Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Im Laufen schnappte eine Hand nach meiner und riss mich nach unten. Otter hatte mich beinahe auf seinen Schoß gezogen.
„Uff“, grunzte ich.
„'tschuldigung“, gab er zurück, ohne nur im Geringsten entschuldigend zu klingen.
Er ließ meinen Arm nicht los und ich hatte lediglich zwei Sekunden, um mich zu fragen, wann seine Hände so groß geworden waren, als sich die Tür öffnete und das Haus in Schreie und Chaos ausbrach. Ich sprang auf, machte einen nicht näher definierbaren Ausruf und konnte den exakten Zeitpunkt bestimmen, in dem Otters Arm meinen losließ und auch er neben mir in Jubel ausbrach.
Hast du jemals so viele Menschen gleichzeitig schreien hören? Nein?
Es ist laut.
Ich sah, wie Ty und Anna beide einen Schritt zurück machten und sie erzählte mir später, dass es sich anhörte, wie ein Überschallknall, wenn du ihn am wenigsten erwartest. Ty ist beinahe aus seiner eigenen Haut gesprungen und ich wusste, dass wir es geschafft hatten, als er den Mund öffnete und alle anstarrte. Creed stürmte vor und warf ihn in die Luft. Selbst mitten im Flug, konnte ich sehen wie seine Augen nach mir suchten, also stellte ich mich neben Creed, als dieser ihn absetzte. Der Junge legte seine Hand auf die exakte Stelle, wo eben noch Otters gelegen hatte. Er zog an meinem Arm zu sich herunter, um über die Geräuschkulisse hinweg in mein Ohr flüstern zu können.
„Bär“, fragte er, „ist das alles für mich?“
Ich wuschelte seine Haare und antwortete, „Du kannst deinen Hintern darauf verwetten, dass es das ist.“
Dann grinste er und die letzten vier Monate, die ich damit verbracht habe, jeden Cent zusammenzukratzen waren es wert.
W IR sitzen im Garten, alle Kinder auf dem Rasen verteilt, um dem Fantastischen Wie-War-Doch-Gleich-Sein-Name dabei zuzusehen, wie er ein Kaninchen aus seinem Zylinder zieht. Die Kinder kreischen vor Lachen, die Eltern klatschen höflich und Creed lehnt sich zu mir und wispert, „Inwiefern ist das besser als ein Clown?“
„Zumindest muss ich, wenn er wieder fährt, keine Kinder zählen, um sicher zu sein, dass er keins mitgenommen hat“, flüstere ich zurück.
Er sieht mich ungläubig an. „Hast du nicht den Van gesehen, mit dem er hier vorgefahren ist? Und dieser falsche Schnurrbart, den er trägt. Um Himmels Willen, du solltest vermutlich doch lieber zählen.“ Ich knuffe ihn in den Arm.
Der Zauberer verbeugt sich und verspricht, nach einer kleinen Pause wiederzukommen. Die Kinder zerstreuen sich und mein Junge rennt auf mich zu, wirft sich in meine Arme und beginnt über eine Million Dinge gleichzeitig zu reden. Dann windet er sich aus meinen Armen und rennt mit ein paar Jungen aus seiner Klasse zu einer Hüpfburg, welche Creed einfach mal so gemietet hat. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihm das Geld dafür geben würde. Er hat mir gesagt, ich solle meine dämliche Klappe halten.
Anna erscheint an meiner Seite. „Hey“, begrüße ich sie und lege einen Arm um ihre Schultern.
„Selber hey“, antwortet sie. „Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich hinbekommen hast.“
Ich schnaube. „Du meinst wir haben es hinbekommen.“
Sie sieht zu Ty hinüber, der gegen die Wände der Burg springt. „Hast du seinen Gesichtsausdruck gesehen? Ich dachte er wir ohnmächtig.“ Wir alle Lachen, als Ty einen Salto versucht und kläglich scheitert. „Ich hab ihn noch nie zuvor so gesehen“, bemerkt sie.
Ich weiß was sie meint. Seit Beginn der Party ist er den Garten hoch und runter gelaufen, ein Ausdruck fortwährender Freude auf seinem Gesicht. Hin und wieder war er zu mir gekommen, aber nur, um mir zu sagen, was er gerade gemacht hat, um dann in die entgegengesetzte Richtung weiterzulaufen. Er war nie mehr als ein paar Sekunden an meiner Seite gewesen. Ich grinse, auch wenn sich ein klein wenig ein melancholisches Gefühl in mir breit macht.
„Es ist schon eine Weile her“, sage ich.
Creed verschluckt sich neben mir an seinem Getränk. Er zeigt auf Otter und ich blicke hinüber, um zu sehen, wie Otter von Kindern umzingelt ist, die anscheinend alle gleichzeitig auf ihn klettern wollen. Von dort, wo wir stehen, können wir ihn rufen hören, als er in einem Meer von winzigen Füßen verschwindet.
„Zu schade“, sagt Anna.
„Was?“, frage ich abwesend, während ich Otter zusehe, wie er versucht sich wieder zu sortieren und Ty aus dem Nichts auftaucht, um ihn von hinten anzugreifen.
„Dass er niemals eigene Kinder haben wird. Er wäre ein guter
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