Bär, Otter und der Junge (German Edition)
viel einfacher, sie zu hassen, wenn sie weggehen, nicht wahr? Nicht wahr?
„Bär, um Himmels Willen, kannst du dich mal auf mich konzentrieren?“, fragt Creed und bufft mich in den Arm. „Ich schwöre, manchmal bist du schlimmer als Otter.“
„Sorry“, murmle ich.
„Ich muss los“, sagt er, als er aufsteht. „Die Tussis in Portland warten auf niemanden.“
Ich grinse. „Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem du mir erzählst, dass du dir'n Tripper eingefangen hast.“
Er neigt seinen Kopf. „Das ist es, was du nicht erwarten kannst? Von Allem auf der Welt ist es das , was du nicht erwarten kannst? Bär, das ist einfach nur traurig. Und sehr, sehr gemein von dir. Und deshalb werde ich dir, wenn ich wirklich 'nen Tripper kriege, im Schlaf in den Mund pinkeln und dann kannst du mit mir zusammen Tripper haben.“ Er beginnt damit, in seinen Schritt zu greifen und zu stöhnen. Ich lache und versuche wegzukommen, aber er drückt mich gegen die Wand. Ein älteres Ehepaar kommt aus dem Laden und starrt uns an. Er winkt ihnen zu und sagt: „ Ist schon okay. Wir sind schwul. Das ist mein Lebensgefährte, Greg.“
Ich zucke zusammen und schiebe ihn von mir weg. „Creed, du Arschloch“, fahre ich ihn an, als die älteren Herrschaften davongehen und uns über ihre Schultern hinweg abfällige Blicke zuwerfen. „Du kannst so'n Scheiß nicht bei mir auf der Arbeit abziehen!“
Er streckt mir die Zunge heraus. „Es ist ja nicht so, als hätte ich deinen echten Namen benutzt, Süßer .“
„Idiot“, brumme ich.
„Ja, du liebst mich. Wie auch immer, ich bin weg. Ich ruf an, wenn ich angekommen bin, um dir auf die Nase zu binden, wie viel Spaß ich ohne dich habe.“ Er tätschelt mir freundschaftlich den Rücken und beginnt wegzugehen. Ich drehe mich um, um wieder hineinzugehen, als er sagt: „ Tust du mir einen Gefallen?“
Ich nicke.
„Kannst du für mich nach Otter sehen, mindestens einmal? Ich will nicht nach Hause kommen und rausfinden, dass er einen auf Emo gemacht und sich die Pulsadern aufgeschnitten hat.“ Als ich beginne zu protestieren, lässt er sich auf seine Knie fallen und beginnt mit schriller Stimme zu kreischen, „Biiiiitttteeee, Greg? Biiiittteeee?“ Ich sehe mich panisch um und verspreche ihm, nur um ihn loszuwerden, dass ich es tun würde.
„Bis dann, Papa Bär“, sagt er und als ich mich wieder umdrehe, ist er bereits verschwunden.
S PÄTER liegen Anna und ich, das Grauen auf unsere Gesichter geschrieben, ausgestreckt auf der Couch, während Ty immer wieder in Richtung des Fernsehers seufzt. Offensichtlich war ein Teil des Geburtstagsgeschenks von Creed an den Jungen die Dokumentation über PETA gewesen, die dieser unbedingt sehen wollte. Wie er es geschafft hat, sie an mir vorbeizuschmuggeln, als ich seine Ausbeute nach Hause gebracht habe, war mir ein Rätsel, bis er mir erzählt hat, dass er Onkel Creed hatte versprechen müssen, dass er es verstecken würde, bis er Gelegenheit hätte, es sich mit mir anzusehen. Ich werde Creed umbringen , wenn er heimkommt. Im Film geht es nicht um normale PETA Mitglieder, nein. Es geht um hardcore PETA Mitglieder. Wirklich verstörender Scheiß.
„Sieh ihn dir an“, flüstert Anna gegen meine Brust. „Er wird so ein Hippie werden, wenn er groß ist.“
„Nicht, wenn ich's verhindern kann“, grolle ich zurück. „Ich schwöre bei Gott, wenn der Junge das erste Mal im Knast landet, weil er einen Affen befreit hat, wird Creed derjenige sein, der ihn raushaut.“
Anna und ich versuchen unser Lachen zu unterdrücken, aber der Junge hört uns trotzdem und wirft uns einen missbilligenden Blick zu. Nichts ist schöner, als von einem neunjährigen Ökoterroristen-Azubi verächtlich angeschaut zu werden. Nach zwei qualvollen Stunden endet der Film und ich sage Ty, dass es Zeit für's Bett ist. Ich weiß, dass er mich gehört hat, aber statt aufzustehen und zu tun, was ich ihm gesagt habe, dreht er sich auf den Rücken und starrt an die Decke, sein Gesicht auf diese bestimmte Art und Weise zusammengekniffen, dass ich weiß, dass ihm ein ernstes Thema auf der Seele brennt. Anna sieht es ebenfalls und weiß auch, das wir warten müssen, bis der Junge zu reden anfängt. Ihn zu drängen bringt nichts.
„Derrick?“, fragt er schließlich.
„Was ist los, Junge?“
Er setzt sich auf, legt seinen Kopf schief und sieht uns an. Sein Verhalten lässt darauf schließen, dass er schon eine Weile darüber nachgedacht hat und schließlich bereit
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