Bär, Otter und der Junge (German Edition)
ist ein dunkler Ort, ein versteckter Ort und ich habe nicht die Energie, nach ihm zu suchen. Eine eigenartige Furcht macht sich in mir breit und legt sich um die Wärme, die sich gleichzeitig begonnen hatte auszubreiten. Das Ganze hat einen Namen, aber ich werde nicht derjenige sein, der es benennt.
Seine einzige Chance?
Ich höre, wie Creed durch die Tür bricht. „Bär! Bär!“
„Was?“, rufe ich zurück, und bin erleichtert über die Ablenkung.
Er kommt in die Küche gestürmt, ein panischer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Ty ist gerade aus dem Bus gestiegen!“
„Oh Scheiße“, brumme ich, renne zum Tisch und beginne, alle Partyspielsachen und die Deko in die Tüten zu räumen, in denen wir sie transportiert hatten. Creed und Anna lachen, als wir alles in Moms altes Zimmer werfen, aber ich kann sehen, wie Anna mir hin und wieder neugierige Blicke zuwirft. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass sie weiß, dass ich ihre Frage niemals wirklich beantwortet habe. Ich habe niemals geleugnet, Otter gesehen zu haben, bevor er fortgegangen ist.
Er sagte, dass er gedacht hat, seine eine Chance jemals glücklich zu sein, verloren zu haben.
Was hatte er damit gemeint?
H AST du jemals versucht, eine Überraschungsparty für jemanden zu schmeißen? Es ist praktisch unmöglich, es wirklich eine Überraschung werden zu lassen, denn früher oder später findet die Person es heraus. Jemand wird es der Person erzählen oder sie findet irgendein Beweisstück oder bemerkt einfach wie seltsam die Leute sich aufführen. Dann gibt es die nonchalante Art, jemanden loszuwerden, um die Party vorzubereiten. Du erzählst einfach, er oder sie soll mit jemandem mitgehen und ihr würdet euch dann später wieder treffen. Nun versuch das mit einem Jungen, der Verlustängste hat und praktisch jede wache Minute an dir klebt. An seinem Geburtstag.
Nichtsdestotrotz war der Junge völlig überrascht.
Wir haben schon die letzten paar Jahre Geburtstagspartys für ihn gegeben, aber dieses Jahr hatte ich mir aus irgendeinem Grund in den Kopf gesetzt, dass ich etwas Großes wollte. Ich hatte seit vier Monaten gespart, um mir alles, was ich wollte, leisten zu können. Ich hab sogar so einen Zauberer bestellt, der kommen und ein paar Tricks vorführen würde (ich weiß, ich weiß. Du denkst: Wo liegt der Unterschied zu einem Clown? Nun, ein Zauberer trägt keine Schminke im Gesicht und verfolgt dich nicht in deinen Träumen). Wir haben Creeds Haus wie die Irren dekoriert und es sah aus, als hätten wir das verdammte Dekogeschäft ausgeraubt. Es war ein wenig übertrieben, besonders als ich bemerkte, dass wir die zehn Rollen Luftschlangen, die ich gekauft hatte, bereits aufgebraucht hatten. Und dann gab es noch die Tatsache, dass beinahe jeder aus Tys Klassenstufe aufgetaucht war. Ungefähr hundert Leute befanden sich im Haus, als Anna anrief, um Bescheid zu sagen, dass sie auf dem Weg waren. Ich hatte alle dazu gebracht, erst ab der Kirche die Straße runter zu parken. Der Parkplatz war noch niemals so voll gewesen, nicht einmal an Sonntagen.
Ich scheuchte alle in den Eingangsbereich und das Wohnzimmer des Hauses. Ich stand vor ihnen und versuchte alle dazu zu bringen, leise zu sein und erhaschte einen Blick auf Otter, der schief grinste als er dabei zusah, wie ich versuchte, vierzig Kinder dazu zu bringen, die Klappe zu halten. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass niemand mich sehen konnte, zeigte ich ihm den Mittelfinger. Er lachte leise.
Also, wirst du mit ihm reden? , hat Creed mich ein paar Tage nach der Unterhaltung bei mir zu Hause gefragt.
Kann es nicht bis nach dieser verdammten Party warten?
Ja, aber mach es bald, okay? Ich hab die Schnauze voll von depressivem Otter.
Glaubst du wirklich, dass es so einen großen Unterschied machen wird?
Ja, das denke ich. Ich denke, du brauchst es auch.
Was meinst du?, hatte ich leicht genervt gefragt.
Du bist vielleicht der Einzige auf den Otter hören wird, aber ich weiß mit Sicherheit, dass er der einzige ist, auf den du hören wirst.
Ich hatte ihn nicht gebeten, das weiter auszuführen.
Da stand ich nun also, wedelte wild mit den Armen und fragte mich, wie um alles in der Welt ich auf die Idee gekommen war, so viele Kinder einzuladen. Ich war absolut sicher; einer von ihnen musste ausgepackt haben. Ich hörte, wie Anna und der Junge den Weg zur Vordertür entlanggingen. Ich hörte, wie Ty Anna gerade über irgendetwas belehrte und rannte, um einen Platz zum Verstecken zu finden.
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