eltern im Überfluss?“
    „Toleranz für jemanden wie dich?“
    Er funkelt mich an.
    Ich seufze wieder „Überflüssiges Einkommen.“
    „Und wer hat gerade eine große Rede über Familie und Liebe und anderes schwules Zeug geschwungen?“
    Verdammt. „Ich.“
    „Also werd ich meinen Eltern jetzt gleich eine e-Mail schicken, während Mrs. Paquinn ein paar Leute anruft und wir werden sehen, wie wir das hier in den Griff bekommen. Und dann wirst du auf Händen und Füßen zu ihm kriechen und beten, dass Otter seinen letzten Funken Verstand verloren hat und dich zurücknimmt.“
    „Ich...“
    „Du was?“
    Ich sehe zu Boden. „Was, wenn er mich nicht zurücknimmt?“
    „Könntest du's ihm verübeln?“, fragt Creed neugierig.
    Ich schüttle den Kopf. „Ich hab Angst“, wiederhole ich. Ich sehe zu ihm auf.
    Seine Augen werden weicher und er nimmt mich wieder in seine Arme. „Ich auch. Aber was ist der Sinn des Ganzen hier, wenn wir kein Risiko eingehen?“ Ich bin okay, bis er mich auf die Wange küsst.
    Umringt von meiner Familie, breche ich zusammen.
    Hoffentlich das letzte Mal.

Kapitel 14

    Wo Bär einen auf Moses macht
    und das Meer teilt

    S O HATTE ich also mein Coming-Out (als was, weiß ich auch noch nicht so genau). Ich glaube noch immer an das, was ich zu Otter gesagt habe, dass man nicht nur für einen einzigen Menschen schwul sein kann. Allerdings stelle ich es in letzter Zeit immer häufiger in Frage, denn allein die Vorstellung, von irgendjemand anderem als ihm, lässt mich in kalten Schweiß ausbrechen. Ich weiß nicht mehr, was zum Henker ich eigentlich bin. Ich kann mich um Kopf und Kragen reden, aber anscheinend kann meine Besessenheit von ihm schneller die Kontrolle übernehmen als alles andere. So sehr ich mir auch einreden möchte, dass ich am Steuer sitze, weiß ich doch, dass ich nur als Passagier unterwegs bin.
    Und wo hat mich diese Fahrt hingebracht? In der Nacht von Creeds Abschiedsparty rase ich wie ein Bekloppter in meinem Wagen durch die Straßen. Ich habe einen Anruf bekommen, dass Otter weggehen würde und ich jetzt kommen müsste. Ich breche jede in Oregon herrschende Verkehrsregel in dem Wissen, dass ich höchstwahrscheinlich in den Elf-Uhr-Nachrichten enden werde, wenn ein Cop mich raus winken will und sie mich schließlich bei einer Neunzig-Meilen-Die-Stunde-Jagd durch die geschlossene Ortschaft Seafares verfolgen. Aber irgendwie schaffe ich es.
    Um das Haus stehen viel zu viele Autos, weshalb ich geradewegs über den Bordstein und in den Vorgarten brettere. Ich erinnere mich gerade noch daran, die Handbremse anzuziehen. Mit dem Ausschalten des Motors halte ich mich nicht auf, bevor ich ins Haus stürze. Die Musik ist laut und überall sind Leute. Alkohol fließt in Strömen und da niemand wusste, dass ich komme, rufen die Leute überrascht meinen Namen. Ich hatte beschlossen, nicht zu kommen. Ich stürme die Treppe nach oben, renne Menschen um, vergesse mich zu entschuldigen, denn all das spielt keine Rolle. Nur er spielt jetzt eine Rolle, und ich denke, dass ich innehalten werde, als ich vor

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