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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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wissen, als jeder andere. Immerhin hattest du das Glück, zwei Leute zu lieben, die dich zurücklieben. Aber du bist von Otter weggegangen. Zweimal. Ohne ihm - beide Male - auch nur eine Chance zu geben. Wie fair ist das denn?“
    Es bringt nichts, ihm zu widersprechen. Also lasse ich es.
    „Du hast so viele tolle Leute in deinem Leben, Menschen, die alles für dich tun würden.“ Er nimmt an Fahrt auf. „Sie stellen sich für dich auf den Kopf und alles, was du tust, ist sie wegzustoßen. Wie lange wird es dauern, bis du mich wegstößt?“
    Ich blicke erschreckt auf. „Ich würde dich niemals –“
    „Das sagst du jetzt“, schreit er mich giftig an und überrascht mich mit seiner Wut, „aber ich hätte auch nicht gedacht, dass du jemand anderen, der uns nahesteht, einfach wegstößt! Wie kann man von mir erwarten, dass ich mich um dich kümmere, wenn du dich nicht mal um dich selbst kümmerst?“
    Ich sage nichts.
    Der kleine Junge auf meinem Schoß fährt fort: „Wir bekommen nur ein paar Menschen in unseren Leben, nur ein paar Menschen, die uns bedingungslos lieben. Was glaubst du, warum das so ist? Ich denke, es ist wegen Zeiten wie diesen, wenn du denkst, dass sie fort sind und du feststellst, wie groß das Loch in deinem Herzen wirklich ist. Und es ist groß, nicht wahr, Bär? Wir sind alle Puzzleteile, und wenn einer von uns weg ist, dann fehlt das Teil und wir sind nicht mehr komplett. Gerade dir hätte das klar sein sollen.
    „Du hast eine Chance, eine Chance, etwas für dich selbst zu tun, etwas, das nur für dich ist, aber das du mit dem Rest der Welt teilen kannst. Wie kannst du es wagen , uns das vorzuwerfen.“
    Plötzlich steht der Junge vor mir und es ist, als wäre er drei Meter groß. Seine Augen funkeln, sein Kiefer ist angespannt und mir fällt auf, wie ähnlich er mir sieht. Er ist wirklich mein. „Der Bär, den ich kenne, würde das nicht geschehen lassen. Der Bär, den ich kenne, würde treten und schreien und beißen, um das zu beschützen, was sein ist. Der Bär, den ich kenne, würde kämpfen. Und kämpfen. Und kämpfen, bis er nicht mehr kann, denn der Bär, den ich kenne, würde niemals aufgeben.“
    „Ich hab Jonah eine rein gehauen“, sage ich dümmlich.
    Der Junge kichert. „Ich weiß. Otter hat's mir erzählt. Ich meinte im übertragenen Sinne, du Depp. Vermutlich solltest du niemandem eine rein hauen. Weißt du warum?“
    Ich schüttle den Kopf, und er beugt sich herunter und legt seine Lippen gegen meine Wange. „Weil du nur ein kleiner Kerl bist“, sagt er, „und du uns alle brauchst, damit wir dir helfen und für dich kämpfen. Lass es uns tun, wenigstens dieses eine Mal.“
    Ich sehe zu ihm auf. „Kann ich das tun?“, frage ich hoffnungsvoll.
    Er, der groß und weise und freundlich ist, sagt mir, dass ich kann.
    Ich sehe an ihm vorbei, zum Ozean und der Sonne und den Wellen. Es gibt keine Argumente gegen das, was er gesagt hat. Und ich weiß, so wie ich es schon immer gewusst habe, dass wenn mein neunjähriger vegetarischer Ökoterroristen-Azubi mir sagt, dass ich etwas tun soll, ich es besser tue.
    Ich strecke ihm meine Hände entgegen und er zieht mich nach oben. Ich drücke ihn an meine Seite und mir fällt wieder auf, dass sein Kopf kaum meinen Bauch erreicht. „Ohne dich wäre ich verloren“, sage ich wahrheitsgemäß.
    Er lacht. „Was du nicht sagst.“
    Ich sehe hinauf zur Sanddüne und zum Parkplatz und kann nur mein Auto erkennen.
    „Bist du hergelaufen?“, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. „Sie haben mich gefahren. Jeder einzelne wollte aussteigen und zu dir runter rennen, aber ich hab ihnen gesagt, dass sie nach Hause gehen sollen. Dass sie nur mich gehen lassen sollen. Dass manchmal das, was gesagt werden muss, nur zwischen Brüdern gesagt werden sollte.“
    „Was machen wir jetzt?“, frage ich und meine jetzt, meine für immer.
    Der Junge sieht zu mir auf und blendet mich schon wieder: „Wir gehen nach Hause, Papa Bär. Sie warten auf uns.“
    „Alle?“
    „Alle.“

    D IE Fahrt ist ruhig. Der Junge hält meine Hand, spielt mit meinen Fingern. Ich schätze alles, das zwischen uns gesagt werden musste, wurde gesagt, aber dann höre ich wie er etwas vor sich hin murmelt, als er aus dem Fenster sieht. Als ich die Worte höre muss ich grinsen:
    Otter! Otter! Otter!
    Bring keine Kühe zum Schafotter!
    Ich liebe Dich und ich weiß
    Ich hätte es früher bringen sollen auf den Tisch
    Aber du hast ihn nicht gekauft, den Bio-Thunfisch!
    Jetzt

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