Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Küchentisch in meiner Wohnung. In zwei Tagen findet Tys Geburtstagsparty statt und wir geben unserer Planung gerade den Feinschliff. Ich hab auf irgendeiner Elternwebsite gelesen, dass man an einem Kindergeburtstag kleine Tütchen mit unnützem Spielzeug und Süßkram verteilen muss. Also habe ich sie als Helfer engagiert, um alles zusammenzustellen, nachdem wir den Neunundneunzig-Cent-Shop in der Nähe den Strandes geplündert haben. Ich habe keine Ahnung, warum Kinder noch mehr billiges Plastikspielzeug und Süßigkeiten brauchen sollten, aber wer bin ich schon, dass ich das Internet in Frage stelle. „Das ist ein Witz, oder?“
„Was?“, fragt Creed und sieht leicht beleidigt aus. „Ich hab gehört, dass er prima mit Kindern umgehen kann. Unsere Nachbarn von nebenan hatten ihn auch auf einer Party.“ Er sieht hilfesuchend zu Anna, aber diese blickt genau so entsetzt drein wie ich mich fühle.
Ich stöhne. „Wir werden für Tys Party keinen verfluchten Clown bestellen. Wie kannst du das auch nur vorschlagen? Erinnerst du dich nicht daran, dass wir in seinem Alter Es gesehen haben?“
Er grinst. „Wir sind bis in die frühen Morgenstunden in der Sofa-Festung, die wir in Otters Zimmer gebaut hatten, aufgeblieben. Du warst so 'ne Pussy!“
Anna lacht. „Soweit ich mich erinnere, war die Festung deine Idee und du hast dir nie wieder einen Clown ansehen können, ohne zu schreien.“
Creed macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ich war neun. Und dieser Clown hat Leute gefressen.“
„Ich weiß nicht“, sage ich, „ist es nicht ein wenig seltsam, wenn erwachsene Menschen sich als Clowns verkleiden und auf Geburtstagspartys gehen? Klingt für mich, als könnte das der Stoff für eine Abkopplung von Tatort Internet sein. Ich bin nicht sicher, ob ich möchte, dass diese Geburtstagsfeier ins Fernsehen kommt. Ich denke nicht, dass die Eltern das zu schätzen wissen.“
Er seufzt. „Na gut. Wenn das Ganze ein Reinfall wird, und es dem Jungen peinlich ist, die schlechteste Party seit Anbeginn der Welt geschmissen zu haben und er dir sagt, dass er von nun an bei mir daheim leben möchte: Heul dich nicht bei mir aus.“
Ich schnaube. „Wenn er das sagt, kannst du ihn haben.“
Creed nimmt einen Ring-Lutscher und schiebt ihn in eine Scooby-Doo -Tüte. Dann beginnen seine Augen zu leuchten. „Wir könnten es Otter machen lassen.
Anna wirft ein Billigspielzeug nach ihm und es prallt von seinem Kopf ab. „Das wäre sogar noch schlimmer! Abgesehen davon, würde sich Otter niemals als Clown verkleiden. Er hat zumindest ein wenig Würde, oder?“
Creed blickt finster. „Kaum. Alles was er zurzeit tut, ist schmollen wie eine Teenie-Tussi. Jedes Mal, wenn ich daheim bin, ist er hinter verschlossener Tür in seinem Zimmer. Ich sag euch, Leute, irgendwas Übles aus San Diego macht ihm zu schaffen. Ich dachte, der ganze Punkt, einen schwulen Bruder zu haben, ist der, dass sie angeblich total cool sind. Ich hab einen defekten schwulen Bruder.“
„Hatte er keinen festen Freund?“, fragt Anna. „Ich dachte, er lebt mit jemandem zusammen.“
„Hatte er“, antwortet Creed. „Jacob oder Josh oder was Ähnliches. Er hat ihn ein paar Mal erwähnt. Wenn ich ihn jetzt danach frage, sagt er jedes Mal, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern. Selbstverständlich lass ich nicht locker. Irgendwann wird er's schon ausspucken.“
„Ich bin sicher, wenn er darüber reden wollte, würde er's auch tun“, weist Anna ihn zurecht. „Lass ihn einfach in Ruhe und er wird einlenken.“
„Besser ist das“, warnt Creed. „Traurige Schwuchteln sind langweilige Schwuchteln.
„Sag nicht Schwuchteln“, erwidert Anna. „Das ist unangebracht.“
Er verdreht die Augen und schiebt sich einen grelles Bonbon in den Mund. „Er ist mein Bruder. Abgesehen davon, weißt du, wie sie uns nennen?“
„Wie?“
Er lehnt sich nach vorne und flüstert: „Brüter.“
„Creed“, sage ich, „du bist ein Idiot.“
„Ja, was soll man machen? Aber ernsthaft, Josh oder Jacob hat ihn aus der Spur geworfen. Ihr beide macht dauernd Schluss, aber ihr schmollt nicht.“
„Nur, weil du in deinem Leben noch nie etwas für eine längere Zeit ausgehalten hast, musst du's nicht an denen auslassen, die es tun“, fährt Anna ihn an.
Er spöttelt, „Ich könnte, wenn ich wollte. Aber hast du eine Ahnung wie viele, leicht zu habende Mädels, es an der ASU gibt? Und das allein in meiner Straße ?“
„Du bist ein Schwein, Creed.“
Er
Weitere Kostenlose Bücher