Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Blick zu und er hält sich eine Hand vor den Mund, als er weiterkichert.
„Du solltest dein Gesicht sehen“, bringt er zwischen den Lachern hervor. „So verdammt unbezahlbar. Du siehst aus wie –“ Aber das ist alles, was er hervorbringt, bis ich schweigend auf ihn zurenne und ihn mit der ganzen Kraft meiner Schultern gegen seine Taille zu Boden reiße. Ich denke, dass ich, was auch immer ich gewinnen wollte, gewonnen habe, aber jeder weiß, das Hüpfburgen unfair sind. Als ich ihn in die Wand ramme, rutschen meine Socken an der Gummioberfläche ab und mir haut es beide Füße weg. Ich versuche wild nach etwas zu greifen, aber alles, was ich erwischen kann, ist eine Handvoll Otter und ich ziehe ihn mit mir hinunter. Ich lande flach auf meinem Rücken und mir bleibt nur eine Sekunde Reaktionszeit, bevor er auf mich fällt, meinen Kopf gegen seine Brust. Ich kann sein schweres Atmen fühlen und seinen schnellen Herzschlag in seiner Brust hören. Einen Moment liege ich reglos da, versuche mich zu zwingen, mich zu bewegen,, schaffe es aber nicht. Ich kann die ganze Länge seines Körpers gegen meinen spüren und es ist völlig anders als mit Anna, der einzigen anderen Person, zu der ich je so engen körperlichen Kontakt hatte. Er ist stark und hart und riecht eindeutig männlich, und eine Million Dinge prasseln gleichzeitig auf mich ein und ich kann nicht atmen, und ich kann mich nicht bewegen und alles, woran ich denken kann, ist er, wie er hier und jetzt bei mir ist und es ist, als wären die letzten drei Jahre niemals geschehen und es ist, als ob er schon immer hier gewesen ist und schon immer Otter war und ich habe panische Angst, denn ich kann fühlen wie ich von seinem Gewicht auf mir hart werde, und auch wenn er nur für eine Sekunde dort liegt, fühlt es sich an wie eine Ewigkeit.. Sein Körper spannt sich an, als wäre er elektrisiert und er schiebt sich schnell von mir herunter, und ich fühle mich kalt und überrascht, als mir eine einzige Träne die Wange herunterläuft.
Er rutscht hastig in eine Ecke auf der anderen Seite, sein Gesicht in den Schatten verborgen, Ich höre, wie er stoßweise atmet und er klingt wie ein wildes Tier, als er mich anknurrt, „Was zur Hölle soll das werden?“
Ich sage nichts.
„Was willst du von mir, Bär?“, fährt er mich plötzlich und verärgert an. .
„Ich weiß es nicht“, murmele ich wahrheitsgemäß. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen könnte.
Bär, oh Bär , flüstert mein Verstand traurig.
Ihm entfährt ein schmerzerfülltes Stöhnen, und er fällt an der Wand in sich zusammen. „Geh wieder rein, Bär. Geh wieder rein und lass mich in Ruhe.“
Ich setze mich auf und will genau das tun. Ich bin schon am Eingang der Hüpfburg, als ich noch einmal innehalte. „Was ist mit dir passiert, Otter?“, frage ich, ohne mich umzudrehen. „Warum bist du zurück nach Hause gekommen?“
„Nicht jetzt, Bär“, bittet er. „Ich kann das jetzt nicht. Geh weg. Geh einfach weg.“
„Nein“, widerspreche ich, und drehe mich um, um ihm zu zeigen, dass ich jetzt ebenfalls verärgert bin. „Nein, du wirst es mir sagen und du wirst es mir jetzt sagen. Ich hab deinen Scheiß die letzten drei verfluchten Jahre hingenommen verdammt nochmal, du schuldest es mir.“
„Was interessiert es dich?“, brummt er.
„Weil du mein Freund bist, Otter!“, schreie ich ihn zitternd an. „Selbst nach allem, was du getan hast, selbst nach all dem , bist du noch immer mein Freund! Ich habe sonst nichts, was ich dir geben kann, also gib mir ausnahmsweise mal was zurück!“ Meine Worte hallen von den Wänden und tanzen durch meinen Verstand. Ich kann sein Gesicht noch immer nicht sehen, aber ich will nicht näher zu ihm gehen. Ich habe noch nie mit jemandem so geredet wie mit ihm in der letzten Woche. Wenn ich er wäre, würde ich mich hassen. Wenn ich er wäre, würde ich auch nicht mit mir sprechen wollen. Ich spüre, wie die Scham langsam mein Gesicht erhitzt und ich habe das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen, aber ich kann nicht. Ich will nicht . Wie falsch es auch immer war, die Dinge zu sagen, die ich gesagt habe, zumindest war es die Wahrheit.
„Otter“, versuche ich es erneut, meine Stimme sanfter. „Warum willst du nicht mit mir reden?“
„Du hast es schon gesagt, Bär“, erklärt er mir mit tonloser Stimme. „Es gibt nichts, was du mir noch geben kannst und ich weiß sicher, dass ich nicht mehr von dir erwarten sollte. Du hast genug getan. Ich kann
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