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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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Ich hasse sie alle. Ich höre, wie mir jemand hinterherrennt. Gerade als ich vor Creeds Tür ankomme und sie aufreißen will, höre ich Otter rufen, „Nein, warte!“ Ich höre nicht auf ihn und die Tür fliegt auf. Das Zimmer ist hell, die Musik laut, aber meine Sicht ist klar, kalt, präzise. Die Tür öffnet sich, aber Creed und Anna sind nicht schnell genug, Otters Ruf nicht laut genug, und ich sehe ihre zusammengepressten Lippen, Creeds Arme, die um Annas Taille liegen, ihr Busen an seine Brust gepresst, und plötzlich ergeben die letzten paar Monate Sinn. Wohin Creed verschwunden war, wo er hinter meinem Rücken hingegangen ist. Sie springen auseinander, aber es ist zu spät. Ich habe genug gesehen. Mein Herz schreit, mein Kopf schreit, mein Körper schreit, aber ich bleibe still. Ich will weg, aber ich weiß nicht in welche Richtung. Ich weiß es nicht. Meine Augen fühlen sich schwarz an, mein Kiefer ist kurz davor, aus dem Gelenk zu fallen. Ich kann mich nicht bewegen. Meine Füße kleben am Boden fest. Ich möchte weggehen, möchte hier so dringend weg, einfach nur von all dem hier verschwinden, möchte im Ozean versinken, denn war das letzte Erdbeben keine Lüge gewesen? War es nicht so trügerisch gewesen? Konnte ich nicht Creeds Stimme in meinem Kopf hören? Er sagte, er muss –
    es gibt etwas, worüber ich mir dir reden muss
    – mir etwas sagen. Er sagte, dass es –
    alles ist okay
    – nicht wichtig ist. Er sagte, dass es warten könnte. Und klingt Creed in diesem Moment nicht genau wie Otter? Höre ich nicht wie die Stimmen sich vermischen, bis es Creed und Otter sind, die Dinge sagen –
    ich werde nicht mehr mit Jonah sprechen
    – die wie Zucker in meinen Ohren, aber wie Gift in meinen Adern sind? Höre ich nicht Creed/Otter sagen, dass er –
    der Kampf um dich ist alles, was ich je gekannt habe
    – mich liebt? Ist alles auf das hier hinausgelaufen? Ist es das, auf das ich gewartet habe?
    WARTE EINFACH UND HÖR ZU! , brüllt sie. TU DAS NICHT, BÄR! DENK EINE VERFLUCHTE SEKUNDE LANG NACH! Ich schiebe sie von mir.
    „Bär?“, fragt Anna mit blassem Gesicht. „Bär, bitte hör mir nur eine Sekunde –“
    „Ich wollte es dir sagen!“, bettelt Creed. „Es ist einfach passiert und ich wusste nicht, wie ich etwas sagen –“
    Aber das alles verschwindet, als ich seine Hände auf meinen Schultern spüre, seine großen Hände, die Hände, von denen ich geschworen hatte, dass sie für immer mein sein würden. „Wusstest du davon?“, frage ich mit einer Stimme wie ein Erdbeben. „Hast du's gewusst?“
    Es besteht kein Zweifel, an wen diese Frage gerichtet ist. Ich fühle, wie sich seine Hände auf meinen Schultern anspannen, schmerzhaft zudrücken. Dann lehnt er sich nach vorne, sein Atem heiß gegen meinen Nacken, und ich erschauere unwillkürlich. Eine einzige Träne rollt aus meinem rechten Auge. „Ich hab's auch erst heute Abend erfahren“, flüstert Otter, als er seine Stirn gegen mein Haar drückt. Sich an ihn zu lehnen wäre so einfach. So einfach.
    Ich mache einen Schritt von ihm weg. .
    Creed kommt auf mich zu, doch ich schüttle warnend den Kopf und er hält inne, sein Gesicht reine Panik, die wir alle spüren müssen. Aber seine Panik ist gespickt mit Schuld, und das bricht mir schließlich das Genick.
    „Hast du's gewusst?“, frage ich jetzt Creed.
    „Gewusst?“, fragt er verwirrt. „Was gewusst?“
    „Von Jonah“, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
    Seine Augen blitzen über meine Schulter und ich weiß, dass er Otter ansieht. Ich drehe mich nicht um. Ich kann nicht.
    „Otters Ex? Was ist mit ihm?“, fragt Creed, aber dann macht Anna einen Satz nach vorne und flüstert ihm nachdrücklich etwas ins Ohr. Wenn es überhaupt möglich ist, wird sein Gesicht noch weißer. „Das war Jonah ? Bär, ich schwöre bei Gott, ich hatte keine Ahnung! Denkst du wirklich, ich hätte ihn rein gelassen, wenn ich es gewusst hätte? Otter würde niemals –“
    „Was ist hier los?“, fragt Jonah aus dem Flur.
    „Familientreffen“, sage ich, als ich herumwirble. „Ich war gerade dabei, zu gehen.“ Ich schiebe mich an Otter vorbei, der nach mir greifen möchte. Ich schlage seine Hand weg. Jonah lehnt gegen den Türrahmen, sein Gesicht ruhig und gesammelt. Und er lächelt noch immer. Bevor mir bewusst ist, was ich tue, ziehe ich meine Faust zurück, lasse dann meinen Arm fliegen und schmettere meine Knöchel auf seine Nase. Er schreit auf, als Blut von meinen

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