Bär, Otter und der Junge (German Edition)
woran er war, wer gehen und wer bleiben würde, schien er ein wenig beruhigt. Er drehte sich wieder zu mir und drückte sich an mich. Er ließ seine Arme an seinen Seiten und ich legte ihm einen Arm um den Hals als er sich an meinen Hals schmiegte. Ein flüchtiger Gedanke schoss durch meinen Kopf –
...so haben Otter und ich dagelegen,,,
– aber ich schob ihn beiseite, bevor er sich festsetzen konnte. Ich hörte, wie der Junge etwas gegen meinen Hals murmelte und neigte meinen Kopf, um ihn hören zu können. „Kannst du das nochmal sagen, Junge? Ich hab's nicht ganz verstanden“, fragte ich ihm.
„Ich muss mich in die Badewanne setzen. Ich fühle mich, als hätten wir ein Erdbeben“, flüsterte er zurück.
Ich erhob mich sofort, Ty in meinen Armen. Ich hörte, wie Creed Anna und Otter erklärte, was Ty gemeint hatte. Niemand folgte uns und das war für mich in Ordnung. Ich trug Ty zum nächsten Badezimmer, kletterte in die Badewanne und setzte mich mit dem Rücken zur gegenüberliegenden Seite des Ablaufs. Ich streckte meine Beine aus und Ty legte sich gegen meinen Oberkörper, seine Augen glasig und teilnahmslos.
Als Ty vier gewesen war, hatte er im Fernsehen eine Sendung über Erdbeben und Kontinentalplatten gesehen, die sich in seinem Gehirn eingeprägt hatte. Selbst in dem Alter, hatte er sich nicht wie normale Kinder Cartoons angesehen. Später hatte er mir erzählt, dass sie in der Sendung gesagt hätten, dass man im Falle eines Erdbebens einen sicheren Ort aufsuchen soll. Einer dieser Orte, ist das Badezimmer, genauer, die Badewanne. Wann auch immer Ty seit diesem Zeitpunkt Angst hatte, unsicher war, Ärger bekam, wütend war oder mit irgendeiner anderen Emotion fernab von glücklich fertig werden musste, setzte er sich in die Badewanne, bis es ihm besser ging. Er sagte, er wolle sich vor seinen Erdbeben sicher fühlen. Meine Mom hatte immer versucht, ihn davon abzubringen, bis ich ihr eines Tages gesagt hatte, sie solle ihn einfach in Ruhe lassen. Sie tat es, sagte mir, sie würde ihn in Ruhe lassen, aber dass ich mich von nun an um ihn zu kümmern hätte, wenn er in dieser Stimmung wäre.
Also saßen wir in der Badewanne und fühlten, wie sich die Welt unter unseren Füßen bewegte. Irgendwann beruhigte er sich und schlief auf meiner Brust ein, seine Hände noch immer an meinem Shirt festgeklammert. Hier drinnen waren wir sicher. Da draußen bebte die Welt und alles brach auseinander.
S O LIEF es also ab. So hat sie uns verlassen. So habe ich reagiert. So haben wir es Ty gesagt. So habe ich die einzige Wahl getroffen, die ich treffen konnte . Ich wurde achtzehn und ich habe ein Kind bekommen. Ein paar Tage später, machten Creed, Anna und ich unseren Highschool-Abschluss. Sowohl Annas Eltern als auch die Thompsons bekamen erzählt, was geschehen war. Wir haben sie zusammengerufen, so dass wir nicht alles mehrmals erzählen mussten und ich war stolz darauf, wie meine Freunde mir, gegen die Proteste ihrer Eltern, zur Seite standen. Irgendwann brachten wir sie dazu, zuzustimmen, dass ich mich um Ty kümmern dürfte und wir nicht versuchen würden, unsere Mom zu finden oder die Cops zu rufen oder etwas Ähnliches zu unternehmen. Natürlich nur unter der Bedingung, dass ich ihr Hilfe annehmen und nach allem fragen würde, was ich für Ty oder mich selbst brauchte. Otter, Creed und Anna traten alle unter dem Tisch nach mir, als ich zögerte und ich sagte schließlich ja. Ich wusste, dass ihre Eltern hier gegen besseres Wissen handelten, aber ich schätze, dass sie von meiner Drohung, mir Ty zu schnappen und zu verschwinden, wenn sie jemals etwas unternahmen, wussten und so hielten sie sich zurück.
Wie versprochen, kam die Vollmacht zwei Tage nach meinem Geburtstag an, überreicht von Denise, der Freundin meiner Mutter. Wie versprochen, war sie bereits beglaubigt. Alles was ich zu tun hatte war, auf der gestrichelten Linie zu unterschreiben. Ich starrte eine halbe Ewigkeit auf das kleine Stückchen Papier, strich wieder und wieder mit dem Finger über die Unterschrift meiner Mutter. Es fühlte sich an, als würde ich mein Leben versetzen, als würde ich etwas unterschreiben, das für keinen der Beteiligten fair sein würde. Aber was hatte ich letztendlich für eine Wahl? Ich unterschrieb die Vollmacht und Creed und Anna versuchten eine große Sache draus zu machen, sagten, es wäre ein Grund zum Feiern. Ich schüttelte meinen Kopf, als ich auf dem Balkon unserer Wohnung stand und auf den Parkplatz
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