Bär, Otter und der Junge (German Edition)
wenn er es ist, aber ich weiß, wer ich bin. Abgesehen davon, brauch ich diese Art Komplikation gerade nicht. Nicht, dass es einen Unterschied machen würde, denn ich bin nicht so. Ich grinste gequält.
„Über was streitet ihr euch?“, wollte der Junge wissen. Ich hatte vergessen, dass er da war. Ich richtete meinen Blick auf ihn und sah, dass ihm ein Marshmallow auf der Wange klebte. Ich langte über den Tisch, um ihn wegzuwischen.
„Wir streiten nicht, Ty“, sagte ich ruhig. „Erwachsene reden einfach manchmal so.“
Er sah zwischen mir und Otter hin und her. „Bär, nur weil du jetzt achtzehn bist, heißt das nicht, dass du ein Erwachsener bist“, antwortete er, als wollte er lediglich eine Tatsache klarstellen.
„Ja, tut es“, fuhr ich ihn an, versuchte, meine Wut auf jemand anderen als Ty zu richten, hatte aber keinen Erfolg. Er zuckte nicht einmal zurück. Stattdessen nahm er einen weiteren Bissen und blickte lässig zu Otter.
„Du hast Recht. Mit Bär hat man am Morgen keinen Spaß. Ich denke, es liegt daran, dass du kein besonders gutes Kissen bist“, erklärte der Junge. Oh, verfluchte Scheiße! Mein Gesicht brannte. Ich bedeckte es mit meinen Händen.
„Ich denke, dass du da recht hast, Junge“, erwiderte Otter sanft. Ich wusste, dass er mich ansah. „Otter sind keine besonders guten Kissen.“
Ich ließ meine Hände sinken und war im Begriff, etwas zu sagen, irgendetwas, als Anna und Creed zurück ins Zimmer kamen. Ich erhob mich schnell und ging zu Anna hinüber, was sie offenbar überraschte. Ich schlang meine Arme um sie und umarmte sie fest. Ich konnte ihren weichen Körper an meinem spüren und war zufrieden, dass ich davon ein bisschen angetörnt war. Zufrieden, bis ich bemerkte, dass mein Blick, über Annas Schulter hinweg, auf Otters ruhte. Ich konnte seinen Ausdruck nicht lesen. Er sah als erstes weg.
Gut , dachte ich wild. Gut. Gut .
„Ähm, Bär?“, sagte Anna. „Ich ersticke hier gleich.“ Mir wurde klar, dass ich sie fester und fester gedrückt hatte, bis Otter sich schließlich abgewendet hatte. Ich ließ sie los und sie warf mir einen besorgten Blicke zu.
„Mir geht’s gut “, antwortete ich, noch bevor die Frage ihren Mund verlassen konnte. Ich wusste selbst damals schon, dass ich das noch oft gefragt werden würde.
„Okay“, erwiderte sie, nicht überzeugt. Sie warf mir einen letzten Blick zu, bevor sie sich dem Jungen zuwendete. „Lucky Charms?“, rief sie mit begeisterter Stimme aus. „Bist du sicher, dass du keine French Toast möchtest?“
Der Junge grinste durch einen Mund voller Zuckerklümpchen. „Können wir Erdnussbutter und Sirup drauf machen? Kann ich helfen?“
„Erdnussbutter und Sirup kann ich liefern, aber ich glaube, Bär hat etwas, das er mit dir besprechen muss“, erklärte sie ihm, hob ihn von seinem Stuhl und umarmte ihn wie ich sie zuvor umarmt hatte. Er beschwerte sich ein wenig, umarmte sie aber zurück. Sie setzte ihn wieder hin und ich konnte die ersten Tränen in ihren Augen glitzern sehen, als sie mich wieder anblickte. Wut wallte in mir auf, schwarz und ölig. Wage es nicht, mit heulen anzufangen. Wenn du anfängst, wird Ty anfangen. Er wird es zwar sowieso tun, aber du fängst nicht an, wage es nicht.
„Bär?“, fragte der Junge. „Was willst du mit mir besprechen? Machen wir für deinen Geburtstag einen Ausflug? Weil, ich hab mir nämlich überlegt, wir könnten in die Unterwasserwelt gehen und Otter, den Otter und Todd, den Seehund, ansehen“, verkündete er und benannte seine Liebligstiere in der Touristenfalle am Rande Seafares.
Ich sah Anna an, die Brot und Eier hervorholte und ich wusste, dass sie konzentriert zuhörte. Ich war froh zu sehen, dass die Tränen weitestgehend versiegt waren. Ich sah Creed an, der zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß, ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. Und ich sah Otter an, zu Otter, aber seine Gesichtszüge verweilten so passiv wie sie vorher waren, verrieten nichts. Ich seufzte schwer und setzte mich Ty gegenüber.
„Junge“, begann ich und war beunruhigt, als das Wort zäh und emotional klang. Mein Gesicht war plötzlich nass, mein Herz tat weh und meine Kehle zog sich zusammen. Oh mein Gott , japste ich in meinem Kopf. Jetzt fang du nicht auch noch an! Wo, zur Hölle, kommt das jetzt her?
„Bär“, ich hörte Tys plötzlich besorgte Stimme. Ich hörte das Schleifen seines Stuhls, als er ihn zurückschob und ich hörte, wie Creed sich ebenfalls erhob, aber
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