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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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nicht erwarten, dass du für mich da bist, wenn ich nicht für dich da war.“ Er steht auf und sucht sich seinen unsicheren Weg an mir vorbei, hinaus aus der Hüpfburg. Ich starre ihm dümmlich hinterher.
    Das ist es also , denke ich dumpf. Das ist es. Ich kann so nicht weitermachen.
    Er ist bereits auf halbem Weg durch den Garten, als ich nach ihm rufe. Ich will es gar nicht. Es geschieht einfach. Er hält an, die Schultern in sich zusammengesunken. Meine Füße bewegen sich, bevor mir klar wird, dass ich hinter ihm her renne. Ich halte ein paar Schritte von ihm entfernt an und er dreht sich nicht um.
    „Was hast du gemeint?“, frage ich, bevor ich mich davon abhalten kann. „Was hast du mit dem gemeint, was du zu Anna gesagt hast?“
    Er klingt niedergeschlagen. „Was habe ich zu Anna gesagt, Bär?“
    „Du hast gesagt, du fühlst dich, als hättest du deine eine Chance glücklich zu sein verloren“, erzähle ich ihm mit krächzender Stimme. „Was hast du gemeint?“
    Sein Körper spannt sich an und ich denke, er wird sich umdrehen und ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn er es tut, aber ein Teil von mir, ein geheimer Teil, will ihn zwingen sich umzudrehen, mich anzusehen, so dass ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen kann, damit ich weiß, ob er mir die Wahrheit sagt, was auch immer er mir sagt. Ich bin schweißgebadet und mir ist kotzübel, aber dreh dich verflucht nochmal um! Sieh mich an! Gib mir irgendwas, verdammte Scheiße!
    Einen Moment lang sieht es so aus, als ob er es tun würde, aber er tut es nicht. Er geht rein, ohne etwas zu sagen.
    Er geht weg von mir.
    Wieder.

    I N DIESER Nacht träume ich einen anderen Traum, als ich meinen Arm schützend um den Jungen lege.
    Ich gehe am Strand entlang. Der Himmel ist blau und das Wasser ist blau und der Sand ist blau. Nicht das Blau eines Tages, sondern das schwarz-blau des nächtlichen Ozeans. Manchmal geht Otter mit mir, manchmal ist es meine Mom. Sie sagen nichts, also tue ich es auch nicht. Das ist aber okay; das stört mich nicht. Ich mag es, an diesem Mitternachtsstrand entlangzugehen. Ich weiß, dass mich hier nichts verletzen kann. Ich habe um diesen Platz gekämpft. Es fühlt sich an wie der einzige Kampf, den ich jemals kannte.
    Otter verschwindet und meine Mom nimmt seinen Platz ein. Sie sieht neugierig zu mir herüber und ich strecke meine Hand aus, um die ihre zu nehmen, aber sie macht einen Schritt zurück und schüttelt ihren Kopf. Dann ist sie verschwunden und es ist Otter, der neben mir steht. Ich biete meine Hand wieder an und er weist sie ebenfalls zurück, aber er kommt näher. Ich spüre seinen Arm, der leicht gegen meinen streift. Er zeigt hinaus aufs Wasser und ich beginne darauf zuzugehen, als die Wellen sanft gegen den Strand rollen. Ich folge ihm, als er die Brandung durchbricht. Meine Füße sind nass und ich halte an. Ich versuche ihm zuzurufen und ich weiß, dass er mich hören muss, denn er dreht sich um und streckt mir seine Hand entgegen, will, dass ich seine nehme. Ich zögere und er sieht es und dann ist er verschwunden und da ist wieder meine Mom, die die seichten Stellen durchschreitet, mich zu sich winkt. Ich mache einen Schritt zurück.
    Und einen weiteren.
    Und einen weiteren.
    Otter sieht mich traurig an. Seine Augen haben nicht dieses leuchtende Grün wie sie es sollten, sondern das Braun meiner Mutter. Er lässt den Kopf hängen und seine Hand fällt zur Seite. Er dreht sich um und läuft weiter hinaus, ins Wasser, bald wird er nicht mehr stehen können. Ich weiß, ich kann nicht hier sitzen und ihm beim Ertrinken zusehen, aber ich habe so große Angst davor, gemeinsam mit ihm zu ertrinken, dass ich ihm nicht folge. Das Wasser umgibt seine Schultern und noch immer bewegt er sich weiter hinaus und es gibt einen Moment, eine helle, leuchtende Lücke im nächtlichen Blau und ich renne ihm nach, so wie ich schon immer wusste, dass ich es tun würde. Das Wasser spritzt um mich herum und es ist klebrig und schwer, aber ich kümmere mich nicht darum. Ich muss ihn erreichen. Er hört, wie ich mich nähere und dreht sich um und ich kann sehen, dass seine Augen wieder grün sind, so wunderschön golden und grün, dass ich vor Erleichterung lache. Das Wasser läuft in meinen geöffneten Mund und ich sinke. Ich ertrinke. Das Wasser schließt sich über meinem Kopf und ich bin vergangen, vergangen, vergangen.

Kapitel 5

    Wo Bär mehrere
    Wahrheiten erfährt

    „E UCH beide wird es nicht mal interessieren, dass ich

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